Die Legenden der Albae - Vernichtender Hass
den Balken von
Sonnenhag war ein Alb nicht zu beeindrucken. Handwerklich gut gemacht, aber
kindlich.
»Du
hast die Krieger hervorragend geschult.« Caphalor wirkte ganz so, als steuerte
er auf ein Ziel in der Unterredung zu. »Ohne dich und dein Können hätten wir
die Ãarcos nicht geschlagen.«
»Es
sind gute Krieger, die sich gleich mit der neuen Kampfweise zurechtfanden.
AuÃerdem nutzten wir jeden Splitter der Unendlichkeit zum Ãben.«
»Das
ist richtig. Doch wir brauchten dazu jemanden, der sich mit der vergessenen Art
der Kriegsführung auskannte. Unser Volk wendet diese Taktik schon sehr lange nicht
mehr an.« Caphalor sprach noch immer nach vorn, ohne ihn anzublicken. »Die
Unauslöschlichen wissen nicht, welch überragenden Kämpfer sie mit dir verloren
haben.«
»Ich
bin kein Krieger mehr!« Carmondai wollte nicht die leiseste Andeutung zur
Rückkehr in sein altes Dasein hören. Ich will diesen
Gedanken, diese Gefühle nicht in meinem Kopf haben! »Mein Leben gehört
der Kunst. Was ich hier tue und getan habe, waren Ausnahmen. Für unser Volk. Es
wird nicht dazu führen, dass ich ununterbrochen im Sattel eines Nachtmahrs
sitze und eine albische Panzerrüstung trage. Diese Zeiten sind vorbei.« Er
seufzte verhalten. Und doch gefiel es mir.
Caphalor
schwieg eine Weile. »Du wirst dich später am Abend den Truppen wieder als
Sinthoras zeigen. Sie erwarten, dass die Nostà roi gemeinsam erscheinen.«
Carmondai
sah ihn an. »Wie lange willst du diese Täuschung aufrechterhalten? Wie lange
kann das noch gutgehen?«
»Bis
der echte Sinthoras zurückgekehrt ist. Uns bleibt keine Wahl. Weder kann ich
ihn verletzt noch sterbenskrank werden lassen. Die Truppen brauchen ihn und
seinen Anblick. Nach der Schlacht in der Goldenen Ebene verehren sie ihn
regelrecht.« Er lachte bitter. »Wenn sie wüssten, dass sie ihr Leben für einen
Alb hergeben, der sich in Dsôn in den Laken wälzt und sonst was tut â¦Â«
»Das
tue ich nicht«, sagte eine Stimme von der anderen Seite des Wehrgangs.
Carmondai
wandte den Kopf und erkannte den bisher vermissten Nostà roi. Wie hat er das angestellt?
Sinthoras
trug die schwarze Rüstung der Albae und einen Mantel darüber; Schatten
umspielten ihn und wichen langsam von ihm zurück. Er hatte seine Gabe benutzt,
um nicht von den Wachen bemerkt zu werden. Seine Statur war dünner geworden.
»Ich bin wieder zurück«, sprach er leise. »Ich muss mich entschuldigen, dass
ich so lange brauchte, doch in Dsôn gehen Dinge vor sich, die ⦠Ich habe
Feinde, die mich stürzen wollen. Und dich mit mir,
Caphalor. Ich musste dagegen etwas unternehmen. Man zweifelte an uns.«
Er sieht nicht gut aus. »Ihr habt Angelegenheiten zu
besprechen, die im Epos nicht erwähnt werden sollten, denke ich.« Carmondai
wollte sich erheben, um sich zurückzuziehen.
»Bleib.
Vor dir gibt es keine Geheimnisse.« Caphalor hielt ihn sachte an der Schulter
fest und hob die Flasche. »Mag sein, dass wir Feinde haben, Sinthoras, aber die
Soldaten brauchen dich. Sie lieben den strahlenden Nostà roi, der leuchtende
Reden hält und dessen Worte Zuversicht schenken, der vor ihren Augen eine
ruhmreiche Zukunft entstehen lässt und sie in die Schlacht trägt.« Er wandte
den Blick Carmondai zu, der sich sichtlich unwohl fühlte, und tat erstaunt.
»Oh, der Sinthoras, der sie in die Schlacht trägt, sitzt ja neben mir!« Dann
wurde Caphalor wieder ernst. »Ohne ihn wäre mir die Täuschung nicht gelungen.
Und ohne diese Täuschung hätten wir die Goldene Ebene nicht eingenommen.«
»Ich
habe unterwegs vernommen, dass ich überall dabei war, obwohl ich zugleich in
Dsôn oder anderswo weilte«, erwiderte Sinthoras, und seine Stimme war
schneidend. »Jemand nahm meinen Platz ein.«
»Mir
lag es fern â¦Â«, setzte Carmondai an. Er ahnte, dass der blonde Alb eifersüchtig
auf ihn war und ihm die Erfolge nicht gönnte. Eine unvermutete Rivalität war
entstanden.
»Es
gibt keinen Grund für deine Missgunst, Sinthoras«, unterbrach Caphalor kühl
und zurechtweisend. »Er handelte auf mein Geheià hin. Und er hat sich gut
geschlagen. Nun aber kannst du unter Beweis stellen, dass du über dich
hinauszuwachsen vermagst.« Er stand auf. »Du warst viel zu lange weg und stehst
in unserer Schuld, mein Freund. Wir
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