Die Legenden der Albae - Vernichtender Hass
übelste Niedertracht im Geborgenen Land!
»Ein
Anspruch lässt sich am besten erheben, wenn es keinen mehr gibt, der einen
Einwand dagegen vorbringen kann«, sprach der Elb mit einem kalten Lächeln. »Was
taugt ein Zauberreich ohne einen Magus und seine Famuli?«
»Du drohst mir?« Jujulo beschwor einen WindstoÃ, um den
Elben nach hinten gegen die Wand zu katapultieren und ihm auf diese Weise die
Knochen im Leib zu brechen. Von wegen Narr!
Die
Böe wirbelte Dreck empor, der leise gegen die Mauer prasselte â doch der Gegner
war verschwunden!
»Ich drohe dir nicht«, raunte ihm der Elb im selben Moment
von hinten ins Ohr. »Ich töte dich!«
Jujulo
versuchte noch, sich umzudrehen und einen Energiezauber zu schleudern, als ihm
glühende Schmerzen durch den Rücken fuhren und etwas seine Lungen durchbohrte.Er sank auf die Knie, während er spürte, wie flüssige
Wärme an ihm hinablief. Es war sein Blut, das aus den Wunden strömte. Er kippte
um und fiel aufs Gesicht.
»Ein
bisschen Wind, mehr vermagst du nicht?« Der Elb drehte ihn mit der Stiefelspitze
auf den Rücken, sodass Jujulo ihm in die Augen blicken musste. »Haben dir die
kleinen Stiche schon genügt? Ich hatte geglaubt, du könntest dich heilen, und
ich müsste ein schweres Gefecht bestehen. Ich hielt dich für gefährlicher.« Er
stand über ihm, die beiden Schwerter in den Händen, von deren Klingen der rote
Lebenssaft lief. »Möglicherweise bieten mir die Famuli mehr Widerstand als ihr
Meister. Es sei denn, sie sind noch gröÃere Narren als du.«
Eine ⦠Geste ⦠Jujulo vollführte vorsichtig mit den Fingern
der rechten Hand knappe Bewegungen, um tatsächlich einen Heilzauber zu wirken.
Der
Elb bemerkte es. »Nein, jetzt nicht mehr, du Tor!« Die rechte Klinge stieÃ
herab, fuhr unterhalb des Ellbogens in den Unterarm und spaltete ihn bis nach
vorn, durch die gesamte Hand. Knochen, Sehnen, Muskeln wurden durch die
Schneide geteilt.
Jujulo
kreischte hustend auf und rollte sich zur Seite.
»Wie
armselig«, sprach der Elb verächtlich. »Ich sehe, wir machten uns umsonst
Sorgen, dass von euch Zauberern die gröÃere Gefahr gegen unser Heer ausgeht.
Tark Draan wird noch schneller fallen, als wir dachten.«
Jujulo
stöhnte laut, soweit es ihm die verletzte Lunge erlaubte. Die Pein war gar
nicht mehr auszuhalten. Sein Verstand war angefüllt mit bloÃem Schmerz.
Den
letzten Schwertschlag sah er gar nicht mehr kommen.
Sein
Leiden endete jäh.
Tark Draan (Geborgenes
Land), Graues Gebirge, Steinerner Torweg, 4371. Teil der Unendlichkeit (5199.
Sonnenzyklus), Spätsommer
Carmondai
ging das Wagnis ein, auf einem Pferd quer durch das Reich der Fünften zu
reisen, bis ans Tor nach Süden. Weit konnte es nicht mehr sein.
Caphalor
hatte ihm vier der Goldstählernen Schar mitgeben wollen, als Schutz vor
Ãbergriffen jeglicher Art, womit er sowohl die Unterirdischen als auch die
Ãarcos oder andere Verbündete meinte. Aber Carmondai hatte abgelehnt. Er mochte
die Einsamkeit und brauchte keine Begleitung.
So schwer ist es nicht. Die Späher der Albae hatten
Hinweismarkierung in den Wänden hinterlassen, damit man sich nicht verirrte.
Dennoch stieg die Zahl der Vermissten, inzwischen sogar unter den Barbaren. Wer
auf eigene Faust loszog, trotz des Verbots des Nostà roi, musste damit rechnen,
sich auf immer in den Stollen und Mienen zu verlaufen. Oder einer
heimtückischen Attacke der Unterirdischen zum Opfer zu fallen.
Carmondai
ritt nach rechts, wie es der Pfeil ihm riet.
Vor
ihm erschien eine Vorhalle mit einem vier Schritt hohen Tor, dessen Riegel über
ein System von Hebeln und Ketten bewegt wurden. Es stand offen, und dahinter
machte er noch ein weiteres Tor aus, noch gewaltiger als dieses, doch dessen
Flügel waren geschlossen. Davor hatte eine Albae-Einheit ihr Lager
aufgeschlagen. Sie sicherten den Ausgang nach Tark Draan.
Geschafft! Carmondai ritt zu ihnen und grüÃte sie. In einer
Ecke lagen herkömmliche Brustpanzerungen und Waffen aus den Beständen der
Barbaren bereit, mit denen sie sich als Elben tarnen würden.
»Meinen
Gruà an dich, Carmondai. Ich habe viel von dir gehört und gelesen«, sagte ein
Alb, der neben seinem Pferd aufgetaucht war und einen wattierten dunklen
Waffenrock trug. »Ich bin Armatòn, meines Zeichens Benà moi und der Wachhabende
am Tor.
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