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Die Legenden der Albae - Vernichtender Hass

Die Legenden der Albae - Vernichtender Hass

Titel: Die Legenden der Albae - Vernichtender Hass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Lungen, Gedärme fehlten. Stattdessen sah der Alb eine
Konstruktion mit mehreren Gegengewichten, einer gespannten Feder sowie einem
Gewirr aus farbigen Schnüren, die den Unterirdischen bewegten.
    Leicht,
ganz leicht roch es nach süßlicher Verwesung, aber das Fleisch selbst zeigte
noch keine Anzeichen des Verfalls.
    Carmondai
fuhr prüfend mit zwei Fingern darüber. Kalt, trocken. Die Jahreszeit
kommt dem sehr entgegen.
    Â»Das
Lästige sind die Krähen.« Durùston, der seine lange Lederschürze trug, kam den
Wehrgang entlang und freute sich über Carmondais Erstaunen. »Sie lassen sich
nicht so leicht täuschen wie die Barbaren. Ab und zu muss man vorbeigehen und
sie verscheuchen, sonst hacken sie den Leichen das Fleisch aus den Gesichtern.
Sie scheinen meine konservierenden Mittel zu mögen.«
    Carmondai
reichte ihm die Hand. »Das ist meisterliche Arbeit.«
    Â»Kein
Grund zu übertreiben. Es ist notwendige Arbeit.«
Durùston lächelte dennoch stolz. »Ich fand es zu langweilig, zur Täuschung
aufgespießte Köpfe zwischen den Zinnen zu platzieren. Das können auch tumbe
Óarcos. Wir müssen zeigen, dass wir Größeres vollbringen.«
    Â»Sollte
mich nicht wundern, wenn sie auch noch sprechen können.« Carmondai setzte sich
und begann mit einer Zeichnung. »Hast du ein wenig Zeit? Ich würde dich gern
dazumalen. Ehre, wem Ehre gebührt. Es hat etwas zu bedeuten, wenn ich jemanden frage,
ob er ins Epos aufgenommen werden will. Bilde dir etwas darauf ein.«
    Durùston
deutete eine Verbeugung an und kniete sich neben den ausgestopften
Unterirdischen, tat so, als würde er die Feder spannen. »Ist das so gut?«
    Â»Bestens.«
    Â»In
zwei Momenten der Unendlichkeit kommen die neuen Figuren«, erklärte er.
»Zurzeit haben wir nur elf; manchmal sind die Krähen eben doch schneller. Damit
sich die kleinen Kerle bewegen, musste ich ein Ständerwerk bauen. Die Rollen
treibe ich mit Gegengewichten an und …«
    Carmondai
hörte nicht weiter zu, sondern versank in seinem Schaffen. Der Stift aus
gepresstem Kohlestaub bannte die Szenerie auf das Blatt, das der nächste Boten
nach Dsôn mitnehmen und dort an eine der Faksimilewerkstätten weitergegeben
würde. Malschüler besserten sich ihren Lohn mit dem Abzeichnen seiner Originale
auf. Wer von den Bewohnern in Dsôn Faïmon wollte, konnte sich eigene
Zeichnungen für wenige Münzen an die Wand hängen. Carmondai hatte über einen
eigenen Tark-Draan-Zyklus nachgedacht, aus einer Hand, bestehend aus Bildern,
die es nicht bei den Faksimilehändlern geben würde. So macht
mich der Feldzug reich, ohne dass ich ein Stück Land erobern muss.
    Er
war mit der Skizze fertig.
    Â»â€¦
aber noch Größeres«, drang Durùstons Stimme wieder in seinen Verstand. »Ich
hoffe, dass ein Troll verendet. Ich möchte ihn gerne …«
    Ein
lauter Pfiff erklang, gefolgt vom Dröhnen eines Signalhorns, wie es die Albae
nicht benutzten. Die Wachen auf dem Wehrgang duckten sich, sogar Durùston zog
den Kopf ein.
    Â»Was
ist?« Carmondai sah sich um.
    Armatòn
gab ihnen zu verstehen, dass sie sich nicht erheben sollten.
    Â»Ah,
das bedeutet, dass wir Besuch bekommen. Irgendwelche Reisenden aus Tark Draan
möchten durch das Reich der Unterirdischen.« Durùston rutschte nach vorn, zu
den Ausgüssen für Schlacke, Pech oder heißes Öl, um einen Blick nach unten zu
werfen.
    Carmondai
robbte an den Ausguss daneben und nahm Stift und Kladde mit.
    Zuerst
hörte er ein lautes Rattern, dann ein mehrfaches Muhen, und schließlich kam ein
schwer beladenes Ochsengespann vor dem Tor zum Stehen. Zwei spärlich gerüstete
Barbaren saßen auf dem Kutschbock, ein dritter ritt auf einem schweren
Ackergaul neben ihnen. Letzterer hatte sich herausgeputzt, mit einem lächerlich
aussehenden, zotteligen Fellmantel, der ihm bis zu den Füßen reichte. Am
Sattel baumelte eine langstielige, leichte Axt.
    Der
Reiter winkte ihnen zu. »Vraccas sei mit euch, ihr guten Zwerge!«, rief er, und
sein Atem wurde als weißer Hauch sichtbar; Carmondai hatte nicht bemerkt, wie
sehr die Temperatur gefallen war. »Ich bin es, euer beliebter Pantako!« Er
breitete die Arme aus.
    Armatòn
und Carmondai wechselten einen kurzen Blick.
    Pantako
runzelte die Stirn. »Was ist, meine lieben Freunde? Hat es euch die

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