Die Legenden der Albae: Tobender Sturm (Die Legenden der Albae 4) (German Edition)
vermochten.
Dabei rutschte das Amulett unter der dunklen Kleidung hervor, das er auf der gerodeten Fläche gefunden hatte.
Ythan’kenôr entdeckte es und schien es zu erkennen. »Du hast es?« Seine Augen nahmen einen bösartigen Ausdruck an, und seine Linke zuckte empor, um es zu berühren. »Ich zeige dir seine Ma…«
Aiphatòn drosch die Faust mitten in das Gesicht des Mannes und schob den Nasenwurzelknochen bis in das Gehirn. Ythan’kenôr gab einen undeutlichen Laut von sich.
Das Schmuckstück erstrahlte, sogleich flammte grelles Licht auf.
Aiphatòn spürte, wie sich die Platten erhitzten. Das verhasste, schmerzvolle Kribbeln durchströmte seinen gesamten Körper, die Magie in ihm reagierte auf die freigesetzte Energie – dann war es vorbei.
Weder Pein noch … Er blinzelte überrascht, blickte auf den toten Botoiker. Was ist geschehen? Er erhob sich und spürte keinerlei Veränderung an sich.
Schützend umspielte ihn die Dunkelheit, die nicht einmal von dem heftigen Wind davongeweht werden konnte, der irritierenderweise einen frischen, intensiven Duft in sich trug. Morast, Blut und Unrat schienen nicht mehr zu existieren. Die Wachen des Botoikers hatten sich davongemacht, vermutlich da ihre geistigen Fesseln gefallen waren. Es gab keinen Grund, den Alb anzugreifen und beim Versuch den sicheren Tod zu erleiden.
Aiphatòn wandte den Blick zum Schlachtfeld.
Die ersten gegnerischen Verbände waren zum Halten gelangt, weil sie keine Befehle mehr von einem ihrer Gebieter erhielten.
Die Verwirrung nutzten allen voran die Albae, um den Tod zu bringen. Das Kriegsglück schien sich zu wenden, zumindest bis der Bruder die Zügel über seine gesamte Armee werfen würde.
Einige Nhatai-Ghaists waren in großer Entfernung in Detonationen vergangen. Krater hatten sich gebildet, um die herum die Leichen des Rhâhoi-Heeres brannten, ein weiteres Ghaist explodierte vor den Augen des Albs und fegte mit der feurigen Druckwelle Lebewesen im Umkreis von dreißig Schritten von den Beinen.
Aiphatòn musste geblendet die Augen schließen und sich gegen den heranschießenden Luftzug stemmen, der sich auf ihn warf.
Als das Leuchten der Detonation nachgelassen hatte, blies der Wind noch immer.
Der gestürzte Malméner hatte einen abgebrochenen, fehlgeleiteten Speer im Auge stecken, der durch eine Fügung ein Ziel gefunden hatte. Wenigstens reißen die Ghaists noch mehr in den Tod.
Schützend hielt Aiphatòn einen Handschuh vor sein Antlitz. Obwohl der Himmel über ihm sternenklar leuchtete und der Mond silbrig schien, erhob sich ein Sturm, der beständig die Richtung wechselte.
Die kräftigen, frischen Gerüche nach Obst, nach grünem Laub und Morgentau wechselten zu Blütenduft, während helle und dunkle Federn neben Blütenblättern über das Schlachtfeld wirbelten. Goldplättchen und feine, glitzernde Glassplitterchen mischten sich darunter, die beim Auftreffen auf blanker Haut schmerzten. Der Geruch nach Eisen und Erde setzte sich mit dem nächsten Herzschlag durch, bis es abrupt nach Stein und Regen roch. Klirrend zerbarsten feine Klingen aus Basalt und Obsidian an Aiphatòns Handschuh und den Panzerplatten.
Der Wind erstarkte, die Schnitte wurden schmerzhafter.
Aiphatòns Blut rann aus der Vielzahl von Rissen, wo das feine Glas in die Haut stach und sie öffnete. Die Splitter werden mich schälen! Er warf sich auf den Boden und suchte nach einer Erklärung. Ein gegnerischer Zauber, den Ythan’kenôr mithilfe des Amuletts schleuderte, um seinen Sieg zu retten. Er zog einen Schild zu sich und nutzte ihn als Deckung. Aber er hatte es nicht berührt. Oder?
Der auflebende Sturm fuhr wütend und pfeifend unter das beschlagene Holz und riss den Schutz davon.
Aiphatòn schrie, als ihn die Splitter und die winzigen Schneiden erneut trafen. Er hielt sich beide Hände vor das Gesicht und kroch weiter, bis er an die Leiche des monströsen Malméner gelangte. Er schob sich darunter, so gut es ging.
Und da endlich begriff er.
Es ist Nodûcor! Fa’losôi hat mithilfe der Cîani die Maske gelöst und ihn dazu gebracht, die Winde herbeizurufen.
Aus dem Sturm wurde ein Orkan, der an dem gewaltigen Toten riss, unter dem sich Aiphatòn verborgen hatte.
Die Glassplitter und die Klingen aus Obsidian und Basalt fetzten die Haut mit schabenden, reibenden Geräuschen von dem Scheusal, das Blut sickerte auf den Alb nieder. Knisternd wurden die Knochen abgeschliffen, bis die Böen in den Kadaver fuhren und ihn hohl pfeifend mit
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