Die Legenden der Albae - Vernichtender Hass
vorgehen
wollten, ritt er davon.
Der
Wind wehte ihm die Kapuze vom Haupt, kalter Regen prasselte ihm ins erhitzte
Gesicht und kühlte es. Denk nach! Was kannst du dagegen
unternehmen?
Sinthoras
sah es als Vorsehung, dass er nach Dsôn gekommen war, und dazu noch ohne
Ankündigung. Das bedeutete einen Vorteil gegenüber der Familie Polòtain.
Wieso tut er ⦠ah! Er ist Robonors GroÃonkel, erinnerte er
sich. Bereits nach dem Tod des Kriegers hatte es Gerüchte gegeben, dass
Sinthoras den Unfall inszeniert hatte, um TimÄnrisâ Verlobten aus dem Weg zu
räumen und sich an dessen Stelle ins Bett der schönen Albin zu legen.
Caphalor
hatte ihn damals gewarnt: Alle wussten, was er und TimÄnris in der Malwerkstatt
vor dem Ableben des Kriegers getrieben hatten. Dsôns Mächtige hatten sich das
Maul zerrissen und doch geschwiegen, nachdem er zum Nostà roi aufgestiegen war.
Ich bin rechtzeitig zurückgekehrt, um ihnen die Lügen zurück in
den Schlund zu stopfen, damit sie daran ersticken! Er zog sich die
Kapuze wieder über den Kopf, um nicht erkannt zu werden. Das wollte er nun auf
keinen Fall mehr.
Auf
seinem Weg zu TimÄnris nagte in ihm die Schmach, und er dachte unentwegt
darüber nach, was er als Nächstes tun konnte. Wenn jemand
von Verleumdungen gegen mich weiÃ, dann ist es TimÄnris. Ihr vertraute
er, und sie würde niemandem verraten, dass er in der Hauptstadt weilte.
Er
erreichte ihr Anwesen, und nach kurzem Klopfen wurde ihm von einem Sklaven
geöffnet.
Sinthoras
tat so, als wäre er ein Bote, der eine persönliche Nachricht für TimÄnris
hatte. Er musste im Gang neben der Vorratskammer warten, bis sie erschien.
Seine
angehende Gemahlin erkannte ihn, obwohl die Kapuze sein Gesicht bedeckte. »Du?«
Sie blieb zwei Schritte vor ihm stehen. Es war nicht der Ausdruck von Freude,
der sich auf ihrem ebenmäÃigen Antlitz zeigte. Ein wärmender Hausmantel lag um ihr
weiÃes Nachtgewand, sie roch nach Schlaf.
Was hat das Gift der ausgestreuten Gerüchte bei ihr angerichtet? Sinthoras
wurde schlecht, ein Sturm fuhr durch seine Leibesmitte und hinterlieÃ
Eiseskälte. »Ich ⦠musste dich sehen! Man hat mir eine falsche Nachricht
zukommen lassen, in der von deinem Tod berichtet wurde!« Er sprach voller Hast
und trat auf sie zu, streifte seinen nassen Mantel ab und lieà ihn zu Boden
gleiten. Die leichte Rüstung sowie sein Waffengehänge kamen darunter zum
Vorschein. »Ich hatte mein eigenes Haus noch nicht aufgesucht. Niemand soll
wissen, dass ich mich von den Truppen entfernt habe, um dich zu sehen und in
meine Arme zu schlieÃen.« Er streckte die Hände nach ihr aus.
TimÄnris
versteifte sich, ihre Züge blieben verschlossen. »Bist du wegen mir gekommen oder wegen dem, was man sich in Dsôn über dich
erzählt?«, fragte sie mit schneidender Stimme.
»Ich
weià nichts von dem, was man sich erzählt!«, beteuerte er. »Ich habe die Statue
gesehen, die Polòtain auf dem Marktplatz errichten lieÃ. Hat es damit zu tun?«
Die
Albin senkte ein wenig den Kopf, eine Strähne fiel ihr dabei ins Gesicht. »Du
hast keine Vorstellung, was ich ertragen musste, seit du fortgegangen bist«,
raunte sie vorwurfsvoll. »Alle sprechen über uns, wenn auch nicht offen. Es
heiÃt, du hättest Robonor ermorden lassen.« Sie sah ihn an, und ihre Augen
wurden schmal. »Erinnerst du dich, dass ich dich damals fragte, ob du etwas mit
dem Unfall zu tun hast?«
Sinthoras
nickte hastig. »Ja, und ich sagte dir, dass ich nichts â¦Â«
»Ich
weiÃ. Du beteuertest deine Unschuld. Aber wie kann es sein, dass Polòtain
jedem, der es hören möchte oder nicht, von einer Zeugenaussage erzählt, die
dich schwer belastet?« Sie ging auf ihn zu und drückte seine Hände zur Seite.
»Ich gebe dir hier und jetzt die Gelegenheit, deinen Schwur zu erneuern oder
mir die Lüge zu gestehen, Sinthoras!«
Er
fühlte sich schwach und verletzt. Die leise Erkenntnis kroch in den
berechnenden Teil seines Verstandes, dass ihn die Liebe in diese Bedrängnis
gebracht hatte. »Ich schwöre dir bei meinem Leben, den Unauslöschlichen, meinen
Ahnen und allem, was du möchtest: Ich habe nichts mit Robonors Tod zu
schaffen!«
»Weder
hast du einen derartigen Befehl erteilt noch jemandem gegenüber eine
entsprechende Bitte geäuÃert?«, setzte
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