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Die Legenden der Albae - Vernichtender Hass

Die Legenden der Albae - Vernichtender Hass

Titel: Die Legenden der Albae - Vernichtender Hass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Steinbruch befand. Die Meißelspuren waren
frisch. Sie sprang von Vorsprung zu Vorsprung, balancierte schmale Grate
entlang und überwand auf diese Weise in kürzester Zeit mehrere Hundert Schritte
senkrecht nach unten. Ein Barbar, egal, was für ein guter Kletterer er hätte
sein mögen, wäre längst abgerutscht und in die Tiefe gestürzt. Im unteren
Bereich der Grube erhoben sich Gerüste, die ihr den Abstieg vereinfachten.
    Mit
einem letzten Sprung erreichte sie den Boden. Der Weg, den sie gesehen hatte,
führte zur Abraumhalde, in der sich kleine Bruchstücke häuften. Anscheinend
wurden große Blöcke aus dem Fels gesägt. Vermutlich Baumaterial,
das über das Flüsschen verschifft wird.
    Dann
machte Horgàta einen Eingang aus, der in den Berg führte. Sie eilte hinein,
ohne dass ihre Stiefel ein Geräusch verursachten.
    Wie
fast überall in Tark Draan suchte sie vergebens nach Wachen. Die Barbaren
verließen sich auf die Wacht der Unterirdischen an den Durchgängen. Höchstens
Räuberbanden machten den Bewohnern das Leben schwer, Scheusale wie Óarcos oder
Trolle und anderes Geschmeiß schienen ausgerottet, oder sie hielten sich im
Verborgenen.
    Das
machte es Horgàta leicht, den Gang zu untersuchen. Sie nahm sich eine Fackel,
entzündete sie mit dem danebenliegenden Feuerstein.
    Arbeiter
hatten einen drei Schritt hohen und zehn Schritt breiten Stollen gegraben, in
dessen Boden tiefe Rillen eingedrückt waren. Karren? Sie ging vorwärts.
    Der
schräg nach oben verlaufende Gang mündete in eine Kaverne, die einst
natürlichen Ursprungs gewesen war. Die Barbaren hatten sie ausgebaut: In dem
schwarzen See reckten sich wieder Gerüste nach oben, die zu großen Stalaktiten
führten. Einige davon waren zum Teil abgetragen, andere noch intakt. In der
rechten Hälfte der Höhle waren Flöße aneinander vertäut und bildeten eine
Brücke, die zu einer schneeweißen Wand führte. Horgàta vermutete, dass dort
besonders wertvolles Gestein herausgeschlagen wurde.
    Das
Ufer war vollgestellt mit Kisten, in denen teilweise Gesteinsbrocken lagen.
Dutzende gespannte Seile führten von dort über Flaschenzüge und Winden in einem
wirren System zur Decke hinauf und verteilten sich bis zu den Stalaktiten und
zum zweiten, kleineren Steinbruch.
    Man könnte … Horgàta wandte sich um und sah den Stollen
hinunter, dann wieder zum See, eilte über die Flöße und riss eine lange
Holzstange von einem Gerüst ab, mit der sie die Tiefe des Gewässers maß. Nicht mehr als sieben Schritte, die Ränder fallen flach ab.
    Horgàta
verwarf ihren ersten Plan, denn ein neuer reifte soeben in ihr. Doch den konnte
sie erst umsetzen, sobald genügend Albae bei ihr angelangt waren.
    Der Segen der Unauslöschlichen ist mit uns. Sie verließ die
Kaverne, löschte die Fackel, erklomm den Steinbruch und kehrte zu ihrem
Nachtmahr zurück. Die Nostàroi hätten den Punkt inmitten von
Tark Draan kaum besser wählen können.

    Tark Draan (Geborgenes
Land), Graues Gebirge, Steinerner Torweg, 4371. Teil der Unendlichkeit (5199.
Sonnenzyklus), Spätsommer
    Es braut sich etwas zusammen. Carmondai schlenderte durch
die Gänge, in denen er sich inzwischen nicht mehr ganz so verloren vorkam. Die
wichtigsten hatte er sich eingeprägt, damit er sich nicht noch einmal verirrte
und dann inmitten von Scheusalen wiederfand.
    Er
fühlte, dass sich die Stimmung im Grauen Gebirge veränderte. Die anfängliche
Euphorie, ausgelöst durch die triumphale Eroberung, war von den Nostàroi nicht
genutzt worden, um die Truppen durch Tark Draan zu peitschen und das Land im
Sturm zu erobern.
    Carmondai
kannte den wahren Grund: Außer ihm und Caphalor wusste niemand, dass sich Sinthoras
nicht unter ihnen befand. Es gab auch keine Nachricht von ihm. Wurde sein
Fehlen und der Grund dafür offenbart, drohte ein Aufstand.
    Wenn wir noch lange bleiben, findet der Feldzug im Winter statt. Carmondai
sah sich nicht als Weiser in Sachen Strategie, doch auch er wusste sehr genau,
dass ein Vorstoß in Eis und Schnee alles andere als ein leichtes Unterfangen
war. Zudem konnte keiner vorhersagen, wie hart der Winter in Tark Draan werden
würde.
    Er
war auf dem Weg zu Caphalor, mit dem er sich in regelmäßigen Abständen traf und
besprach. Zwischen ihnen war keine Freundschaft entstanden, aber ein
freundliches Verhältnis,

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