Die Legende von Richard und Kahlan 01 - Goodkind, T: Legende von Richard und Kahlan 01 - The Omen Machine
Stößen. Dann holte er ein letztes Mal tief Luft, verdrehte die Augen und sackte nach einem kurzen, aber heftigen Zucken in sich zusammen – zumindest soweit das umschlossen von diesem Dickicht aus Zweigen, Reisig und Schlingpflanzen möglich war. Es folgte noch ein letztes Schaudern, dann erschlaffte sein Körper vollends, und mit einem langen tiefen Stöhnen entwich sein letzter Atemzug aus seinen Lungen.
Der Bischof ließ den Blick über die anderen ihn aus dem Reisiggeflecht beobachtenden Augen schweifen. »Sonst noch jemand?«
In der Stille, die darauf folgte, wandten sich alle Augen hinter den Zweig- und Reisigschichten ab.
Bischof Arc bedachte die Heckenmagd mit einem selbstgefälligen Grinsen. »Na bitte. Lauter frische Totensäfte für deine kleinen Helfer hier, die sie aussaugen können, um dich damit zu füttern.«
Die großen schwarzen Augen der Heckenmagd blieben vollkommen ausdruckslos. Sie gab ein tiefes schnarrendes, von mehreren Schnalzlauten unterbrochenes Kreischen von sich.
Eine der Vertrauten beobachtete Jit, während sie in dieser merkwürdigen Sprache sprach, wartete ab, bis sie geendet hatte, und beugte sich dann, im Namen ihrer Herrin einen missbilligenden Ausdruck im Gesicht, zu Bischof Arc. »Jit möchte wissen, warum Ihr hergekommen seid.«
»Ist das nicht offensichtlich?« Er wies mit dem Arm zur Seite, auf Henrik, und wandte sich dabei an Jit. »Ich bin gekommen, um mich zu vergewissern, dass du die Aufgabe, mit der ich dich betraut habe, auch ausführst.«
Nach längerem Zögern nickte sie ihm einmal kurz zu.
Der Bischof runzelte die Stirn, wodurch sich das Symbol auf seiner Stirn verzog und sich dessen Zentrum im Verbund mit seinen Brauen ein kleines Stückchen senkte. »Du hast bereits genug von meiner Zeit verschwendet; ich erwarte, dass dies nun ein Ende hat. Der Junge ist hier, also, wenn ich bitten darf.«
Jit betrachtete ihn einen Moment, richtete ihr Augenmerk dann auf Henrik und winkte ihn zu sich heran.
54
Henrik hatte Angst, sich der Heckenmagd auch nur einen einzigen Schritt zu nähern. Als sie ihn mit sanften Locklauten zu sich heranwinkte, konnte er den Blick nicht von dem Lederband lassen, das verhinderte, dass sich ihr Mund mehr als einen schmalen Spalt weit öffnen ließ. Aus einigen der Löcher, durch die das Lederband gezogen war, sickerte eine hellrote Flüssigkeit, so als lasse die Anstrengung, ihn zu rufen, ihre Wunden erneut aufreißen.
Er fragte sich, warum man ihr überhaupt die Lippen zugenäht hatte.
Dann merkte er, dass seine Füße, obwohl er dies eigentlich gar nicht wollte, vorwärtsschlurften, merkte, wie er, ohne sich dagegen wehren zu können, Zoll um Zoll zu ihr hingezogen wurde, in ihre ausgebreiteten Arme.
Wie von selbst hoben sich seine Arme; sosehr er sich dagegen sträubte – er hätte es unmöglich verhindern können. Die Fäuste vorgestreckt, ging er auf sie zu.
Schließlich schlossen sich ihre mit dunklen Flecken – woher diese rührten, wollte er sich lieber nicht vorstellen – übersäten Hände fest um seine Handgelenke. Jetzt, aus der Nähe, fiel ihm auf, dass ein seltsamer Geruch sie umgab, ein süßlicher und doch ekelhafter Duft, den er nicht einordnen konnte, der ihn jedoch die Nase rümpfen ließ und in ihm das Bedürfnis weckte, den Mund zu schließen, um ihn nicht einatmen zu müssen.
Obwohl eher zierlich, besaß Jit überaus kräftige Finger. Er versuchte im letzten Moment zurückzuweichen, doch das war unmöglich. Er fühlte sich in ihrem Griff gefangen. Was immer nun geschehen würde, entzog sich seiner Einflussnahme, er hatte nichts dabei zu melden.
Wieder gab sie einen ihrer vibrierenden schnalzenden Quieklaute von sich. Jetzt, da er unmittelbar vor ihr stand, konnte Henrik nur in sprachlosem Schrecken in ihre stechenden schwarzen Augen starren, außerstande, darüber nachzudenken, was sie von ihm wollte, was sie ihm womöglich antun würde.
Sie beugte sich zu ihm und gab erneut diesen Laut von sich. Er hatte keine Ahnung, was sie sagte, wusste nur, dass sie etwas von ihm wollte.
Eine der Vertrauten beugte sich über die Schulter der Heckenmagd in seine Richtung. »Nun öffne schon deine Hände«, fauchte sie ihn ungeduldig an.
In kurzen abgehackten Stößen atmend, versuchte er der Aufforderung unter Aufbietung all seiner Kräfte nachzukommen. Doch sosehr er sich auch abmühte, seine Hände ließen sich nicht öffnen. Er hatte sie so lange krampfhaft geschlossen gehalten, dass sie zu festen Fäusten
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