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Die Legenden der Albae - Vernichtender Hass

Die Legenden der Albae - Vernichtender Hass

Titel: Die Legenden der Albae - Vernichtender Hass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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    Nach
kurzem Überlegen beschloss er, zuerst zu Timānris zu reiten und sie mit seinem
Besuch zu überraschen. Er freute sich so sehr darauf, die Albin in die Arme zu
schließen. Bei den Infamen! Wie leer habe ich mich bei der
Nachricht ihres Todes gefühlt!
    Die
Macht der Liebe, an die er Teile der Unendlichkeit lang nicht geglaubt hatte,
hatte sich Sinthoras offenbart. Bis dahin war er Verbindungen eingegangen,
damit sie ihm gesellschaftlich nutzten, nicht mehr. Dass seine Seele plötzlich
für eine Albin entflammt war, hatte ihn überrascht. Die Tochter eines
angesehenen Künstlers hatte ihn erobert, ohne sich dabei anstrengen zu müssen.
Dass er daraus ansonsten keinerlei Nutzen ziehen konnte, machte ihm nichts aus.
    Sinthoras
musste schmunzeln, als er an die Gesichter der Wachmannschaft dachte, die ihn
empfangen hatte. Sie waren vor Ehrfurcht beinahe gestorben, und das hatte ihm
geschmeichelt. Sie schworen, niemandem von seinem Erscheinen in Dsôn Faïmon zu
berichten, und dass sie damit ein Geheimnis für ihn hüteten, hatte sie noch
stolzer gemacht. Ich lasse ihnen ein paar gute Flaschen Wein
zukommen.
    Die
riesigen, säulengetragenen Bauten aus schwarzem und grauem Basalt wichen
zurück, und vor ihm öffnete sich der Marktplatz, auf dem nur wenige Stände
aufgeschlagen waren. Das schlechte Wetter trieb die Bewohner in ihre Häuser und
Paläste, sodass es für die Kaufleute und Händler schwer war, gute Geschäfte zu
machen.
    Ich brauche ein angemessenes Geschenk. Zwar trug er Schmuck
in den Taschen, die er aus den Kammern der Unterirdischen mitgenommen hatte,
aber er wusste nicht, ob dieser Timānris’ Geschmack traf. Als Tochter eines
Künstlers war sie in dieser Hinsicht anspruchsvoll. Das Geschmeide der
Bergmaden hatte aufgrund des Edelmetalls, aus dem es geschaffen war, einen
gewissen Wert, doch nicht wegen seiner Verarbeitung. Sinthoras wollte seine
Auserwählte damit nicht beleidigen.
    Als
er sich aus dem Sattel heraus umsah, blieb sein Blick an einer Statue hängen,
die neu war. Eigentlich hatte Kilanor an dieser Stelle seinen Verkaufsstand.
Merkwürdig erschien Sinthoras zudem, dass zwei schwer gerüstete Krieger wie
zwei zusätzliche Ehrenmale am Sockel ausharrten. Auf ihren Schilden trugen sie
das Wappen der Familie Polòtain.
    Ist jemand gestorben? Sinthoras dirigierte den Nachtmahr
auf das Kriegerstandbild zu und erkannte schließlich, wen es darstellte. Robonor?!
    Im
onyxmarmornen Gesicht waren Schmerz und Anklage meisterlich herausgearbeitet.
Der ausgestreckte Arm wies auf Sinthoras’ Haus und das Ehrenmal. Das Rot aus
der klaffenden Wunde am Bein leuchtete weithin sichtbar.
    Das ist doch …!
    Â»Hey,
ihr zwei!« Wegen der Kapuze war das Antlitz des Nostàroi nicht genau zu
erkennen, deswegen entboten ihm die Wachen keinen respektvollen Gruß, sondern
sahen nur übellaunig zu ihm auf. »Wer hat diese Statue aufgestellt?«
    Â»Schau
auf meinen Schild«, bekam er als unwirsche Antwort; der Regen musste dem Alb
aufs Gemüt geschlagen haben. »Wem gehöre ich wohl an?«
    Â»Polòtain
selbst hat es angeordnet?«
    Der
Wächter nickte.
    Â»Und
es hat ihn niemand daran gehindert?« Sinthoras spürte die Wut, die als heiße
Woge durch seinen ganzen Leib rollte und gezackte Linien auf seine Züge malte. Wie kann er es wagen, diese Lüge auf dem Marktplatz zu platzieren? Er umrundete die handwerklich perfekt gearbeitete Statue. Ihre Aussage
hingegen wollte ihm ganz und gar nicht gefallen. »Seit wann steht der Klotz
hier?«
    Â»Seit
Beginn des Spätsommers.« Der Wächter betrachtete ihn. »Komm nicht auf den
Gedanken, sie anzufassen, hörst du? Wir werden dich daran hindern.«
    Er hat damit gerechnet, dass ich gegen diese anmaßende Anschuldigung
vorgehen werde! Sinthoras verspürte den Drang, die Statue umzuwerfen und
sie von den Hufen des Nachtmahrs zermalmen zu lassen. Wie
viele Lügen hat Polòtain in der Zwischenzeit schon über mich verbreitet? In
seinem Magen bildete sich ein kalter Klumpen, ausgelöst durch Wut und einen
Anflug von Furcht. Was brachte er ins Rollen, während ich an
der Front war?
    Â»Anfassen
werde ich sie sicherlich nicht.« Sinthoras wendete seinen Nachtmahr und ließ
ihn durch einen kurzen Befehl gegen die Statue koten. Die aufgebrachten Rufe
der Wachen konnten ihn davon nicht abhalten, und als sie gegen ihn

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