Die Legenden der Albae - Vernichtender Hass
sie nach.
»Ich
schwöre es dir, TimÄnris!«
Daraufhin
machte sie einen Schritt auf ihn zu und umarmte ihn wortlos.
Aber
das warme Gefühl, das ihn sonst durchströmte, wenn sie dies tat, blieb aus.
Sinthoras
streichelte ihren schlanken Hals. »Was ist denn noch? Ich merke, dass das noch
nicht alles â¦Â«
TimÄnris
nahm ihn bei der Hand und zog ihn mit sich, in ihre Gemächer. Zwei Sklavinnen
sollten heiÃen Tee bringen. Sinthoras und die Albin setzten sich ans Fenster,
wo sie auf das leuchtende Dsôn sahen.
Er
hätte TimÄnris gern geküsst, doch er wagte es nicht. Solange Schatten auf ihrem
Wiedersehen und ihrer Verbindung lagen, gab ihm dieses Treffen nicht das Gefühl
und die Sicherheit, nach denen er sich sehnte. So beschränkte er sich darauf,
ihre Hand zu halten, und wartete auf das, was sie ihm noch eröffnen würde.
TimÄnris
sah ihn prüfend an. Hinter Sorgen und Misstrauen verborgen erkannte er in ihren
Augen die Zuneigung, die sie noch immer für ihn empfand. Aber es brauchte nicht
mehr viel, und er würde sie verlieren, auch das las er in ihrem Blick.
»Ich
bin die Treppen hinabgestürzt, wie man mir sagte«, begann sie. »Dabei muss ich
um mich gegriffen und einen Speer zu fassen bekommen haben, mit dem ich mich
schwer verletzte. Die Wundgelehrten waren sehr gefordert, um mich vor der
Endlichkeit zu bewahren.« Sie wartete, bis die Sklavinnen das Teegeschirr
gedeckt und das heiÃe Getränk eingeschenkt hatten. »Mein Gedächtnis litt unter
dem Sturz, ich kann mich daran nicht erinnern. Nicht daran und auch nicht an
das, was kurz vorher geschehen ist.«
Sinthoras
saà wie auf glühenden Klingen. Was will sie mir damit sagen? »Ich bin den Infamen dankbar, dass sie â¦Â«
TimÄnris
hob leicht die linke Hand. »Ich bin noch nicht fertig. Alle glaubten an einen
Unfall, auch ich â bis Raleeha ging. Sie hinterlieà mir einen Brief, in dem sie
darlegte, dass sie auf dein Geheià gehandelt hätte!«
Ihm
blieb beinahe das Herz stehen. »Nein!«, rief er entrüstet. »Du ⦠Wie kannst du
annehmen â¦Â« Er wusste nichts zu erwidern. »Du bist alles für mich! Niemals habe
ich â¦Â«
»Sie
schrieb, du hättest ihr versprochen, sie bei den besten Künstlern des Reiches
in die Lehre zu geben, wenn sie es täte«, erzählte sie mit bebender Stimme. »Du
hättest ihr gesagt, dass du mich nicht mehr liebst und eine andere Bindung
eingehen willst. Eine, die deinem Ansehen nutzt und dich in der Politik
voranbringt.« TimÄnris schloss die Augen und langte nach dem Teebecher aus
grünem Marmor. »Ich würde den Worten einer Sklavin nicht Glauben schenken,
Sinthoras.« Ihre Stimme klang schwach und brüchig. »Doch zusammen mit den
Gerüchten, die in Dsôn kursieren, und mit Polòtains unerschütterlicher Anklage
bin ich fast so weit, dass ich â¦Â« Sie verstummte, sprach nicht weiter, hob aber
die Lider und sah ihn direkt an. Auffordernd.
Sinthorasâ
Mund war trocken. Er hatte einen metallischen Geschmack auf der Zunge, als
hätte er Blut geschluckt. Er musste zunächst einen Schluck Tee trinken, sonst
hätte er nicht antworten können. »Ich habe Raleeha damals das Augenlicht
genommen, weil sie unachtsam war. Dafür wollte sie sich rächen«, sagte er
langsam und betonte jedes Wort, damit TimÄnris es begriff. »Sie war es auch,
die mir die falsche Nachricht von deinem Tod überbrachte! Sie fälschte deine
Schrift, sie â¦Â«
»Raleeha
war blind! Wie hätte sie meine Schrift fälschen können?«
»Bei
den Infamen, ich weià es nicht! Kann sein, dass ihr geholfen wurde. Vielleicht
von meinen Feinden, von Polòtain und seinen Freunden, um mich zu schwächen,
indem man mir die Hoffnung nimmt, in der Heimat meinen Frieden zu finden.«
Sinthoras umfing ihr Gesicht mit beiden Händen. »Verstehst du nicht? Sie
wollten, dass ich in Tark Draan bleibe! Der Kummer über deinen Tod hätte mich
niemals mehr nach Dsôn kommen lassen. Sie wollten mich in der Ferne brechen,
damit sie ungestört meinen Ruf in Dsôn vernichten können.« Sinthoras fand diese
Erklärung durchaus passend. Das ist es! Das ergibt Sinn! »Dir gab man Raleehas Brief, damit du den Glauben an mich verlierst und erst
gar nicht versuchst, mich ausfindig zu machen.« Er streichelte ihr durch
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