Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Legenden des Raben 01 - Schicksalswege

Die Legenden des Raben 01 - Schicksalswege

Titel: Die Legenden des Raben 01 - Schicksalswege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
Vom Netzwerk:
Unbekannte rollte sich weiter ab und schützte seine Familie mit dem breiten Rücken vor den Trümmern und dem Schmutz, die durch den Durchgang flogen. Dann kam er wieder auf die Beine, zog Diera hoch und drehte sie zu sich herum. Der kleine Jonas war zu erschrocken, um zu weinen.
    »Bist du verletzt?« Er zwang sich zu atmen. Wieder schossen die Schmerzen durch seinen Brustkorb.

    Diera schüttelte den Kopf. »Was machen wir jetzt?« Sie presste Jonas an ihre Brust.
    »Keine Sorge«, sagte er. »Ich beschütze euch.« Er trat einen Schritt zurück und zog das Schwert und den Dolch. »Mache alles, was ich sage, ohne zu fragen.«
    Diera zuckte zusammen. Seine Stimme war hart, seine Augen kalt. Sie hatte Angst, doch es gab keinen anderen Weg, wenn sie überleben wollten. Er schätzte ihre Position ein. Sie mussten weitergehen, etwas anderes kam nicht in Frage. Aus der Querstraße stolperten schon die ersten blutenden, wütenden Überlebenden in ihre Richtung.
    »Zurückweichen«, sagte der Unbekannte. Er schob sie sanft in die richtige Richtung. »Nicht rennen.«
    Man hatte sie gesehen. Vier Männer mit gezückten Schwertern. Einen Moment lang wurde der Unbekannte von Schuldgefühlen geplagt, weil er seine Familie in diese Situation gebracht hatte. Andere wären als vermeintliche Einwohner Arlens ignoriert worden, doch sein rasierter Kopf, der Stiernacken und die Körpergröße des Unbekannten Kriegers sorgten dafür, dass man ihn sofort erkannte. Und jeder Dordovaner wusste, auf wessen Seite der Unbekannte auf Herendeneth gekämpft hatte. Auf der Seite von Xetesk.
    »Rennst du, um dich deinen Seelenbrüdern anzuschließen?« , höhnte einer. Er hatte eine Verbrennung am Kopf, war aber sonst unverletzt. »Leider sind sie ein bisschen zu weit entfernt, was?«
    »Ich bringe nur meine Familie in Sicherheit«, sagte der Unbekannte. »Ich habe keinen Streit mit euch.«
    »Du bist ein Mann aus Xetesk.«
    »Ich gehöre zum Raben.«
    »Aber der Rabe ist nicht hier.«

    »Halte Abstand, Diera«, sagte der Unbekannte.
    »Warum?«
    »Und halte Jonas verborgen.«
    Der Unbekannte tippte einmal mit der Klinge auf den Boden, dann rannte er den Dordovanern entgegen. Überrascht zögerten sie einen Moment, wie er es erwartet hatte. Das war ihr Fehler. Seine Klinge schlitzte den Bauch des ersten Soldaten auf, wurde aber vom zweiten abgeblockt. Er wehrte einen wilden Hieb des dritten mit dem breiten Handschutz des Dolchs ab, dann ging er in die Hocke und trat dem Schwertkämpfer die Beine weg.
    Mit dem rechten Bein stieß er sich ab und durchstach den Hals des Zweiten. Sein rascher Angriff unterlief jegliche Abwehr des Gegners. Kaum dass er zugeschlagen hatte, drehte er sich schon wieder, dieses Mal nach links. Mit dem Dolch wehrte er den raffinierten Stoß des vierten Kämpfers gegen seine Hüfte ab. Er ließ den Schlag abgleiten, brachte den Dolch in Position und stach ihn dem Soldaten ins Auge.
    Er ließ die Klinge im Kopf des Toten stecken, bewegte sich sofort weiter, packte sein Langschwert mit beiden Händen, drehte sich um sich selbst und trieb es dem letzten Überlebenden in die Schulter, der gerade wieder aufstehen und sich verteidigen wollte. Weder das eine noch das andere gelang ihm.
    Der Unbekannte kniete nieder, um seine blutbespritzte Klinge an der Kleidung der Gegner zu säubern. In der Nähe ertönten Rufe. Einige Dordovaner hatten seinen vernichtenden Angriff beobachtet und wollten auf ihn losgehen. Sie kamen aus beiden Richtungen und waren höchstens noch zwanzig Schritt entfernt. Ein Pfeil zischte an ihm vorbei.
    »Verdammt.«

    Er richtete sich auf, drehte sich um und steckte die Klingen ein. Diera starrte ihn mit großen Augen und kreidebleichem Gesicht an. Sie deutete auf die vier Leichen hinter ihm.
    »Du …«, begann sie.
    »Das ist nicht schön, was?« Er nahm sie beim Arm, drehte sie herum und begann zu rennen. »Wir müssen verschwinden. Sofort.«
    »Sie sind tot. Du hast sie alle getötet.«
    »Das ist mein Beruf. Du weißt das. Komm jetzt.«
    Er trug sie fast, als er mit ihr durch die schmale Gasse eilte. Jenseits des Lagerhauses, das sich dunkelgrau rechts neben ihnen erhob, konzentrierten sich die Kämpfe auf den mittleren Bereich der Hafenanlagen. Er nahm an, dass sie noch zweihundert Meter laufen mussten, um das Zentrum des Salzviertels zu erreichen. Viel sicherer war es dort wohl nicht, aber vielleicht fanden sie dort freundliche Klingen.
    Hinter ihnen brüllten die Verfolger. Ein Knall neben seinem

Weitere Kostenlose Bücher