Die Legenden der Albae: Tobender Sturm (Die Legenden der Albae 4) (German Edition)
nickte dem Cîanoi zu. »Man kann verstehen, wie Magie wirkt und arbeitet und welcher Wege sie sich bedient.«
Es wird ihn rösten wie es beinahe dem Heiler an Bord der Seeherrscherin erging. Damit nimmt er sich selbst das Leben.
Der Alb in der hellblauen Robe berührte unterdessen seinen Unterarm und murmelte einen Heilungszauber; die Schorfschicht bröckelte ab. Ein Kribbeln legte sich um die Wunden, das sich beruhigend und lindernd in ihm ausbreitete.
Aiphatòn betrachtete den Cîanoi verwundert. Dieser geht vorsichtiger zu Werke.
Dann wandte er sich wieder an Fa’losôi. »Was machen wir im Osten?«
»Dort müsste das wahre Ultai t’Ruy, die Hauptstadt der Rhâhoi-Familie liegen. Nachdem uns die Brüder täuschten, will ich sichergehen, dass sie vernichtet wird. Eine Botoikerin ist in der Ödnis genug.« Sie blickte zum getränkten, verschmutzten Gewandsaum, an dem nichts Grünweißes mehr zu erkennen war. »Neue Kleidung käme mir …«
Gänzlich ohne Botoikerin ist es noch besser! Aiphatòn stach mit dem Speer zu und senkte ihn gezielt in Fa’losôis Brust, ohne sie mit dem Stich zu töten. »Halte die Ghaistwesen zurück«, befahl er der Keuchenden, deren Beine nachgaben. Sie klammerte sich an den Schaft, ohne den sie zu Boden gestürzt wäre.
Die Kupferhelme rührten sich tatsächlich nicht.
Irïanora, Nodûcor und der Cîanoi wichen vor ihm zurück, der Magier murmelte dabei unverdrossen seinen Heilzauber, da er keinen anderen Befehl von der Botoikerin erhalten hatte.
»Ich habe … ohnehin keine Macht über sie«, erwiderte Fa’losôi röchelnd und grinste schwach. »Hast du Angst … dass sie nach meinem Tod einem dahergelaufenen Botoiker folgen?«, presste sie hervor. »Du bist so leicht zu täuschen«, hauchte sie, und der kahle Kopf senkte sich ächzend auf die Brust. Die Hände rutschten zur Seite, und Fa’losôi lehnte sich kraftlos nach vorne.
Nun vollende ich meinen Schwur, den ich Ingrimmsch gab. Aiphatòn zog den Speer aus der Toten, die vor seinen Füßen zusammenbrach, und lenkte die Spitze in einer fließenden Bewegung gegen den überraschten Cîanoi.
Die Klinge traf den Alb in der blauen Robe durchs Herz. Erstickt seufzend sank er über der Botoikerin nieder, und die Augen färbten sich hell.
Nodûcor sah dem Sterbenden fasziniert und vollkommen ruhig zu. Anscheinend nahm er fest an, dass er dem Tod entgehen würde.
»Mörder!«, schrie ihn Irïanora plötzlich aufgebracht an. Ihr Verstand war von der Beeinflussung erlöst. »Warum tust du das, nachdem du uns von der Botoikerin befreitest? Willst du auch mich umbringen?«
»Ich schwor, die Albae zu vernichten. Das ist der wahre Grund, weswegen ich das Geborgene Land verließ«, erklärte Aiphatòn und wandte sich der erschrockenen Irïanora zu. »Wir müssen getilgt werden.« Das Kribbeln des Heilspruchs in seinem Körper hielt an, er ignorierte es.
»Dann beginne bei dir!« Die blonde Albin bückte sich und zog den Dolch des Cîanoi.
Ein Schlag mit dem stumpfen Speerende genügte, und die Waffe fiel ihr aus der Hand und blieb in der feuchten Erde stecken.
»Wir sind ein grausames Volk. Und ich bin zweihundert Zyklen nicht besser gewesen. Eure Städte wären früher oder später zur Plage geworden, die Generationen nach euch hätten ihren alten Unterdrückerwillen wiedergefunden und sich zu unbarmherzigen Herrschern aufgeschwungen.« Aiphatòn setzte der Albin die Spitze gegen das Sonnengeflecht. Das frische Blut des Cîanoi hinterließ einen dunklen Fleck auf dem blauen Gewand. »Dein Tod …«
»Halt!« Irïanora atmete schnell, ihre finster gefärbten Augen waren weit geöffnet. »Bitte! Verschone mich. Wir beide können das Volk der Albae neu erstehen und es besser sein lassen. Du, ein Shintoìt, und ich, eine Albin der neuen Art, durchdrungen von Magie. Vermagst du zu ermessen, welche …«
Die Intrigantin kämpft bis zuletzt. »Mit deinem und Nodûcors Tod habe ich meinen Schwur erfüllt«, unterbrach er sie. »Danach gehe ich mit Freuden durch meine eigene Hand in die Endlichkeit. Aber dein Tod heißt Aiphatòn!«
Er legte viel Kraft in den Stich, um Irïanora nicht leiden zu lassen.
Doch die blonde Albin musste einen verborgenen Harnisch unter ihrem blau-silbernen Kleid tragen. Die Spitze gelangte gerade so durch den Stoff und stockte.
»Verschonst du mich?«, fragte Irïanora spöttisch. »Willst du lieber bei Nodûcor dein Morden fortführen und üben, bis du es richtig vermagst?«
»Kein Panzer
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