Die Legenden der Albae: Die Vergessenen Schriften (German Edition)
gewinnen wird? Und die Handvoll Elbenbastarde, die sie in der Zwischenzeit austragen, fürchte ich nicht. Sie sterben.« Sie schlug ihrem Benàmoi auf die Schulter. »Durch unsere Klingen! Und nun verbreite meine Vorhaben in unseren Truppen.«
Der Alb ließ sich zurückfallen und verkündete ihren Willen und die Pläne. Das Taggestirn brachte in wenigen Splittern der Unendlichkeit die Entscheidung darüber, was getan werden würde.
Horgàta sah die Elbinnen nicht mehr, die großen Stämme verbargen sie vor ihren Blicken. Doch das bewahrt euch nicht vor uns.
Während sie durch den Wald ritten, umgeben von den Isconi, breitete sich in ihr die absolute, unerschütterliche Gewissheit aus: Tark Draan würde sie wiedersehen – und sie käme mit Tausenden Kriegern zurück!
Die Unendlichkeit
birgt für diejenigen Vorteile,
die etwas mit der Zeit
anzufangen wissen.
Die Unendlichkeit
birgt für diejenigen Schrecknisse,
die nichts mit sich
anzufangen wissen.
So schreckt die Endlichkeit
gerade die Besten,
aber nicht die Faulen und Dummen.
Der Nachtmahr
Einmal lebte in Dsôn eine Albin, die war unermesslich reich, sodass sie von allem zu viel hatte. Sie wusste den Überfluss aber nicht zu schätzen und nahm ihn als gegeben an.
Und sie konnte nicht aufhören, nach mehr zu verlangen.
Als sie Samusin eines Moments der Unendlichkeit nach dem schönsten, kräftigsten Nachtmahr des Reiches bat, hatte der Gott genug von ihrem Flehen nach Übermaß. Er selbst schlüpfte in die Statur eines Händlers, der den prächtigsten, herrlichsten Rappenhengstes des Reiches anbot, und sprach zu der Albin: »Was immer du dir für ihn wünschst, es wird geschehen. Aber bedenke, dass alles seinen Preis hat.«
So geschah es, dass sie auf dem Markt den schönsten, kräftigsten Nachtmahr erstand, den man in Dsôn zu kaufen bekam.
Und als der Neid auf sie wuchs, machte dies die Albin nur noch stolzer auf das Tier.
Sie führte den Hengst in die Stallungen und sagte: »Morgen möchte ich auf dir ausreiten, und ich will, dass dein Fell noch schöner glänzt.«
Der Nachtmahr wieherte, und die roten Augen glommen.
Als die Albin am nächsten Morgen in die Stallungen kam, waren all ihre Pferde und sonstigen Tiere verschwunden. Aber das Fell des Nachtmahrs schimmerte schwarz, und er übertraf jedes andere Exemplar.
Die Albin rief die Garde, um den Diebstahl anzuzeigen, und ritt aus. Der Neid auf sie wuchs weiter, und das beflügelte sie.
Aber sie wollte mehr.
Als sie zurückkehrte, sprach sie zu dem Hengst: »Morgen reiten wir wieder aus, und ich will, dass du größer bist als jeder Nachtmahr in Dsôn.«
Der Nachtmahr wieherte, und die roten Augen glommen.
Als die Albin am nächsten Morgen in die Stallungen kam, fehlten auch sämtliche Hausdiener.
Der Nachtmahr schien jedoch gewachsen zu sein und übertraf jedes andere Tier.
Die Albin rief die Garde, um die Flucht ihrer Sklaven und des Gesindes anzuzeigen, und ritt aus. Der Neid auf sie wuchs weiter und weiter, und das beflügelte sie erneut.
Aber sie wollte mehr.
Als sie zurückkehrte, sprach sie zu dem Hengst: »Morgen reiten wir wieder aus, und ich will, dass nicht nur dein Fell mehr glänzt und du größer bist als jeder andere Nachtmahr, du sollst auch die leuchtendsten Augen haben.«
Der Nachtmahr wieherte, und die roten Augen glommen.
Als die Albin sich zu Bett begab und die Decke über sich zog, wurde ihr bewusst, dass sie nun alleine in ihrem großen Haus war und sich um alles selbst kümmern musste, da ihr Dienerschaft und Sklaven fehlten. »Die kann man beliebig oft kaufen«, sagte sie zu sich. »Aber einen Nachtmahr wie meinen gibt es kein weiteres Mal.«
So schloss sie beruhigt die Augen.
Mitten in der Nacht erwachte die Albin, da sie ein Geräusch hörte.
Als sie die Lider hob, stand ihr Nachtmahr neben ihr, größer und glänzender als zuvor, und seine großen Augen funkelten sie gierig an.
Und als die Albin vor Furcht aufschreien wollte, fletschte er die messerscharfen Zähne und biss ihr in den Hals, um das Kreischen zu ersticken.
Sterbend sah die Albin, dass die Augen des Nachtmahrs rot und eindringlich leuchteten, wie sie es noch niemals gesehen hatte.
Und niemals wieder sehen würde.
Das Bild der Dunkelheit
Ein berühmter Maler hatte nach vielen Teilen der Unendlichkeit alles gemalt und erreicht, was ein Künstler erreichen konnte.
Jedes Motiv war von ihm festgehalten, jede Farbe war gemischt, jedes bekannte und unbekannte Blut zur Anwendung
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