Die Legenden der Albae - Vernichtender Hass
»Nun, Gwandalurs
Untergang wird sich gut machen.«
»Warum
befehligst du nicht die Panzerreiter?«, schlug
Imà ndaris vor. »Caphalor sagte, dass du erstaunlich gut darin bist. Ich gebe
sie dir und Virssagòn gern mit.«
Aber
Carmondai lehnte mit einem entschiedenen Kopfschütteln ab. »Ich habe für mich
das Leben eines Künstlers gewählt.«
»Aber
du warst früher ein Krieger.« Caphalor wollte mehr über diesen Alb erfahren,
der selbst in der hitzigsten Schlacht den Ãberblick behielt, zu befehligen und
zu führen wusste. Ohne ihn wäre der Sieg in Gefahr gewesen. »Wie
kommt es, dass du weiÃt, wie man auf diese Art kämpft? Ich kann mich nicht
erinnern, dass die Albae je schwere Reiterei benutzten. Unser Volk bevorzugt
seit jeher Pfeil und Bogen.«
»Wir
sind ein Volk des Todes und der Kunst«, verbesserte ihn Carmondai freundlich.
Er setzte sich und legte Kladde und Stift auf den Tisch. Anscheinend war er in
Plauderstimmung. »Wie wir beides umsetzen, bleibt einem jeden überlassen.«
Imà ndaris
nahm ebenfalls Platz und zog Caphalor auf den Nachbarstuhl.
»In
einer Zeit, als die Albae in IshÃm Voróo auf Gelände kämpften, das flach wie
die Goldene Ebene war, stieÃen wir auf Gegner, die sich zu schnell bewegten für
unsere Pfeile. Die Cûithonen, lästige Kreaturen, menschenähnlich, doch zugleich
ganz anders als die Barbaren: Sie alterten doppelt so schnell, bewegten sich
dafür zweimal so rasch. Innerhalb eines Pfeilschusses kamen sie an unsere
Krieger heran und richteten mit ihren Waffen furchtbaren Schaden bei den
leichter Gepanzerten an.«
Caphalor
hatte nie etwas von den Cûithonen gehört. Auch das Gelände, das ihm Carmondai
beschrieb, war ihm unbekannt. »Wo liegt dieses Land?«
»Weit
im Süden. Wir reisten viele Meilen über Land, danach mit dem Schiff â¦Â«
»Mit
dem Schiff?«, brach es aus Caphalor hervor. »Ihr Infamen! Es gibt doch weit und
breit kein Meer!«
Carmondai
lächelte nachsichtig. »Man muss nur weit genug in den Süden gehen, Benà moi.
Damals übten die Kometen starken Einfluss auf die
Unauslöschlichen aus. Das Albae-Reich vernichtete mögliche Feinde in einem
Umkreis von tausend Meilen.«
»Das
muss schon sehr lange her sein!« Caphalor war beeindruckt. Ich
komme mir unwissend vor. Er sah Imà ndaris an, die andeutungsweise mit
den Achseln zuckte.
»Es
erfuhr nicht jeder. Die Truppen, denen ich angehörte, galten lange Zeit als
verschollen.« Carmondais Blick ging in die Ferne, sein Verstand schien in die
Vergangenheit einzutauchen. »Die Cûithonen hatten Burgen errichtet, von denen
aus sie ihre Horden schickten. Wir überlegten, was wir gegen sie unternehmen
konnten. Pikenträger taugten zwar für eine erste Abwehr, doch die Cûithonen
wieselten durch die Spitzen wie Ratten durchs Unterholz, und wir verloren
damals viele gute Krieger. Mir kam der Gedanke, sie einfach niederzuwalzen, und
so überlegte ich, wie sich das im Feld am besten anstellen lieÃe. Unter den
Cûithonen gab es keine Bogenschützen, weil sie sich auf ihre Schnelligkeit
verlieÃen. Panzerreiter erschienen mir der beste Weg.« Carmondai hustete. »Wir
entwarfen daher stabilere Rüstungen und fertigten lange Lanzen an. Ich dachte
mir Manöver und Signale aus, um die schwere Reiterei rasch zu lenken und ihre
Schlagkraft ganz und gar zur Geltung zu bringen. Wir haben die Cûithonen
daraufhin in jedem Gefecht geschlagen und eine Burg nach der anderen in Brand
gesteckt.«
Imà ndaris
hing gebannt an seinen Lippen, wie Caphalor sah, und auch er konnte sich der
Erzählung nicht entziehen.
»Als
wir nach fünf Teilen der Unendlichkeit nach Dsôn Faïmon zurückkehrten, hatte
man uns und unseren Auftrag fast vergessen. Die Gestirne warfen uns vor, wir hätten alle Botschaften, die man uns sandte, ignoriert. Ich
schwöre: Uns haben nie welche erreicht.« Carmondai sah aus dem Fenster zu dem
Berg, der sich schwarz und mächtig erhob und seinen Schatten in den Krater
warf. »Man setzte uns zur Verteidigung ein, im Norden, nahe von Pataiòn.«
»Bewaldetes
Gebiet. Da bringen schwere Reiter nichts«, kommentierte Caphalor.
Carmondai
nickte, der Blick war traurig geworden. »Es ging darum, uns zu strafen. Für die
angebliche Befehlsverweigerung. Und weil wir die Lieblingstruppen der Kometen waren.
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