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Die Legenden der Albae: Die Vergessenen Schriften (German Edition)

Die Legenden der Albae: Die Vergessenen Schriften (German Edition)

Titel: Die Legenden der Albae: Die Vergessenen Schriften (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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der Albae lag er nun verborgen zwischen Möbeln, Teppichen und Kisten der Unauslöschlichen, die ihre wertvollsten Dinge aus Dsôn bringen ließen. Seine Erkenntnis lautete: Die Herrscher flohen wie er aus der seuchengeplagten Hauptstadt, und das taten sie nicht weniger heimlich, sicherlich aber bequemer als Arviû.
    Rumpelnd ging es voran. Peitschen knallten, und die Kutscher riefen, während sich die Ochsen durch den Matsch kämpften. Mehrfach waren die Tiere ausgetauscht worden, die erschöpften zurückgelassen oder von den Nachtmahren verspeist worden.
    Unaufhaltsam rollten die Räder.
    Leise prasselte der Regen auf die Plane aus Segeltuch, die das Hab und Gut von Nagsor und Nagsar Inàste schützte.
    Es wird kälter. Der Winter machte sich deutlicher bemerkbar, je näher sie dem Steinernen Torweg rückten. Arviû schlug den dicken Teppich um seine Schultern.
    Gelegentlich hörte er den Hufschlag und das Schnauben eines Nachtmahrs, der am Wagen vorbeitrabte. Wie es den Anschein hatte, wurde genau achtgegeben, dass sich nichts und niemand anschlich. Der Tross verfügte über einen beachtlichen Schutz an Kriegern, die unter dem Befehl von Benàmoi Sajùtor standen. Er hatte bereits fünfzig solcher Wagen sicher nach Tark Draan geschafft, und dieses war die letzte Fuhre.
    Dass sie einen ungewollten Mitreisenden hatten, ahnte niemand.
    Arviû gelang das Kunststück, gänzlich unsichtbar zu bleiben. Er kam nur nachts aus seinem Versteck und schlief tagsüber, stahl sich vom Proviant der Kutscher gerade so viel, dass es nicht auffiel. Seine Blindheit machte es ihm nicht eben leichter, sich zurechtzufinden, doch die besondere Ausbildung der geblendeten Leibwächter der Unauslöschlichen hatte Früchte getragen.
    Der dunkelhaarige Alb fröstelte. Seine leichte Kleidung schützte schlecht gegen die Kälte, die unter sein dünnes Dach kroch. Gewiss konnte man seine Adern durch die bleiche Haut sehen.
    Lange hielte er das Verbergen bei dieser Witterung nicht mehr durch, es zehrte seinen Körper mehr und mehr aus. Er freute sich auf eine echte Mahlzeit, die er sich nicht kärglich zusammenstehlen musste. Noch ein paar Meilen, und ich gebe mich zu erkennen, beschloss er.
    Sein Plan sah vor, dass er sich nachts vom Tross entfernte, um einen Bogen zu schlagen und sich den Wagen zu nähern. Dabei wollte er tun, als habe er sich bei der Jagd auf die Dorón Ashont verirrt. Sajùtor würde ihn mitnehmen, denn ein Umkehren käme aufgrund seines Auftrags nicht infrage. Zurücklassen durfte er den blinden Helden nicht.
    In Tark Draan, weit weg von den Phaiu Su und dem sicheren Tod, kann mir vieles gleich sein. Niemand würde ihn dann mehr für den Mord an seinem alten Lehrmeister zur Rechenschaft ziehen.
    Wieder jagte ein Nachtmahr heran, und dieses Mal zügelte der Reiter das Tier.
    »Gebt acht«, vernahm Arviû die Worte, die an die beiden Kutscher gerichtet waren. »Die Vorhut fand Spuren von Vena-Katzen. Es scheint ein Rudel auf Wanderschaft zu sein. Unsere Ochsen kämen denen gerade recht. Achte auf tief hängende Äste. Darauf sitzen sie gerne.«
    »Das werde ich«, erwiderte einer der Wagenlenker. »Die Nacht bricht bereits an. Wäre es nicht besser, wenn wir anhalten? Feuer hält sie auf Abstand.«
    »Nein. Sajùtor will noch bis zum nächsten Gehöft, das knapp zehn Meilen von hier liegt.«
    Der Kutscher schnalzte unzufrieden mit der Zunge und ließ die Zügel knallen. »Na, der Benàmoi wird wissen, was er tut.«
    »Ein Lager und ein Dach über dem Kopf werden dir besser gefallen als im Schneeregen unter deinem Bock gekauert zu frieren«, erwiderte der Krieger unwirsch und ließ seinen Rappen antraben. »Haltet die Augen offen«, rief er.
    Unter diesen Umständen war Arviû froh, unter der Plane im Trockenen und sicher zu sein. Vena-Katzen . Sie waren einst auch in Dsôn Faïmon vorgekommen, aber durch rigorose Jagd ausgerottet worden. Ihre Statur ähnelte der eines Luchses, doch das Fell war bräunlich-grün gemustert, und sie waren wesentlich kräftiger, größer und angriffslustiger. Und schlau. Ein Rudel fiel über kleinere Siedlungen her, um Schafe und Kühe ebenso zu reißen wie die Bewohner.
    »Bei den Infamen«, brummelte der gleiche Wagenlenker, der mit dem Soldaten gesprochen hatte, auf dem Bock. »Erst dieses Wetter, dann noch diese Viecher in der Nähe.«
    »Du achtest auf die Ochsen, ich sichere die Umgebung«, antwortete der zweite. »Ich entfache noch ein paar Lampen und drehe die Dochte höher. Die Helligkeit

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