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Die Legenden des Raben 04 - Zauberkrieg

Die Legenden des Raben 04 - Zauberkrieg

Titel: Die Legenden des Raben 04 - Zauberkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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alter Mann war, der den Tod kommen sah und sich davor fürchtete.
    »Ich habe Neuigkeiten für Euch«, sagte Dystran, fest entschlossen, den Alten abzulenken.
    Die Neuigkeiten waren ihm bereits im Morgengrauen zugetragen worden, bisher hatte er sie Ranyl jedoch nicht offenbart, weil der alte Mann wie üblich den halben Tag gegen seine Schmerzen gekämpft hatte. In solchen Augenblicken war es am besten, über Erinnerungen zu reden. Heute aber ging ihm vieles durch den Kopf.
    »Ach, ja?« Ranyl merkte auf, und Dystran fragte sich, ob es nicht doch ein Fehler gewesen war, so lange zu warten.
    »Wie Ihr wisst, haben wir gestern Abend Späher ausgesandt«, fuhr er fort. »Es scheint, als hätten wir den Gegnern einen größeren Schaden zugefügt, als wir hoffen konnten. Die Lager im Süden und Westen sind verlassen. Sie ziehen nach Norden, sind aber natürlich fast einen Tag hinter uns.«
    »Dieses Manöver war in gewisser Weise zu erwarten.« Ranyl richtete sich in seinem Stuhl auf. »Sie vermuten zu Recht, dass wir von hier aus keine Truppen schicken können, um sie anzugreifen, da wir sonst schutzlos wären. Umgekehrt können auch sie uns hier nicht mehr angreifen.
Können wir annehmen, dass sie nach Julatsa ziehen, oder wollen sie etwa nach Dordover und Lystern zurückkehren?«
    »Das ist schwer zu beantworten«, erwiderte Dystran. »Sie haben mehr als einhundert Verletzte bei sich, die vermutlich nach Hause zurückkehren werden. Der größte Teil der Streitmacht, schätzungsweise vierhundert Kämpfer, geht aber vermutlich nach Norden.«
    »Das ist interessant.«
    »Was sollen wir Eurer Ansicht nach tun, um ihnen zu begegnen?«
    Ranyl dachte eine Weile nach und rieb sich mit dem Zeigefinger über die Nase. »Ich verstehe nichts von militärischer Taktik«, sagte er schließlich. »Chandyr kann die Gefahr am besten einschätzen. Das Beste wäre es wohl, weiterhin Späher auszusenden und ihn auf dem Laufenden zu halten. Es sei denn … wann sind wir wieder fähig, eine Dimensionsmagie in der gleichen Größenordnung zu wirken?«
    Dystran zog die Augenbrauen hoch. »In zwei Tagen, sagte man mir. Dieses Mal ist das Zeitfenster größer, es bleibt beinahe einen ganzen Tag bestehen, ehe es nutzlos wird.«
    Ranyl nickte. »Das ist doch immerhin etwas. Möglicherweise hat Chandyr andere Ideen, aber sollten wir nicht in Betracht ziehen, eine Gruppe Magier ins Feld zu schicken, die dem Feind nachsetzt? Die Distanz sollte nicht zu groß werden. Sie können unterwegs ausruhen, damit sie jederzeit fähig sind, ihre Sprüche zu wirken. Ich muss schon sagen, ich bin in Sorge, die Elfen könnten Julatsa erreichen, bevor Chandyr das Kolleg besetzt hat. Dreihundert Elfen, das ist in diesem Spiel eine nicht zu unterschätzende Anzahl.«
    »Das denke ich auch.« Dystran lächelte. »Vielen Dank.«
    »Ist mir immer eine Freude«, erwiderte Ranyl.

    Er hustete und zuckte vor Schmerzen zusammen. Der geschwächte Hausgeist auf seinem Schoß hob den Kopf und ließ ihn gleich wieder sinken. Er sah nach nichts weiter aus als nach einer kranken Katze.
    »Ihr braucht jetzt Ruhe«, ermahnte Dystran den alten Mann.
    Ranyl kicherte. »Ich werde bald eine ganze Ewigkeit lang Ruhe haben, junger Spund. Eine Ewigkeit, die sehr bald beginnen wird.«
     
    Die Menschen verließen Julatsa Richtung Norden und Westen. Die Versammlungen in der Stadt waren kurz und unerfreulich verlaufen. Der Bürgermeister hatte seine Karten gut ausgespielt und die Magier von den Treffen ausgeschlossen. Er wollte den Menschen, wie er es nannte, die unverfälschte Wahrheit nahebringen. Alle, mit denen Pheone spät am Abend nach den Treffen hatte reden können, wussten nur zu berichten, dass es beinahe zu Handgreiflichkeiten gekommen wäre.
    Anschließend hatte es wütende, aber ziellose Demonstrationen vor dem Kolleg gegeben, garniert mit Drohungen an die Adresse der Magier wegen der Schwierigkeiten, die sie der Stadt eingebrockt hatten. Dann hatte der Auszug begonnen. Erste Schätzungen und eine genaue Beobachtung der Fliehenden ergaben, dass es sich größtenteils um jene handelte, die nur nach Julatsa gekommen waren, um Schutz zu suchen.
    Zu ihnen waren Frauen und Kinder gestoßen, die von einer beträchtlichen Zahl bewaffneter Männer, darunter viele Berittene, bewacht wurden. Bei den Geschäftsleuten sah die Sache etwas anders aus. Hätten sie einfach die Stadt verlassen, dann hätten sie auf der Stelle ihren mühsam behaupteten Lebensunterhalt verloren. So blieben
viele

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