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Die Legenden der Albae - Vernichtender Hass

Die Legenden der Albae - Vernichtender Hass

Titel: Die Legenden der Albae - Vernichtender Hass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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aus
dem Süden.«
    Â»Ach?
Es gibt Elben im Süden? Davon wusste ich nichts.«
    Â»Wir
sind nur ein sehr kleines Volk. Wir haben lange Zeit die Annäherung nicht
gesucht, doch das wollen wir nun ändern. Bevor ich meine Verwandten treffe,
möchte ich mich ausruhen und morgen in aller Frühe aufbrechen.« Die Lüge ging
ihr glatt über die Lippen. Sie hatte die Geschichte mit leichten Abwandlungen
schon öfter erfolgreich erzählt. »Wieso verfügt deine Schänke über einen Turm?«
    Â»Ein
alter Grenzposten«, erklärte er ihr. »Er stammt aus der Zeit, als die Menschen
den Elben noch nicht vertrauten. Außerdem schlichen allerlei Kreaturen Tions
und Samusins im flachen Land umher.« Der Wirt blieb stehen und lehnte sich an
die Wand. Er war außer Atem. »Gebt mir einen Augenblick«, keuchte er.
    Â»Du
kommst selten hier hinauf«, stellte sie fest.
    Â»Nie,
Elbin. Das überlasse ich üblicherweise meiner Frau und meiner Tochter.« Er
wischte sich die Schweißtropfen von der Stirn. »Aber der Ausblick wird Euch
gefallen. Der Turm überragt die Wachgebäude der neuen Festung. Achtundsiebzig
Schritte hoch; von dort aus könnt Ihr Eurer Verwandtschaft beim Zubereiten der
Mahlzeiten in die Töpfe schauen.«
    Flinke
Schritte näherten sich von unten, und gleich darauf hatte sie ein Mädchen von
geschätzten anderthalb Teilen der Unendlichkeit eingeholt, die eine Schale mit
Brot, Butter sowie ein Kännchen mit Wasser brachte. Der Becher hatte
Dreckschlieren an den Rändern.
    Â»Ah,
das ist Omenia, meine Jüngste.« Der Wirt nahm ihr die Mahlzeit ab.
    Meine Lippen werden den Becher bestimmt nicht berühren. »Danke, meine Kleine. Du bist von schönem Wuchs.« Sie ist
die Erste, die ich hier sehe, deren Gebeine für Schnitzwerk taugen. Die von dem
Rest kann man zu Knochenperlen für die Straße oder Kinderschmuck verarbeiten.
    Â»Wollt
Ihr sie nicht segnen, Elbin?« Der Wirt schaute sie hoffnungsvoll an, und die
Kleine senkte schüchtern den Blick.
    Du willst sicherlich nicht, dass ich deine Tochter mit dem Segen
der Albae bedenke. Morana wollte irgendeine erfundene Geste machen, doch
dann überlegte sie es sich anders. »Das ist eine Gnade, die bisher kaum ein
Sterblicher von mir erhalten hat. Um genau zu sein«, sie legte den Zeigefinger
unter Omenias Kinn und schob ihr das Gesicht nach oben, sodass sie die Albin
ansehen musste, »habe ich noch keinen damit versehen.« Sie lächelte, während
der Blick der Kleinen unvermittelt flackerte, als würde sie die Scharade
durchschauen. »Es könnte ein bisschen wehtun.«
    Â»Das
schreckt sie nicht!«, sagte der Wirt begeistert.
    Â»Dann
soll es so sein.« Morana stellte die Satteltaschen ab, zog ihren Dolch und
vollführte knappe, leichte Schnitte auf der Stirn des Kindes, während die
andere Hand den Unterkiefer wie einen Schraubstock umfasst hielt.
    Omenia
wimmerte und jammerte, doch Morana ließ nicht eher von ihr ab, als bis sie ihr
die Rune in die Haut geschnitten hatte, dann küsste sie die Stelle und
schmeckte das Blut auf ihren Lippen.
    Â»Damit
bist du sicher vor dem Tod, der bald schon über das Land hereinbrechen wird«,
raunte sie in das kleine Ohr des Kindes. »Du wirst die Einzige in Brachstein
sein, die überlebt.« Das Kind begann zu zittern. »Und wenn dich jemand fragt,
warum du überlebt hast, sag allen: Die Elben haben den Tod zu euch gebracht.
Sprichst du früher darüber, wird mein Schutz erlöschen, und du wirst durch die
Kraft der Rune auf deiner Stirn sterben.« Wieder gab sie Omenia einen Kuss,
drehte ihren Kopf und schob sie an, damit sie die Treppe zurück nach unten
lief. »Lass dir einen kleinen Verband mit Kräutern anlegen«, rief sie
hinterher.
    Â»Was
… habt Ihr …?« Der Wirt sah besorgt aus.
    Â»Ein
altes Ritual, um das Böse von ihr fernzuhalten. Der Schmerz und das Blut sind
dabei wichtig.« Morana wischte sich den Lebenssaft des Kindes mit dem Daumen
von den Lippen, nahm die Taschen auf. »Gehen wir weiter?«
    Der
Rest des Aufstiegs verlief schweigend, begleitet vom flachatmigen Keuchen des
Barbaren. Stumm sperrte er das Zimmer auf und ließ Morana ein, stellte die
Schale mit dem Essen ab und musterte sie dabei mit einem schiefen Blick. »Ich
danke Euch für die Segnung«, murmelte er mit reichlich Verspätung.
    Morana
hob nur die

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