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Die Legende von Carter Prewitt

Die Legende von Carter Prewitt

Titel: Die Legende von Carter Prewitt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pete Hackett
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sich und spuckte Staub und Speichel aus. »Na schön, Prewitt!«, keuchte er. »Diese Runde geht an dich. Aber deine Kettenhunde werden sich in mir die Zähne ausbeißen. Deine Kinder sind so gut wie tot.«
    Einer der Cowboys schlug ihm die Faust in den Leib. Shaugnessy krümmte sich, ein ersterbender Laut brach aus seiner Kehle. Dann keuchte er: »So wie du mir meine Kinder genommen hast, Prewitt, nehme ich dir deine.«
    »Hängt ihn an den Armen in der Scheune auf«, gebot Prewitt. »Und dann bringt mir eine Peitsche. – Ich werde dir das Fleisch von den Knochen schlagen, Shaugnessy. Du wirst heulen und mit den Zähnen knirschen. Und dann wirst du mir sagen, wo ich meine Kinder finde.«
    Shaugnessy spuckte erneut aus. Auf diese Weise zeigte er die Verachtung, die er für Carter Prewitt empfand.
    Er wurde gepackt. In dem Moment schrie ein Mann: »Da kommt der U.S. Marshal!«
    Die Männer ließen Shaugnessy los und wandten sich dem Tor zu. Duncan Talbott ließ sein Pferd traben. Das Gewehr hielt er in der Hand. Er hatte es mit der Kolbenplatte auf seinem Oberschenkel abgestellt. Zwei Pferdelängen vor den Cowboys parierte er das Pferd. »Nehmt eure Hände von Shaugnessy.« Seine Stimme hatte den Klang zerspringenden Eises.
    »Ich habe Ihnen befohlen, sich herauszuhalten, Marshal!«, rief Carter Prewitt. Seine Stimme rollte wie ferner Donner.
    »Und ich habe Ihnen geantwortet, dass ich das nicht kann, Prewitt. Ihnen ist hoffentlich klar, dass Sie das Leben Ihrer Kinder auf das Gröbste gefährdet haben. Wenn Ihre Kinder sterben, dann können Sie sich das an Ihre Fahne heften.«
    »Was nun?«
    »Ich nehme Shaugnessy mit in die Stadt«, gab der U.S. Deputy Marshal zu verstehen.
    »Sie befinden sich auf dem Gebiet der Triangle-P Ranch, Marshal«, rief Carter Prewitt. »Hier gilt mein Wort.«
    »Ihr Stern ist am Verglühen, Prewitt. Beten Sie, dass sich Shaugnessy als kooperativ erweist.«
    Duncan Talbott stieg vom Pferd, nahm ein Handschellenpaar aus der Satteltasche und trat vor Shaugnessy hin. »Heben Sie die Hände, damit ich Sie fesseln kann, Shaugnessy. Und dann machen Sie sich auf einen Fußmarsch nach Rock Creek gefasst. Ich kann mir nicht vorstellen, dass man Ihnen von Seiten der Triangle-P ein Pferd zur Verfügung stellt.«
     
    *
     
    Carter Prewitt betrat die Halle seines Hauses. In einem der Sessel saß Joana. Brandon und Virginia Shaugnessy saßen auf der Couch. Sie starrten Prewitt an.
    »Der Marshal hat verhindert, dass wir Shaugnessy in die Mangel nehmen«, grollte die Stimme des Ranchers. »Er ist schuld, wenn unseren Kindern Leid geschieht.«
    Joana Prewitt erhob sich. Fest schaute sie ihren Mann an. »Wenn unseren Kindern Leid geschieht, dann bist du schuld, Carter – nur du. Wenn Amos und Ann sterben, dann ist das ausschließlich deiner Unduldsamkeit und Härte zu verdanken. Du bist nicht mehr der Mann, den ich einmal geliebt und geheiratet habe. Du bist kalt, rücksichtslos und unbarmherzig und ich halte es nicht länger aus an deiner Seite. Ich kann nicht mehr mit dir zusammenleben.«
    Carter Prewitt starrte seine Frau an, als hätte sie nur törichtes Zeug von sich gegeben. Es dauerte eine ganze Weile, bis er alles verarbeitet hatte. Dann stieß er hervor: »Was redest du da, Joana? Du kannst doch jetzt nicht …«
    »Ich bin schon lange nicht mehr mit deinem Vorgehen einverstanden. Deine Attacken gegen die Siedler und die Art und Weise, wie du mit Heather und ihrem Sohn umgesprungen bist …« Wie angewidert verzog Joana das Gesicht. »Du behandelst die Menschen wie Dreck, wie die Figuren auf deinem Schachbrett. Und jetzt gefährdest du sogar das Leben unserer Kinder. Heute hast du das Fass zum Überlaufen gebracht, Carter. Ich ziehe die Konsequenzen.«
    »Du hast nie …« Prewitt brach ab, als sich Joana in Bewegung setzte und zur Treppe ging. Er spürte, dass sie ernst machte. »Du fällst mir in den Rücken!«, stieß er heiser hervor.
    »Nenne es, wie du willst. Ich werde noch heute die Ranch verlassen«, murmelte Joana.
    Carter Prewitt starrte finster auf den Rücken seiner Frau, die langsam die Treppe empor stieg. Und er begriff, dass er sie an diesem Tag verloren hatte. Doch diese Erkenntnis führte zu keinem Gesinnungswechsel bei ihm. Ein böses, unheilvolles Licht begann in seinen Augen zu glimmen. Carter Prewitt fühlte sich in die Enge getrieben …
     
     
    Kapitel 35
     
    Shaugnessy und der U.S. Deputy Marshal benötigten für die sechs Meilen in die Stadt etwas über zwei Stunden.

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