Die Legenden der Albae - Vernichtender Hass
war â¦Â«
Sie
legte ihm den Zeigefinger an die Lippen. »Das muss ich nicht wissen, Liebster.
Ich sehe, wie du dich grämst, sobald du mich anschaust. Aber du musst das schlechte
Gefühl überwinden. Wenn du noch nicht bereit bist, mit Enoïla abzuschlieÃen,
sag es mir. Ich werde warten. Doch ich will dich nicht länger leiden sehen,
hörst du?« Sie ergriff seine Hand und drückte sie sanft.
»Ja.«
Er atmete tief ein. »Und es ist, als würde ich Enoïla sprechen hören, wenn ich
deine Worte vernehme. Sie würde das Gleiche sagen.« Caphalor küsste sie auf die
Stirn, roch an ihren Haaren. »Du bist meine Gefährtin, aber ich werde immer an
sie denken müssen. Nicht ständig, und es wird weniger, doch sie hat einen
steten Platz in meinem Herzen und meiner Seele. Zudem ist mit ihrem Tod ein
Teil von mir gegangen. Verstehst du das?«
Imà ndaris
nickte und drückte seine Hand erneut. »Ja. Und ich sage dir: Das, was von dir
geblieben ist und mir gehören darf, ist wundervoll genug, Caphalor.« Sie küsste
ihn behutsam.
Ein
warmes Gefühl durchfuhr ihn, und er presste seine Lippen zärtlich auf ihre.
Es
klopfte an der Tür.
Das
Liebespaar trennte sich, und gleich darauf wurde die Tür geöffnet. Carmondai
trat eilends in den Raum, bewaffnet mit Kladde und Stift. Er hatte auf jegliche
Rüstung verzichtet, sondern einen langen, dunkelroten Mantel angelegt, unter
dem ein schwarzbrauner Gewandsaum hervorspitzte. »Verzeiht, dass ich einfach so
einfalle, aber es gibt Neues von unserem Freund Toboribar.«
»Auch
der Ãarco soll zu Elria und Sitalia fahren«, murmelte Imà ndaris, und Caphalor
musste lachen. »Man sollte doch meinen, er habe seine Lektion gelernt, oder
nicht?«
Carmondai
reichte ihr eine Botschaft. »Sie war nicht geschlossen, und ich erlaubte mir zu
lesen, was er hinschmierte: Er hat den Pakt aufgekündigt und ist nach Süden
aufgebrochen!«
»Sehr
schlau. Er weiÃ, dass wir ihn nicht mit unseren Truppen verfolgen können.«
Caphalor warf erneut einen Blick auf die Karte. »Sind ihm alle Ãarcos oder nur
seine Kraggash gefolgt?«
»Sämtliche,
die aus IshÃm Voróo stammen. Die paar Orks aus Tark Draan, die sich seinen
Horden für den Kriegszug angeschlossen hatten, schlachtete er ab, damit wir
ihre Ortskenntnisse nicht nutzen können.« Carmondai wirkte verbittert. »Was
glorreich begann, droht in einer Katastrophe zu enden.«
Caphalor
schwieg und überschlug, was ihnen noch geblieben war. Die
Ãarcos sind weg, ebenso die Hälfte der Barbaren, und wir haben nur noch wenige
eigene Krieger und noch weniger Trolle und Oger. Wir können froh sein, wenn wir
die Goldene Ebene im Frühjahr halten. Er sah zu Imà ndaris, die dem Gesichtsausdruck
nach das Gleiche dachte wie er. »Wir müssen uns Luft verschaffen«, sprach er.
»Wenn der Schnee zu schmelzen beginnt und die Drachen aus ihrem Schlummer
erwachen, entsteht uns eine dritte Front. Dein Vorschlag, Nostà roi, im Winter
Gwandalur anzugreifen, ist daher richtig. Damit nehmen wir Druck von uns.«
»Danach
unternehmen wir ein paar ScheinvorstöÃe nach Ãlandur und Lesinteïl, um die
Elben glauben zu lassen, wir hätten genug Truppen, um sogar im Winter zu
marschieren.« Imà ndarisâ Augen leuchteten, weil sie endlich denken und handeln
durfte wie eine Kriegerin. »Die Dorón Ashont werden bis zum Frühling besiegt sein,
dann erhalten wir frische Soldaten, um den Elben den Rest zu geben.«
»Wir
sollten Krieger von den Königen und Adligen Tark Draans verlangen, die wir an
uns gebunden haben. Die können wir nutzen, um die eroberten Gebiete zu
verteidigen. Aber den Krater halten wir selbst.« Caphalor war mit der
Vorgehensweise zufrieden. »Ich schlage vor, dass wir Virssagòn mit ein paar
Albae nach Gwandalur schicken. Seinen eigentlichen Auftrag kann er nicht mehr
erfüllen, denn die Zauberinnen und Zauberer sind gewarnt. Ein Meistermörder wie
er wird auch eine Möglichkeit finden, die Drachen zu töten.«
Imà ndaris
stimmte ihm zu, während Carmondai dazu übergegangen war, jedes Wort zu
notieren, das gesprochen wurde. »Ich werde mit ihm gehen«, verkündete er. »Ich
brauche weitere Abenteuer für mein Epos. Da ich schon nicht schreiben darf,
dass ich â¦Â« Er brach ab, als er Caphalors mahnenden Blick sah.
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