Die Legende von Richard und Kahlan 01 - Goodkind, T: Legende von Richard und Kahlan 01 - The Omen Machine
Absicht, jeden gleich zu Tode zu foltern, der meine Sicht der Dinge nicht teilt. Dafür haben wir schließlich in diesem Krieg gekämpft – für die Idee, dass wir alle ein Recht darauf haben, unser Leben nach eigenem Gutdünken zu gestalten. Es war mir ernst, als ich sagte, Ihr solltet über Euer Leben selbst bestimmen. Ich hoffe nur, dass die Menschen die Klugheit und Erfahrung erkennen, die aus unseren Worten spricht, und sich uns aus freien Stücken anschließen.«
Der Botschafter schien beschämt, voll des Bedauerns. »Ich vermag gar nicht zu sagen, wie froh ich bin, diese Ansicht aus Eurem Mund zu hören, Lord Rahl. Vermutlich ist das ein Grund, warum es mir umso schwerer fällt, Euch die Dinge zu sagen, derentwegen ich hiergeblieben bin.«
»Sagt einfach die Wahrheit, Botschafter. Das würde ich Euch nie zum Vorwurf machen.«
Er nickte. »Seht Ihr, Lord Rahl, obwohl wir durchaus einsehen, dass Ihr eine ganz eigene Auffassung von Prophetie habt, dass Ihr zweifellos auch gute Gründe für diese Ansicht habt, sind wir überzeugt, über den Inhalt der Prophezeiungen unterrichtet sein zu müssen, um den Menschen bei uns zu Hause ein besseres Leben ermöglichen zu können. Königin Orneta hat sich entschieden, sich loyal hinter Hannis Arc zu stellen und sich, mithilfe der Prophetie, seiner Führung anzuvertrauen – sofern er sich denn bereit erklärt, diese zu übernehmen. Wir sind noch nicht ganz sicher, wie er unser Begehren aufnehmen wird, sein prophetisches Wissen mit uns zu teilen, haben aber allen Grund zu der Annahme, dass er unserer Bitte entsprechen wird. Und nachdem sie diese Entscheidung einmal getroffen hatte, haben wir uns alle angeschlossen. Lieber wollen wir einem Anführer Gehör schenken, der uns die Prophezeiungen offenbart anstatt … nun ja, anstatt einem Mann wie Euch.«
Richard hakte die Daumen in seinen Gürtel und atmete abermals tief durch. »Verstehe.«
»Nachdem wir dann auf der Galerie zusammengekommen waren, fragte der Abt diese Mord-Sith, worum es denn gehe, worauf sie antwortete, um die jüngste Prophezeiung. Als er wissen wollte, was diese besagte, hieß es, das wisse sie nicht, lediglich, dass mehrere Personen dieselbe Prophezeiung empfangen hätten. Und als er sie daraufhin zurückhalten wollte, hat sie den Strafer gegen ihn benutzt und ihn dabei ziemlich schwer verletzt.«
Er wies auf die am Boden in einer Blutlache liegende Tote. »Dann nahm die Mord-Sith Königin Orneta mit. Wir folgten ihnen und hörten, was sie tat. Als sie dann nach dem Mord wieder aus dem Zimmer trat, dachten wir alle, wir wären als Nächste an der Reihe, weshalb wir es vermieden, genau hinzusehen. Jedenfalls verschwand sie kurz darauf, worauf ein paar von uns sofort hinunter zu der Wahrsagerin in den Hallen gingen.«
»Sabella«, sagte Richard. »Ja, die kenne ich.«
Botschafter Grandon nickte. »Das dürfte sie sein.«
»Und, was meinte diese Sabella nun?«
»Sie meinte, sie habe tags zuvor ein Omen empfangen, ein Omen, in dem es hieß: ›Einer Königin Entscheidung wird sie das Leben kosten.‹ Das war natürlich, nachdem Königin Orneta uns ihren Entschluss mitgeteilt hatte.« Er wies mit einer beiläufigen Geste auf die tote Königin. »Kurz darauf verlor sie ihr Leben, damit hatte sich die Prophezeiung erfüllt. Für viele von uns war das ein weiterer Beweis für die Richtigkeit unserer Annahme, dass wir über die Prophezeiungen unterrichtet werden und uns einem Mann anschließen müssten, der mit Prophetie vertraut ist und auch gewillt, sie uns zu offenbaren.«
»Verstehe.«
Der Botschafter ließ den Kopf hängen. »Es tut mir leid, Lord Rahl, aber es geht um unser Leben, und wir haben uns nun mal entschieden, alles nur Erdenkliche für seinen Erhalt zu tun. Das ist also unser Entschluss, und auch der Grund dafür, dass viele bereits abgereist sind. Einige sind schon fort, andere packen just in diesem Augenblick und werden noch heute Abend aufbrechen.«
»Werdet Ihr dazugehören, Botschafter?«
Er nickte und zupfte dabei abermals verlegen an seinem Bart. »Ja, Lord Rahl. Aber denkt bitte nicht, dass dies eine Abkehr von Euch bedeutet. Vielmehr möchten wir einem Mann Gehör schenken, der uns die dunklen Geheimnisse der Prophetie offenbart.«
Dunkle Geheimnisse. Was diese Dunkelheit anbelangte, die den Palast seit jenem Tag überzog, als er die Prophezeiungen abgebende Maschine entdeckt hatte, war er mit seiner Weisheit am Ende.
Erfüllt von einem Strudel widersprüchlicher Gefühle
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