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Die Legenden der Albae: Die Vergessenen Schriften (German Edition)

Die Legenden der Albae: Die Vergessenen Schriften (German Edition)

Titel: Die Legenden der Albae: Die Vergessenen Schriften (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Momente der Unendlichkeit beschäftigt sein. Sie soll im Samusin-Tempel ausgestellt werden.« Cîphoras ging in die Hocke und sammelte die Belohnung ein.
    »Im Samusin …?« Hâtiràs verschlug es die Stimme. Dort stand seine Arbeit, seit einem Zehntteil. Er ballte die Fäuste. »Überlasse mir die Ellen und Speichen.«
    Cîphoras runzelte die Stirn und blickte von unten am Skulpteur hinauf. »Nein, das kann ich nicht. Die Lieferung wird ankommen.«
    »Ich zahle dir …«
    Der Jäger und Händler schüttelte den blond gelockten Schopf und richtete sich auf. »Nein, Hâtiràs. So viel Ehre besitze ich.« Er wandte sich um und verließ die Werkstatt, um auf der Straße nach rechts abzubiegen und zu verschwinden.
    »Dann bringe mir … die kostbarsten Knochen, die du hast«, schrie ihm Hâtiràs nach. »Hörst du? Die kostbarsten! Von Drachen! Irgendeine Bestie, die man zuvor noch nicht sah?«
    Cîphoras kehrte mit langsamen Schritten zurück und blieb am Eingang stehen. »Ich dachte mir, dass du Verlangen nach Einmaligkeit entwickelst«, sprach er lächelnd. »Und wie es die Fügung will, kreuzte eine ganz besondere Ausgeburt meinen Weg.«
    Hâtiràs war sofort entflammt. »Zeige mir die Gebeine!« Er eilte hinaus, wo sich der Wagen des Händlers befand. Er musste Ûtralor übertrumpfen und eine Statue vor seinem Widersacher beenden, um sie dem Priester zu zeigen.
    Wenn seine alte Statue schon ausgetauscht wurde, dann nur gegen seine eigene Arbeit.
    Etwas später erreichte Cîphoras Ûtralors Werkstatt und trat durch das große, offen stehende Doppeltor.
    Diese Halle beherbergte das Gegenteil von Hâtiràs’ Wirkungsstätte: Durcheinander.
    Die verschiedensten Gebeine lagen in wirren Haufen auf dem Boden und auf Regalen, deren Bretter sich unter der Last durchbogen, sowie achtlos reingeworfen in Schränke, die schief und kurz vor dem Zusammenbrechen an den Wänden lehnten. Zwischendrin erhoben sich Kunstwerke in verschiedenen Schaffensstadien und unterschiedlichen Größen. Es wunderte den Händler jedes Mal, dass Ûtralor überhaupt irgendetwas fand.
    Er entdeckte den Skulpteur nach etwas Umschauen auf dem Gerüst an einer Statue, die eine sehr eigentümliche, doch faszinierende Auslegung der Unauslöschlichen sein würde. Sie war mindestens sieben Schritte hoch, und es klafften noch große Lücken im Korpus.
    »Ich grüße dich«, rief Cîphoras hinauf.
    »Und ich dich«, gab Ûtralor zurück, ohne sich umzuwenden. Er zog eben Silberdraht fest und verband die Gebeine eines Einhorns mit denen eines Óarcos. »Ist das nicht unglaublich, wie gut sie sich fügen und die Schulter von Nagsar Inàste ergeben?«, rief er freudestrahlend und trat einen halben Schritt zurück, um seine Arbeit besser begutachten zu können. »So stellte ich sie mir immer vor.«
    »Gib acht!«, rief Cîphoras und warnte seinen Kunden davor, von der Kante zu stürzen.
    »Oh, danke.« Elegant fing sich Ûtralor ab und rutschte die Leiter hinab. »Du bringst mir meine Ellen und Speichen?«
    »Das tue ich.« Cîphoras hielt die Hand auf. »Und Neuigkeiten.«
    »Die wären?« Der Skulpteur reichte ihm den Beutel mit den Münzen. »Oh, es geht um Hâtiràs? Du weißt, was er vorhat?«
    »Ja.« Cîphoras wartete, bis zum ausgemachten Lohn eine Zugabe in Form weiterer Goldplättchen kamen. »Nachdem er hörte, dass du die neue Statue in den Samusin-Tempel bringen darfst, machte er sich mit blindem Eifer daran, ein Ersatzwerk zu erschaffen, um dich auszubooten. Er sprach bereits mit dem Priester, wie man sich erzählt.«
    »Was?«, schrie Ûtralor, und Wutlinien schossen über sein Antlitz, als tobte ein Gewitter mit schwarzen Blitzen in seinem Kopf. »Wie kann er es wagen?«, setzte er leiser und bebend vor Zorn hinzu. »Ich wartete einen Zehntteil auf diese Gelegenheit, und das will er mir nicht gönnen?« Er sah Cîphoras an. »Was plant er? Was bestellte er bei dir?«
    Der Händler zuckte mit den Achseln, ohne etwas zu sagen. Erst nach weiteren Münzen, die ihm in die Hand gedrückt wurden, erzählte er von den Riesenknochen, die er Hâtiràs verkauft hatte, und was der Skulpteur damit beabsichtigte.
    Ûtralor schäumte und trat in einen Gebeinhaufen, schleuderte Knochen umher, bis er keuchend eine Säge zu fassen bekam und sie nachdenklich betrachtete. »Was würdest du für eine ordentliche Bezahlung tun?«, raunte er Cîphoras zu.
    Der Alb verstand sofort. »Oh, nein. Ich trage dir gerne Neuigkeiten und Geheimnisse aus den anderen

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