Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Legende von Carter Prewitt

Die Legende von Carter Prewitt

Titel: Die Legende von Carter Prewitt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pete Hackett
Vom Netzwerk:
Marshal den Gefangenen hinter Schloss und Riegel brachte, überquerte Duncan Talbott die Main Street, um in den Saloon zu gehen. In einer Lücke zwischen zwei Gebäuden sah er einen Mann an einem Gartenzaun entlang patrouillieren. Er trug ein Gewehr.
    Chuck Haines hatte am Morgen des Vortages die Bürgerwehr mobilisiert. Rock Creek wurde bewacht, als erwartete man einen Angriff. Tatsächlich aber sollte verhindert werden, dass ein erneuter Anschlag auf Slim Jordan unternommen wurde, der vielleicht erfolgreicher war als der Mordversuch vor etwa sechsunddreißig Stunden.
    Jedem war klar, dass Jordan ein wichtiger Zeuge gegen Carter Prewitt war. Und all jene, die sich bisher vor dem Rancher duckten und nach seiner Pfeife tanzten, die sozusagen mit den Wölfen heulten, waren aufgrund der Ereignisse in den vergangenen Tagen und Wochen zu seinen Gegnern geworden und wollten erleben, dass er zu Kreuze kriechen musste, dass man ihm vielleicht sogar den Todesstoß versetzte. Man wollte sich aus dem Schatten lösen, den die Triangle-P Ranch viele Jahre auf Rock Creek geworfen hatte. Mit der Besiedlung des Landes am Fluss war eine neue Ära angebrochen. Von den Siedlern versprach man sich in der Stadt mehr als von der Triangle-P …
    Ein Buggy, der von einem Pferd gezogen wurde, kam die Straße herunter. Auf dem Bock saßen Joana Prewitt und Virginia Shaugnessy. Joana lenkte das Pferd.
    Der U.S. Deputy Marshal hielt an und wartete. Gleich darauf war der Wagen heran und Joana zügelte das Pferd. Duncan Talbott entging nicht, dass hinter dem Sitz des leichten Fahrzeugs eine prallgefüllte Reisetasche abgestellt war.
    »Ich habe meinen Mann verlassen«, sagte Joana ohne Umschweife. »Grund hierfür ist, dass ich nicht länger mit seiner Art zurecht komme.«
    »Und ich lasse Joana nicht allein«, bemerkte Virginia Shaugnessy. »Sie hat viel – viel zu viel - durchgemacht, und sie geht durch die Hölle, so lange das Schicksal von Amos und Ann ungewiss ist.«
    »Das kann ich nachvollziehen«, murmelte Duncan Talbott. »Wie hat Ihr Mann reagiert, Ma'am?«
    »Er hat geschwiegen. Aber gerade dieses Schweigen beunruhigt mich und macht mir Angst. Carter ist unberechenbar geworden.«
    Virginia Shaugnessy mischte sich ein. »Ich möchte mit meinem Vater sprechen, Marshal. Es ist nicht vorstellbar für mich, dass alles Menschliche in ihm abgestorben sein soll. Als Brandon und ich klein waren und unsere Mutter noch lebte, war er ein fürsorglicher Vater. Etwas davon muss tief in seinem Innersten noch schlummern.«
    »Versuchen Sie's«, sagte Duncan Talbott. »Schaden kann es nicht. Möglicherweise rufen Sie etwas in Ihrem Vater wach, und er erzählt Ihnen, wo wir die Kinder finden können.«
    Joana Prewitt peitschte das Pferd mit den Leinen. Es legte sich ins Geschirr. Duncan Talbott setzte seinen Weg zum Saloon fort.
     
    *
     
    »Du solltest an Ma denken«, murmelte Virginia Shaugnessy und schaute ihrem Vater flehend in die Augen. »Sie würde nicht wollen, dass du Amos und Ann Prewitt auch nur das geringste Leid zufügst.«
    »Lass deine Mutter aus dem Spiel!«, knirschte Cole Shaugnessy. Er stand an der vergitterten Tür und umklammerte mit den Händen zwei der Eisenstangen. Das Licht der Laterne, die Virginia mitgebracht hatte, ließ seine Augen glitzern und spiegelte sich in ihnen wider.
    »Ma würde es nicht wollen«, wiederholte Virginia eindringlich. »Wir könnten wieder eine Familie sein, Dad. Brandon, du und ich. Brandon hat es dir bereits einmal angeboten, mit dir zu gehen, wohin du dich auch wendest. Jetzt unterbreite ich dir dieses Angebot. Du kannst doch nicht wollen, dass dich dein Sohn und deine Tochter verabscheuen. Das wird aber der Fall sein, wenn die Prewitt-Kinder durch dein Verschulden sterben.«
    Shaugnessy atmete tief durch. Sein Blick irrte zur Seite. »Ich habe es doch geschworen«, murmelte er. »Es war nicht notwendig damals, dass mich Prewitt in Fort Hall der Kavallerie auslieferte. Du und Brandon – ihr wart neun und zehn Jahre alt, und ihr brauchtet euren Vater, nachdem eure Mutter von den Rothäuten ermordet worden war.«
    »Carter konnte damals nicht anders, Dad. Als du den Shoshonenhäuptling erschossen hast, nahmst du in Kauf, dass die Indianer alle Menschen, die zu dem Treck gehörten, massakrieren. Du hast den Frieden mit den Shoshonen gefährdet.«
    »Hat euch das Prewitt erzählt?«
    »Wir wissen es von Joana.«
    »Gegen Sie habe ich nichts«, murmelte Shaugnessy. »Ihretwegen tut es mir auch

Weitere Kostenlose Bücher