Die Legende von Shannara 01 - Brooks, T: Legende von Shannara 01
Stelle. Sie konnte sich nicht mehr beherrschen, sank in den Schnee, hustete und rang nach Luft. Panterra packte sie an den Schultern und beugte sich dicht zu ihr herunter. »Tief einatmen!«, flüsterte er.
Sie tat wie ihr geheißen; ihre Übelkeit legte sich, und ihr Kopf wurde wieder klarer. »Schau nicht hin«, riet er ihr.
»Zu spät«, entgegnete sie.
Er half ihr auf die Füße. »Sie haben sie hier gefressen, oder?«, murmelte sie.
Panterra nickte, dann zwang er sich noch einmal dazu, die scheußlichen Überreste in Augenschein zu nehmen und untersuchte sorgfältig die Spuren am Boden. »Sie haben sie gefressen und danach geschlafen. Dort drüben.« Er zeigte auf die Stelle.
Sie gingen zu den zwei Einbuchtungen im Schnee hinüber, die deutliche Hinweise auf die Größe und Masse ihrer Beute gaben. Panterra kniete sich wieder hin und berührte den verdichteten Schnee, strich mit den Fingerspitzen über die Oberfläche.
»Hier haben sie geschlafen, nachdem sie gefressen hatten. Dann sind sie aufgestanden und dort entlanggelaufen.« Er zeigte nach Westen und wieder den Hang hinunter. »Ihre Jagd ist noch nicht vorüber.«
»Wie groß ist ihr Vorsprung?«, fragte sie.
Er erhob sich und schaute finster in die tiefen Wälder, die sich unter ihnen erstreckten. »Höchstens eine Stunde oder so.«
Sie machten sich wieder auf den Weg. Jetzt redete keiner mehr von ihnen, denn sie konzentrierten sich auf ihre Aufgabe und hielten nach Anzeichen von Ärger Ausschau. Nach dem Sonnenaufgang hatte sich die Luft erwärmt, und nun war es bald Mittag. Sie waren nun schon seit mehr als sieben Stunden auf der Fährtensuche, und bei Panterra regte sich das Bedürfnis nach Nahrung und einer Rast. Aber bevor die Sache hier nicht erledigt war, hatten sie zu beidem keine Zeit. Das Risiko, jetzt, da sie ihrem Ziel so nah waren, die Kreaturen wieder aus den Augen zu verlieren, war zu groß, um sich wegen irgendwelcher persönlicher Bedürfnisse darüber hinwegzusetzen.
Die Schneegrenze lag nun schon fast zwei Meilen hinter ihnen, und der zuvor gefrorene Boden war weicher geworden. Die Fußspuren bestätigten, dass es sich um zwei Kreaturen handeln musste, und Größe und Tiefe der Spuren waren besorgniserregend. Mit jedem weiteren Schritt wuchs Panterras Unbehagen. Er mochte sich kaum vorstellen, welche Konsequenzen es haben würde, wenn sie unbeabsichtigt über die Bestien stolperten, oder jene einen Blick auf ihre Verfolger erhaschen könnten. Prue und er waren zwar mit Langmessern und Bögen ausgerüstet, aber gegen Widersacher dieser Größe waren das eher kümmerliche Waffen. Ein Speer oder ein Schwert würde ihnen bessere Dienste leisten, aber Fährtensucher belasteten sich nicht gern mit schweren Waffen, und weder Pan noch Prue besaßen welche. Er rief sich noch einmal eindringlich ins Gedächtnis, dass sie gerade hinter Kreaturen herjagten, die stark genug gewesen waren, um zwei ältere und erfahrenere Fährtensucher zu töten. Er kam zwar zu dem Schluss, dass seine Beweggründe durchaus richtig sein mochten, dennoch musste er sich fragen, ob er auch genug gesunden Menschenverstand an den Tag legte. Er wusste, dass er und Prue mit ungewöhnlichen Talenten und exzellenten Instinkten gesegnet waren, aber wenn sie sich einen einzigen Fehltritt erlaubten, waren sie die nächsten Opfer, und damit war niemandem gedient. Er blickte kurz zu dem Mädchen hinüber, aber sie konzentrierte sich auf den Weg, der vor ihnen lag, und schenkte ihm keine Aufmerksamkeit. In ihrem Gesicht waren keine Zweifel zu sehen.
Er verdrängte rasch seine eigenen.
Die Wälder vor ihnen wurden immer dichter und die Schatten schwärzer.
In der Düsternis war kaum noch etwas zu erkennen, und die Sonnenstrahlen vermochten nicht länger, die dichten Baumkronen zu durchdringen. Und genau in diese Dunkelheit führten die Spuren.
Sicherheitshalber verlangsamte er das Tempo und gab Prue ein Zeichen. Sie schaute zu ihm herüber. »Was ist?«
Panterra schüttelte nur den Kopf; er wusste nicht, was es war. Trotzdem, irgendetwas stimmte nicht. Er hatte so ein Gefühl im Bauch.
»Spürst du immer noch nichts?«, hakte er nach.
Sie schüttelte verneinend den Kopf.
Er zögerte und überlegte, ob sie sich vielleicht irrte. Aber es war töricht, jetzt damit anzufangen, an ihr zu zweifeln. »Bleiben wir in Bewegung«, sagte er.
Sie drangen in den Wald vor, glitten geräuschlos zwischen den Bäumen hindurch, durch das Gestrüpp und die hohen Gräser. Das dichte
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