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Die Legenden der Albae - Vernichtender Hass

Die Legenden der Albae - Vernichtender Hass

Titel: Die Legenden der Albae - Vernichtender Hass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Er hat mich … Die Beine gaben unter ihm nach. Er fiel auf
die Knie und verlor noch im Seitwärtskippen das Bewusstsein.

    Carmondai
saß auf dem zweiten Wall, das Gesicht zur abendlichen Stadt gewandt, die Füße
baumelten über den Rand. Neben sich hatte er einen Kelch sowie eine Flasche
Obstwein stehen, den Caphalor in seinem persönlichen Gepäck für besondere
Gelegenheiten aufbewahrt hatte.
    Der
Fall von Sonnenhag war eine solche Gelegenheit.
    Ich bin noch wie benebelt, wie im Rausch. Um Carmondai
stapelten sich die Zeichnungen, von Bruchstückchen des Walls beschwert, damit
der Wind sie nicht davontrug.
    Seit
er Doghosh getötet hatte, tat er nichts anderes, als den Stift über Papier und
Pergament fliegen zu lassen. Die Eindrücke der Schlacht, der Eroberung, des
Todes mussten hinaus, gebannt und konserviert werden. Die Elbenrüstung hatte er
zu großen Teilen abgelegt, sie hinderte ihn beim Zeichnen. Baden und sich umziehen
würde er später.
    Unter
ihm, zwischen der eigentlichen Stadtmauer und dem Wall, drängten sich die
Gefangenen. Männer, Frauen, Kinder, alle Einwohner waren zusammengetrieben
worden. Caphalor war mit der Garde in Sonnenhag unterwegs und inspizierte die Häuser.
    Gelegentlich
traf Carmondai ein Ruf aus der Menge der Barbaren, die wissen wollten, was mit
ihnen geschehen sollte. Er antwortete nicht.
    Â 
    Vergossen’ Blut – dienst meiner Feder.
    Getäuschte Seel’ – dienst meiner Erbauung.
    Gebrochen’ Aug – dienst meinem Staunen.
    Erlegte Stadt – dienst meinem Ruhm.
    Doch: Ruhm – zu was dienst du?
    Â 
    Das
nächste Blatt hatte sich gefüllt und wurde von ihm zur Seite gelegt.
    Zufrieden
seufzte er und nippte am Wein, lehnte den Kopf zurück und betrachtete die
Sterne, die sicherlich auch in Dsôn Faïmon zu sehen waren. Eine
gute Entscheidung, den Zug zu begleiten.
    Seine
rechte Hand schmerzte, die linke Schulter brannte von der Überbeanspruchung in
der Schlacht gegen die Óarcos. Die Lanzen der Elben waren zwar gut tariert,
aber dennoch durch die Verstärkung schwer. Der Zusammenprall mit einem
gerüsteten Feind ließ starke Kräfte auf das Gelenk wirkten, die Schläge gegen
den Schild spürte er immer noch im Unterarm. Carmondai lächelte. Und es war so gut!
    Caphalor
erschien auf dem Wehrgang. Die Inspizierung von Sonnenhag schien abgeschlossen.
Er betrachtete die vielen Blätter. »Zeichnungen und Gedichte im Überfluss. Der
heutige Moment der Unendlichkeit war inspirierend, nehme ich an?«
    Â»Er
war … anstrengend.« Carmondai sammelte die Werke ein und schuf Platz für den
Nostàroi. »Und? Was hast du entschieden?« Er zeigte mit dem Stiftende auf die
Barbaren.
    Â»Sonnenhag
dient uns als Steinbruch. Die Quader sind einigermaßen gerade behauen, wir
müssen nicht zu viel nacharbeiten. Ein Teil der Barbaren wird die Steine in die
Goldene Ebene zum Krater schaffen. Und für die Balken haben wir ebenso
Verwendung: gutes, trockenes Brennholz.« Caphalor setzte sich an seine Seite.
»Die Exemplare mit dem besten Wuchs gehen ins Grauen Gebirge an Durùston. Er
wird aus ihnen das Beste herausholen.«
    Carmondai
wusste, dass es genauso gemeint war, wie es gesagt worden war. »Ja, er sagte
mir, dass die Albae in Dsôn nach Schmuck und Dekoration aus Barbarenteilen
lechzen. Er kommt kaum mit der Fertigung nach.« Er schwang mit den Füßen vor
und zurück. »Die Bastion in der Mitte der Stadt bleibt erhalten, nehme ich an?«
    Â»Ja.
Sie wird ein guter Stützpunkt sein, von dem aus wir Druck auf das Umland
ausüben können.« Der schwarzhaarige Alb sah auf den Kelch und den Wein. »Darf
ich?«
    Â»Nimm
dir. Es ist deiner.«
    Caphalor
trank und blickte wie Carmondai über die dunkle Stadt. Ohne die Bewohner wurden
keine Lichter in den Häusern entzündet. Von Weitem betrachtet, würde man
Sonnenhag nicht einmal sehen.
    Carmondai
fand die Stadt so nichtssagend wie die meisten Städte der Barbaren, auf die sie
gestoßen waren. Menschen hatten kaum Sinn für Schönheit: ein Dach, Wände drum
herum, Fenster und Türen. Was ihnen völlig abging, waren Feinheiten in der
Bauweise, das Filigrane und Verspielte, ohne dass es weibisch oder kitschig
wirkte. Sicher, die Königsstädte waren eindrucksvoller, hatten Säulenbauten,
Halbkuppeldächer und dergleichen. Aber mit den Schnitzereien in

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