Die Legenden der Albae - Vernichtender Hass
das
duftende Haar. »Sie wollen uns entzweien. Sie wollen mir meine Gefährtin
nehmen, die mich unterstützt, die ich in meiner Seele trage und zu der ich
voller Freude aus Tark Draan zurückkehren möchte.«
»Es
wäre ihnen beinahe gelungen«, flüsterte TimÄnris, und Tränen liefen ihr über
die Wangen. »Vergib mir, dass ich auf sie hereingefallen bin. Ich hätte auf
mein Herz hören sollen, denn es sprach unablässig zu deinen Gunsten.« Sie
schlang die Arme um ihn und zog ihn dicht an sich. »Ich schwöre dir, dass ich
nie mehr an dir zweifeln werde!«
Die
Erleichterung, die Sinthoras in sich fühlte, war unvergleichlich und verjagte
alle Angst. Wärme strömte aus seiner Leibesmitte, wo das Mondgeflecht saÃ, und
strömte bis in den letzten Winkel seines Leibes. Er presste TimÄnris
überglücklich an sich. »Wir besiegen sie, Geliebte! Wir schlagen Polòtain mit
seinen eigenen Waffen.«
»Ja,
das tun wir.« Sie gab ihm einen langen, leidenschaftlichen Kuss auf die
Lippen. »Gleich morgen früh fangen wir damit an. Aber die Nacht gehört uns
allein.«
Sinthoras
lieà sich von ihr nach hinten drücken und genoss ihre Zärtlichkeiten.
Doch
ein leises Stimmchen in ihm schalt ihn einen Betrüger.
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Das erste Elbenblut, vergossen von Morana.
Ohne Zweifel eine besondere Tat.
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Aber die wirklich groÃen Taten sollten erst
noch folgen, auch wenn sich die Helden dessen nicht bewusst waren, als sie in
Tark Draan Meile um Meile hinter sich lieÃen.
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In der Heimat, die sich sicher wähnte,
fehlten die Kriegerinnen und Krieger jedoch bald schmerzlich.
Und es gab keinerlei Möglichkeit, sie aus
dem fernen Land nach Dsôn zu beordern, um den Albae durch ihre Anwesenheit
Vertrauen einzuflöÃen.
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Ob ein im Kampf ungeschlagener Virssagòn
oder eine geschmeidig-flinke Horgà ta mit dem Grauen, das durch Dsôns Gassen,
StraÃen und über die Plätze strich, zurande gekommen wären, vermag ich nicht zu
sagen.
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Sicher ist: Die Helden fehlten.
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Aus dem
Epos »Die Helden von Tark Draan«,
aufgezeichnet
von Carmondai, dem Meister in Bildnis und Wort
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Tark Draan (Geborgenes
Land), weit südwestlich des Grauen Gebirges, 4371. Teil der Unendlichkeit
(5199. Sonnenzyklus), Frühherbst
Feuchtnasser
Wind wehte durch die Ritzen der Klappläden, und das Pfeifen schuf ein
anhaltendes hohes Singen, das allen Famuli im Raum den letzten Nerv raubte.
Dennoch rührte sich niemand. Sie saÃen über ihre Pulte gebeugt, im Schein der
Kerzen, und schrieben eifrig. Die jungen Gesichter waren angespannt.
Jujulo
der Fröhliche seufzte. »Hört das denn keiner auÃer mir? Haben euch die
Experimente taub werden lassen?« Er stand von seinem gemütlichen Sessel auf,
der auf einem Podest stand, von dem aus er den Saal überblickte.
Zwanzig
seiner besten Famuli brüteten über den Aufgaben, die er ihnen gestellt hatte.
Wer sie nicht bestand, würde am nächsten Morgen die Heimreise antreten. Zu
Hause würden sie wieder zu Adelssprösslingen, Kaufmannssöhnen, Bauernjungen und
Jungtagelöhnern werden, die eine Sache einte: Sie hatten die seltene
Gelegenheit verpasst, eines Umlaufs die Nachfolge eines Magus antreten zu
können.
Jujulo
trug seinen bunten Ãberwurf, der zu seinem heiteren Gemüt passte. Niemals
erlebte man ihn schlecht gelaunt oder mürrisch. Er verbot ein solches Verhalten
in seinen Gemäuern, ein altes Herrenhaus, das auf einem Hügel stand, umringt
von einer Stadt namens Entenburg. Die gebogenen Schnabelschuhe an seinen FüÃen
rundeten das Bild ab.
Wer
ihm zum ersten Mal begegnete, hielt ihn für einen betagten Schausteller oder
einen Hofnarren. Er zählte schon über achtzig Sonnenzyklen, die man ihm jedoch
nicht ansah; mehr als fünfzig gab man ihm nicht.
Schnell
eilte er zu den Fenstern und schloss eines nach dem anderen. »Ihr schreibt
schön weiter«, gab er Anweisung. »Nichts darf einen Magus von seinem Tun
ablenken, sonst kann er die Konzentration nicht wahren. Ohne Konzentration
gelingt kein Zauber.«
Er
stand mit dem Rücken zu ihnen und lauschte auf das Kratzen der Federn. Ja, sie beeilen sich wirklich. Die guten Jungs.
Jujulo
kehrte zu seinem Sessel zurück und machte es sich darin gemütlich, nippte an
seinem Tee und aà von den Keksen, die ihm die Köchin gebacken hatte.
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