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Die Legenden der Albae: Die Vergessenen Schriften (German Edition)

Die Legenden der Albae: Die Vergessenen Schriften (German Edition)

Titel: Die Legenden der Albae: Die Vergessenen Schriften (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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langsam. »Sie manipulieren den Verstand von Lebewesen und bringen ihn in ihre Gewalt.« Er hielt überlegend inne. »Ähnlich wie die Untoten, die der Dämon auf dem Land erschafft, das ihm gehört.«
    Sogàtor hielt inne und sah zu seinem Vorgesetzten. »Wie darf ich mir das vorstellen, Benàmoi?«
    Erneut nahm er einen kräftigen Schluck und erhob sich, um zum Fenster zu gehen und durch das Glas hinauszublicken. Von hier sah er direkt auf das geöffnete Tor und die beiden Türme, die im weißen Treiben nur als schwarze Schemen erkennbar waren. »Wir zogen damals aus, um sie in ihre Schranken zu weisen. Sie zeigten durchaus mehr Mut und Ausbreitungsdrang, als wir ihnen zutrauten. Die Unauslöschlichen wollten sie davor warnen, sich weiter auf Dsôn Faïmon zuzubewegen«, berichtete Caphalor und ordnete die Erinnerungen, die der Anblick der Runen zurückgebracht hatte. »Wir ritten mit eintausend Kriegern auf ihre damalige Hauptstadt zu, wo sich die elf Festungstürme befinden, in denen die Mächtigsten leben.«
    Sogàtor hob die Augenbrauen und legte das Schwert auf den Tisch. »Eine sehr … wagemutige Unternehmung.«
    »Sie war tollkühn und sie sollte Eindruck schinden.« Caphalor sah Dhaïs Akkoor vor sich, ein Moloch aus schiefen Hütten und gammelnden Häusern, dicht an dicht auf einer seenüberzogenen Ebene gedrängt, angefüllt mit tausenden Barbaren und niederen Wesen, die nur zusammen hausten, weil die Botoiker ihren Verstand beherrschten.
    Die Glücklicheren von ihnen lebten auf Booten oder schwimmenden Behausungen, fuhren durch das brackige Wasser, das an heißen Tagen schrecklicher stank als eine Kloake und Schwärmen von Insekten als Brutstätte diente.
    Caphalor roch unvermittelt den Unrat und Fäulnis wieder, Unwohlsein breitete sich aus. »Die Bewohner trugen nichts als Lumpen, die wegen der hohen Luftfeuchte am Leib schimmelten. Sie fraßen sich gegenseitig, wie wir sahen, und gleichzeitig kümmerte es niemanden. Über allem ragten die nadelförmigen, weißen Bauwerke mit den übergroßen Runen empor.« Er wünschte sich, Carmondai könnte seine Worte aufschreiben. Es gibt nicht mehr viele, die von Dhaïs Akkoor zu berichten vermögen. »Wir hatten in Erfahrung gebracht, welcher von den elf der Gefährlichste sein sollte, und suchten seinen Turm auf.« Er musste überlegen. »Sh’tu Nhatai, so lautete sein Name. Wir gaben vor, einen Pakt gegen die Fflecx schließen zu wollen, und so empfing er fünfzig von uns in seinem Zuhause.«
    »Und wie sehen sie aus?«
    »Wie Barbaren eben aussehen. Es fällt nichts an ihnen durch Schönheit auf.« Er leerte das Glas und wandte sich dem Gardant zu. »Wir machten unmissverständlich deutlich, dass wir jegliche weitere Ausbreitung in Richtung Dsôn Faïmon mit einem Krieg beantworten würden.«
    Sogàtor hing an seinen Lippen. »Und was geschah?«
    Caphalor musste dieses Mal nicht lange nachdenken, zu eindringlich tauchte das Bild aus seinem Verstand empor. »Sh’tu Nhatai blieb besonnen und bat uns freundlichst, mit ihm auf den Balkon zu treten, weil er uns etwas zeigen wolle. Und kaum standen wir siebzig, achtzig Schritte über der stinkenden, an allen möglichdn Krankheiten leidenden Stadt, richteten sich die Köpfe der Wesen rings um den Turm zu uns, als hätten sie gleichzeitig ein Signal vernommen. Der Botoiker sprach eine kurze Formel, und dann gingen Hunderte zwei Schritte nach rechts, wie von unsichtbaren Puppenspielern bewegt. Anschließend reckten sie ihre Arme und riefen unablässig seinen Namen. Nach einer weiteren knappen Formel aus seinem Mund fuhren die Bewohner mit ihren Tätigkeiten fort.« Caphalor setzte sich. »Sh’tu Nhatai beherrschte sie mit seiner Magie. Er konnte sie jeden Befehl ausführen lassen, ohne dass seine Sklaven nachdachten. Sie warfen sich in Schwerter, stürzten sich in Schluchten oder taten die absonderlichsten Dinge – weil es sein Wille war. Wenn er es einmal in seinen Fängen hatte, hielt sich eine Macht in einem Wesen, solange er lebte. Das macht die Botoiker so gefährlich. Ihr Zauber verpufft nicht einfach.«
    Der Gardant goss seinem Vorgesetzten Tee nach, dann füllte er seinen eigenen Becher. »Hunderte, sagst du?«
    Caphalor nickte. »Wir zeigten uns beeindruckt von seiner Zurschaustellung – und dann schoss ihm einer unserer Schützen vom Fuße des Turms einen Pfeil durch den Hals, sodass Sh’tu Nhatai nicht mehr zu sprechen vermochte. Fortan konnten die ganzen Sklaven von ihm nicht mehr befehligt

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