Die Legenden der Albae: Tobender Sturm (Die Legenden der Albae 4) (German Edition)
erkannte alsbald, dass es lediglich ein Alb war, der seine Stimme beim Sprechen in schnellem Wechsel verstellte.
Mindestens einer lauert also draußen auf mich. Aiphatòn nahm an, dass die Aklán die letzten beiden Veteranen opferte, um ihn aufzuhalten. Ignorieren und in seinem Rücken belassen durfte er sie nicht. Das wussten sowohl er als auch Firûsha.
Er schaute sich um und suchte nach Stellen, an denen sich ein Schütze trefflich verbergen konnte.
Da oben womöglich? In vier Schritt Höhe gab es eine Kerbe, als habe ein übergroßer Troll mit einer Axt eine Scharte in das Gestein geschlagen.
Er nahm den Speer, warf ihn auf gut Glück – und ließ im Flug die Runen im vorderen Schaft sowie in der Klinge aufflammen.
Das grünliche Licht der Symbole riss eine verdutzte Albin aus der Dunkelheit, die mit schussbereitem Bogen eingekeilt zwischen den Wänden ausharrte.
Da ist sie. Aiphatòn unterbrach den Flug seiner Waffe und ließ sie drohend vor der Kriegerin schweben. Die Spitze zielte auf ihr Antlitz, auf der glänzenden Schneide reflektierte das Schimmern und warf den Schein verstärkt auf den Fels.
»Steige herab«, rief er. »Und du, der in der Einbuchtung sitzt: Zeige dich.«
Die Albin auf ihrem Hochsitz richtete sich auf, legte Pfeil und Bogen zur Seite, sprang aus der Spalte hervor und landete elegant auf dem Stein. Aus dem Eingang der kleinen Höhle kam ein Krieger, der einen Speer in der Rechten und einen eckigen Schild in der Linken trug.
Aiphatòn ließ seine Waffe herabschweben und brachte sie zwischen sich und die Gegner. »Ihr denkt, dass ihr lebend entkommen werdet, doch da irrt ihr. Ich gebe euch lediglich die Gelegenheit, einen raschen Tod anstelle von Qualen zu wählen.« Er richtete sich auf. »Tanóra entschied sich nicht weise. Ihr mögt ihre Schreie vernommen haben? Die Berge tragen das Echo weit.«
Die beiden Albae bedachten ihn über den Speer hinweg mit hasserfüllten Blicken.
Sie werden sich auch nicht ergeben. »Einen schnellen Tod fändet ihr, wenn ihr euch über den Rand …«
Die Albin begab sich hinter den Schildträger, der sofort den Schutz vor sich hielt und seine Waffe nach Aiphatòn schleuderte, um anschließend nach vorne zu stürmen; dabei machte er sich so klein, dass er beinahe vollständig hinter dem Schild verschwand, um kein Ziel zu bieten.
Es kostete den Shintoìt keine Mühe, dem Geschoss auszuweichen. Gleichzeitig ließ er seinen eigenen, schwebenden Speer auf magische Weise zustoßen.
Die Klinge durchbrach den dünnen Metallbeschlag, das Holz dahinter, dann den Arm sowie den Helm und den Schädel des Albs.
Bevor die Kriegerin begriff, dass sich die gegnerische Waffe nicht aufhalten ließ, steckte die Spitze in ihrer Schulter und warf sie zusammen mit dem toten Alb zu Boden; das Blut ihres Begleiters spritzte gegen sie. Aufgespießt lag sie unter dem regungslosen Krieger und ächzte vor Schmerzen. Jeder Versuch, sich von dem Speer zu befreien, scheiterte und mündete in einem qualvollen, wütenden Aufschrei.
Wie ich es mir dachte: Sie wollten sich nicht ergeben. Langsam näherte sich Aiphatòn und blieb zwei Schritte vor ihr stehen. »Wie lautet …«
Sie langte an ihren Gürtel und zog einen Wurfdolch, schleuderte ihn.
Aiphatòn drehte sich so, dass die Klinge gegen eine der eingenähten Panzerplatten auf seinem Oberkörper traf. Mit einem leisen Klirren zersprang sie daran. »Wie lautet dein Name?«
Sie spuckte aus.
»Ich ließ dir die Wahl«, sprach er, »welche Art von Tod du möchtest. Und siehe: Du leidest Qualen.« Aiphatòn warf einen kurzen Blick auf den Toten. »Er hatte das Glück, dass er den Kopf tief unten hielt.« Er ging neben ihr in die Hocke. »Die Aklán ließ dich und deine Veteranenfreunde in die Endlichkeit ziehen. Sagte sie auch dir, dass ich keinerlei Macht mehr besitze?«
Die Augen der Kriegerin zuckten nach rechts und links. »Du bist das Schlimmste, was unserem Volk geschehen konnte«, erwiderte sie stöhnend. »Du brachtest den Abschaum zu uns.«
» Jeder Alb ist Abschaum. Gefährlicher Abschaum, der die Einheit und die Ausgewogenheit einer friedlichen Welt bedroht«, sagte er bedächtig. »Wo wäre das Geborgene Land, wenn es euch nicht gegeben hätte? Wenn es mich nicht gegeben hätte? Die Menschen, Elben und Zwerge …«
Die Albin lachte verächtlich. »Du denkst, sie würden in Frieden leben? Wir ermöglichten ihnen erst, dass sie sich einten. Wir werfen sie in den Staub, geben ihnen den Feind, den sie brauchen,
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