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Die Legenden des Raben 04 - Zauberkrieg

Die Legenden des Raben 04 - Zauberkrieg

Titel: Die Legenden des Raben 04 - Zauberkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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hervor. Sie spürte die Schmerzen im ganzen Körper, den sie verlassen hatte und den sie nun zurückerobern wollte. Sie schauderte, und das Eine reagierte und wehrte sich und wollte sich ausdehnen, um sie in den kleinen Raum zurückzudrängen, auf den sie beschränkt gewesen war. Nur wenn sie dort war, konnte es seine Kraft völlig entfalten. Kaum zu glauben, dass es kein bewusstes Lebewesen war, sondern nur eine Kraft, die automatisch auf ihr Bewusstsein und ihren Körper reagierte. Es war sicher nicht falsch, sich das Eine dennoch als bewusstes Wesen vorzustellen. Dies half ihr, sich zu konzentrieren.
    Während Cleress sie vor dem Einen abschirmte, kämpfte Erienne sich ins Wachbewusstsein hoch. Es war, als müsste sie aus großer Tiefe nach oben schwimmen, als hätte sie die Luft angehalten, und ihre Lungen drohten zu platzen. Es musste gelingen, sie musste die Oberfläche erreichen. Das Gefühl kehrte in ihre Finger und Zehen zurück. Sie spürte die Luft im Gesicht und hörte irgendwo Stimmen. Wütend kämpfte sie gegen das Eine an, das ihr den Weg versperrte, und stieß es weiter zurück. Einen Moment spürte sie auch, wie Cleress sie unterstützte.
    Dann war Cleress wieder fort, und das Eine drohte Erienne abermals zu umhüllen. Dieses Mal war sie jedoch vorbereitet, und obwohl es ihre Muskeln und ihre Gedanken quetschte, schwamm sie weiter nach oben und trotzte der
Kraft, die sie wieder hinabziehen wollte. Der Körper der Spinne flachte sich ab und breitete sich aus, und die Beine suchten erneut ihr Bewusstsein zu packen, als Erienne sich ausdehnte, bis sie alle Extremitäten ihres eigenen Körpers erreichte.
    Es ging viel zu langsam. Wieder schauderte sie, dann kitzelte etwas ihre Haut, und sie spürte den leichten Druck der Kleidung. Das Wachbewusstsein war jetzt ganz nahe. Die Geräusche des Lebens drangen an ihre Ohren, sie roch Pferde und das Gras und … Denser.
    Keuchend atmete sie tief ein und schlug die Augen auf.
     
    Freude durchflutete Denser; es kam so überraschend, dass er beinahe auf sie gefallen wäre. Gerade rechtzeitig stützte er sich mit den Ellenbogen ab. Sie legte ihm die Arme um den Hals und küsste ihn leidenschaftlich, suchte seine Zunge mit der ihren. Dann ließ sie ihn sofort wieder los und legte sich hin, um ihn zu betrachten.
    »Du bist zurück, Liebste, du hast es geschafft.« Sie konnte sein Lächeln nicht erwidern.
    »Nein, Denser.« Sie seufzte, als hätte sie Schmerzen. »Vergiss nicht, dass ich dich liebe. Vergiss nicht, dass ich euch alle liebe. Was auch immer jetzt passiert.«
    »Das verstehe ich nicht. Du bist wach, du hast gewonnen.«
    »Es ist jetzt in mir«, erwiderte sie. »Es berührt mich überall. Bitte denk nicht schlecht von mir.«
    »Wie könnte ich jemals …«
    Ein Schatten schob sich über ihre Augen wie eine dunkle Wolke, die den Mond verdeckt. Als sie ihn wieder anschaute, waren ihre Augen kalt.

Zwölftes Kapitel
    Dystran hatte persönlich mit seiner kleinen Armee nach Julatsa reiten wollen, doch Ranyl hatte es ihm ausgeredet, selbst wenn die Aussicht auf einen ruhmreichen Sieg sehr verlockend war. Auch das hatte sich als weise Entscheidung erwiesen, nachdem er am Morgen Chandyrs Bericht mittels einer Kommunion empfangen hatte. Was würde er nur ohne den alten Magier tun?
    Er hatte den größten Teil des Tages in Ranyls Gemächern gesessen und mit dem sterbenden Freund gesprochen. Allzu schmerzlich war ihm bewusst, wie kurz die Zeit war, die sie noch zusammen verbringen durften. Der alte Meister hatte den Angriff auf Xetesk und das Eindringen der Angreifer in seine Kammer nicht verwunden. Er war schockiert und niedergeschlagen.
    »Ich hätte mich nicht wehren können«, sagte er wohl zum zehnten Mal an diesem Tag. »Ich war ohnmächtig.«
    Ranyl saß in seinem Lieblingsstuhl am Feuer, das trotz des warmen Tages heftig prasselte. Er rang die Hände, sein Gesicht war feucht vor Schweiß, und die Qualen, die ihm der Krebs bereitete, waren unübersehbar. Jeder Atemzug
wurde zur Tortur. Seine Haut war fahlgelb, und er zitterte am ganzen Körper. Den ganzen Tag schon hatte er die Nahrungsaufnahme verweigert.
    »Sie wollten Euch nichts antun«, erwiderte Dystran leise. »Ich war es, der Euch im Stich ließ. Es tut mir leid.«
    »Ich war in meinen eigenen Gemächern, und sie sind einfach hereinspaziert.«
    Dystran sah die Furcht in den klaren, klugen Augen und machte sich bewusst, dass Ranyl zwar ein großer Magier sein mochte, aber im Augenblick nur ein müder

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