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Die Legenden der Albae: Tobender Sturm (Die Legenden der Albae 4) (German Edition)

Die Legenden der Albae: Tobender Sturm (Die Legenden der Albae 4) (German Edition)

Titel: Die Legenden der Albae: Tobender Sturm (Die Legenden der Albae 4) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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den Gefechten gemeint. Nach dem großen und tödlichen Aufräumen.
    Doch eigentlich hoffte er, dass er zusammen mit dem letzten Nord-Alb in die Endlichkeit einzog. Bis dahin ging seine Jagd weiter, die nächsten fünf Gegner warteten auf ihn.
    Aiphatòn wusste, dass er ihnen an Kampfkunst überlegen war. Zudem ruhte Magie in ihm, gespeichert in seinen runenbeschrifteten Platten, die fest mit der Haut vernäht und verbunden waren. Diese Energie nutzte er intuitiv, ohne Formeln zu sprechen. Fünf Albkriegerinnen und Krieger bedeuteten allerhöchstens eine kleine Herausforderung. Diesen Rest Hochmut durfte er sich durchaus erlauben.
    Er erreichte eine Ebene, die wie dafür geschaffen war, die Aussicht nach Norden zu genießen.
    Die Namen der ganzen Gipfel und Gebirgszüge, die wie zum Beweis seiner eigenen Nichtigkeit seit Urzeiten aufragten und es auch nach ihm tun würden, kannte er nicht. Ingrimmsch oder einer der neuen Fünften hätte sicherlich zu jedem einzelnen der Berge eine Geschichte erzählen können.
    Man brauchte nicht mal eine besondere Vorstellungskraft, um konkrete Formen zu erkennen, wie eine Klinge oder einen Drachenkopf. Bei genauerem Hinschauen wurde aus einer Wand mit herausstehendem Grat der Rücken eines gewaltigen Monstrums, das gerade in dem Gestein abtauchte und von dem man die letzten Wirbel verschwinden sah.
    Sollte Vraccas dieses Gebirge tatsächlich erschaffen haben, bewies er einen Sinn für Abwechslung. Aiphatòn lächelte und schirmte die Augen gegen das Taggestirn ab, um die Schönheit ungeblendet betrachten zu können.
    Er verspürte keinerlei Drang, den Anblick in einem Bild, einer Skulptur oder in einer Ballade künstlerisch umzusetzen. Auch das zeigte ihm, wie sehr er sich von seinem Volk unterschied.
    In den Jahren als Kaiser war ihm nicht einmal der Gedanke gekommen, sich aus einer Laune oder einem Gefühl heraus an eine Leinwand zu setzen. Zwar hatte er sich mehrmals darin versucht, aus Pflichtgefühl heraus, doch es gab ihm nichts.
    Er schätzte die Kunst, ohne ein Künstler zu sein. Und er schätzte es, dass Dinge mitunter blieben, wie sie waren, und darin ihre eigentliche Einzigartigkeit bewahrten.
    Aiphatòn vermisste zu seinem Erstaunen nichts. Weder seinen Palast noch die Bediensteten noch irgendetwas anderes, was mit seinem Kaisertitel und seinem einst mächtigen Reich zu tun hatte.
    Die Dinge müssen im Geborgenen Land wieder werden wie vor Caphalors und Sinthoras’ Einmarsch, sinnierte er. Und so sollen sie dann bleiben. Er fühlte sich den Bewohnern gegenüber verpflichtet und bereit, alles zu tun, um sie zu schützen. Seufzend blickte er über die Gebirge. Ja, ich bin aus diesem unseligen Rausch erwacht, dem ich mich niemals hätte hingeben dürfen.
    Das Zischen des Pfeils und das leise Geräusch der zurückschnellenden Sehne waren in dieser Stille unmöglich zu überhören.
    Für Aiphatòn erschloss sich dadurch, wo sich der Schütze befand.
    Er griff den auf der Schulter liegenden Speer, wandte sich dabei um und schleuderte ihn in einer einzigen fließenden Bewegung.
    Die Klinge surrte und traf die Spitze des entgegenschwirrenden schwarzen Pfeils, zerbrach sie und zerstörte den Schaft.
    Nach kurzem Flug jagte der Speer durch den gehärteten Lederharnisch in die Brust des Kriegers, der etwa dreißig Schritte oberhalb auf einem Überhang eine gute Schussposition eingenommen hatte.
    Er ließ den Bogen fallen, brach in die Knie und starrte verwundert auf die leuchtenden Runen, die sich mit seinem Blut füllten. Der getroffene Alb neigte sich nach hinten und blieb auf dem Rücken liegen, während das Geschoss wie ein dünner Fahnenmast aus ihm herausragte.
    Die Splitterchen des Pfeils klimperten harmlos auf den Steinboden, eine dunkle Feder segelte langsam der Erde entgegen.
    Eine Kriegerin trat aus einer dunklen Felsnische Aiphatòn entgegen, ein langes und ein kurzes Schwert mit gezackter Klinge in den Händen haltend.
    »Dein Weg soll hier enden«, verkündete sie entschlossen. Auch sie trug den schwarzen Harnisch, unter dem Helm spitzten dunkelblonde Haare hervor. Sie hob den Arm mit der kleineren Waffe und richtete sie auf sein Sonnengeflecht. »Wisse: Du warst niemals unser Kaiser. Und der Moment, an dem wir dich in die Endlichkeit senden, war lange ersehnt.«
    »Allerdings ist dieser Moment noch nicht gekommen. Nicht für mich. Aber dein Ende mag dich vom quälenden Warten erlösen.« Aiphatòn musterte sie. »Du solltest erfahren, dass ich meine Kräfte in

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