Die Legende von Richard und Kahlan 01 - Goodkind, T: Legende von Richard und Kahlan 01 - The Omen Machine
auf dem kräftigen, sich ungestüm wehrenden Hund, der, um sich zu befreien, mit seinen in der Decke verfangenen Beinen um sich trat.
Kahlan wusste, gleich draußen vor der Tür waren Wachen postiert. Sie versuchte um Hilfe zu rufen, doch war ihre Kehle so wund, dass ihre Stimme versagte. Sie brachte keinen Laut über die Lippen.
Zum Glück hatte sie es knapp vermieden, die Lampe vom Nachttisch zu reißen, so dass sie wenigstens sehen konnte, was sie tat. Ihre langjährige Erfahrung ließ sie instinktiv zu ihrem im Gürtel steckenden Messer greifen, um das sich wie von Sinnen hin und her werfende Tier abstechen zu können.
Das Messer war nicht an seinem Platz.
Im ersten Moment war sie verwirrt – wieso war es nicht dort? – fragte sich, ob sie es vielleicht beim Herunterwälzen vom Bett verloren hatte. Doch nahezu im selben Moment wurde ihr bewusst, dass sie es im Palast üblicherweise gar nicht trug und es stattdessen in ihrem Rucksack aufbewahrte. Noch immer mit dem Hund ringend, sah sie sich in dem schwach beleuchteten Zimmer um, suchte sie die Tür, in der Hoffnung, vielleicht doch irgendwie fliehen zu können.
In diesem Augenblick erblickte sie ganz in der Nähe der Tür die glimmenden Augen dreier weiterer Hunde. Sie hatten die Köpfe gesenkt, die Ohren angelegt und die Zähne gebleckt; Speichelfäden hingen an ihren Lefzen. Es waren große kurzhaarige Hunde mit kräftigem Körperbau und muskulösem Nacken.
Sie hatte keine Ahnung, wie in aller Welt sie es geschafft hatten, in das Zimmer zu gelangen. Auf ihrer fieberhaften Suche nach einer Fluchtmöglichkeit bemerkte sie, dass eine der Flügeltüren im hinteren Teil des Zimmers ein Stück weit offen stand.
Nur mit knapper Not schaffte sie es, das in die Decke gehüllte Tier unter ihr in Schach zu halten, das mit den Hinterläufen trat, nach ihr schnappte und sie zu beißen versuchte. Sie hatte ihm ein Stück zusammengeknäulte Decke ins Maul gestopft; das unübersichtliche Gerangel hielt die anderen Hunde, zumindest im Moment noch, davon ab, sich einzumischen. Sie wusste, dass sie jeden Augenblick zum Angriff übergehen würden.
Als sie erneut den Kopf hob, um nach den dreien zu sehen, sah sie einen von ihnen sich vorsichtig einen Schritt näher herantasten.
Gleichzeitig erblickte sie, gar nicht weit rechts, am Fußende des Bettes, ihren Rucksack – in dem sich ihr Messer befand.
Eine Flucht durch die von den drei Hunden bewachte Tür war vollkommen aussichtslos; ihre einzige Chance war das Messer, damit hätte sie zumindest eine vage Chance, sich zu verteidigen.
Ohne auch nur einen Gedanken an die Klugheit ihres Vorgehens zu verschwenden, schlang sie ein Bein über den sich in der Decke windenden Hund und streckte sich weit nach rechts hinüber, zu ihrem Rucksack. Sie bekam den Riemen gerade eben mit einem Finger zu fassen.
Unvermittelt kam der Leithund auf sie zugesprungen; sie schwang den Rucksack mit aller Kraft, so dass sie ihn von den Beinen holte und er über den Boden schlitterte.
Ohne zu zögern, sprang sie auf, versetzte dem Hund unter der Decke mit aller ihr zur Verfügung stehenden Kraft einen Tritt in die Rippen und lief Richtung Tür.
Wie aus dem Nichts tauchten aus dem Dunkel zu beiden Seiten des Zimmers weitere große Hunde auf und stürzten sich auf sie. Sie verfehlten sie nur knapp.
Keuchend vor Angst warf sie sich durch die offene Tür auf den winzigen Balkon, prallte dabei mit dem Unterleib gegen das Geländer, was ihr die Luft aus den Lungen presste. Doch das war ihr Glück, denn bis zum Boden war es ziemlich weit; ein Sturz hätte sie unweigerlich das Leben gekostet.
Sie wirbelte herum, um die Tür zuzuwerfen, doch die Hunde waren bereits hindurch. Ein Stück weiter oben und mehrere Fuß von dem ihren entfernt, befand sich ein weiterer Balkon an der Außenwand des Gebäudes, dazwischen ein tiefer Abgrund.
Für langes Nachdenken war keine Zeit, sie hatte ohnehin keine andere Wahl. Sie setzte einen Fuß auf die Oberkante des Geländers und stieß sich ab, kurz bevor ein paar Kiefer nach ihrem Knöchel schnappten.
Kaum war sie auf dem breiten Oberrand der mächtigen Brüstung gelandet, da rutschte sie auch schon ab und schlug der Länge nach auf den Boden. Als sie den Kopf hob, sah sie, dass auf der gegenüberliegenden Seite des Balkons eine schmale Stiege bis hinunter zum Boden führte. Sie sah sich um. Die Hunde standen mit den Vorderpfoten auf der Brüstung ihres Balkons und schauten, wo sie abgeblieben war.
Sie
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