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Die Legenden der Albae: Die Vergessenen Schriften (German Edition)

Die Legenden der Albae: Die Vergessenen Schriften (German Edition)

Titel: Die Legenden der Albae: Die Vergessenen Schriften (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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werden. So einfach kann es sein.«
    Sogàtor lachte. »So hatte er sich das sicherlich nicht gedacht.«
    Er grinste. »Nein. Danach warfen wir ihn vom Balkon, und er zerschmetterte auf dem Boden. Mit seinem Ende war der Bann gebrochen, und während wir schleunigst aus Dhaïs Akkoor abreisten, fielen seine von den geistigen Fesseln befreiten Scheusale übereinander her. So mussten wir uns tatsächlich durch das Getümmel schlagen.« Caphalor lachte leise, als er sich an das überraschte Gesicht des Zauberers entsann. »Wie der Aufstand endete, vermag ich nicht zu sagen, doch seitdem ließen uns die Botoiker in Ruhe.«
    »Bleiben noch zehn von ihnen«, sagte der Gardant.
    »Oh, nein. Hunderte. Sie leben als Großfamilien in diesen Türmen und bilden Sippschaften. Die Bauwerke sind zerlegbar und bestehen überwiegend aus gesteckten Holzverbindungen und nur wenigen Steinquaderneund Gesteinsverschalungen. Es braucht siebzig Momente der Unendlichkeit, bis ein solcher Turm aufgebaut ist. Wenn der Ort durch die Abnutzung ihrer Sklaven zu verkommen ist, ziehen sie weiter. Es gibt auch kleinere Städte und kleinere Türme, aber Dhaïs Akkoor war damals der Mittelpunkt.« Caphalor nahm sich den Mantel und legte ihn um. Ihm war nach Bewegung und Besuch der Barrikaden. »Es gibt auch Hochzeiten zwischen den Familien der verschiedenen Türme. Doch immer nur das Oberhaupt ist der Mächtigste von ihnen und vermag es, die Massen in seinen magischen Bann zu schlagen und sie mit Zaubersprüchen sowohl an sich zu binden wie zu befehligen. Wenn er nicht gerade blitzartig stirbt wie durch uns, gibt er die Kontrolle nach und nach an seinen Nachfolger weiter.«
    »Und wie vergrößern sie die Zahl ihrer Sklaven?«
    »Durch Raubzüge. Ihre Sklaven ziehen los, verschleppen die verschiedensten Wesen, die sie gerade zu fassen bekommen. Am Turm werden sie durch den Zauber des Botoikers in die Gemeinschaft aufgenommen«, erklärte er und zog die Kapuze über den schwarzen Schopf, um sich vor Wind und Schnee zu schützen. »Wir Albae widerstehen ihnen, da wir selbst magische Kräfte in uns tragen. Vermutlich sind wir ihnen deshalb ein Dorn im Auge.«
    »Und jetzt, da sie wissen, wie geschwächt wir sind, wollen sie den Dorn entfernen.« Sogàtor steckte das Schwert in die Scheide und befeuchtete den gröberen Schleifstein, dann widmete er sich einem seiner Dolche. »Das klingt nach unangenehmen Gegnern. Was sagten die Unauslöschlichen?«
    »Sie bedankten sich für meine Nachricht und glauben daran, dass die Botoiker die Warnung von damals nicht vergaßen«, fasste er den Inhalt zusammen. Caphalor legte die Hand auf den Türriegel und zog ihn zurück. »Aber genau deswegen mache ich mir Sorgen: Die Runen gehörten zur Nhatai- Familie.«
    Sogàtor sah langsam auf. »Sie wollen Rache.«
    Caphalor drückte ohne Erwiderung den Eingang auf und trat hinaus in den kalten Wind, der ihm sofort die Flocken ins Antlitz warf. Er schloss die Tür zur Wachstube und durchquerte den Vorhof, um zu den geöffneten Toren zu gelangen.
    Er senkte den Kopf und hielt den Rand der Kapuze mit einer Hand fest, damit die Böen sie nicht nach hinten schoben.
    Erste Vdewehungen hatten sich in Ecken und Nischen gebildet, die weiße Pracht breitete sich mehr und mehr am Steinernen Torweg aus.
    Als Caphalor die geöffneten Flügel passierte, fiel sein gesenkter Blick auf eine kleine verschneite Erhebung von der Größe eines Kopfes. Ein Felsbrocken? Sprengt der Frost die Bergwände und will uns verschütten? Er stieß mit dem Fuß dagegen.
    Aber zum Vorschein kam etwas Rötlich-Metallisches.
    Der Helm! Sogàtor hatte Caphalor nicht gefragt, was es mit dem Ende des Spähers auf sich gehabt hatte, worüber er sehr glücklich gewesen war. Besonders starke Botoiker verstanden sich auf eine weitere Kunst außer der Beherrschung der Einfältigen.
    Er nahm den Kopfschutz aus dünnem Kupfer auf und kehrte den Schnee mit dem Ärmel ab, ignorierte dabei, dass ihm die Kapuze vom Wind herabgerissen wurde und die schwarzen Haare umherpeitschten.
    Seine behandschuhten Finger ertasteten Runen auf der Außenseite, das Innere hingegen war leer. Es gab keinerlei Anzeichen dafür, dass sich je ein Schädel aus Fleisch, Blut und Knochen darin befunden hatte, der durch das Feuer verbrannt wäre. Er verspürte auch kein Kribbeln, nichts, was auf latente magische Energie hingewiesen hätte.
    Weder Haare noch Haut. Caphalor roch behutsam daran. Nur Metall und Kälte. Wie ich es bereits

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