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Die Legenden des Raben 06 - Heldensturz

Die Legenden des Raben 06 - Heldensturz

Titel: Die Legenden des Raben 06 - Heldensturz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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das Tempo da vorn«, befahl Darrick. Es klang unnatürlich laut.
    »Spürst du es auch?«, fragte Hirad auf einmal.
    »Deshalb flüstern wir alle«, bestätigte Denser. Er schauderte.
    »Achtet auf jede Bewegung«, zischte Darrick. »Rebraal, gib das weiter. Konzentriert euch.«
    Die Dämonen waren vom Himmel verschwunden. Kein einziger beobachtete sie. Nachdem sie so lange Angriffen ausgesetzt gewesen waren, empfanden sie die Leere über sich fast als beunruhigend. Auf dem zweiten der beiden führenden Wagen wiesen Suarav und Sharyr, dessen Arm mit einer Schlinge notdürftig bandagiert war, auf die Positionen der Schutzsprüche hin. Gerade deuteten sie auf die erste Kreuzung, die der Treck auf dem Weg zum Schauspielhaus passieren sollte. Das Theater stand im Zentrum eines nicht sehr großen Platzes. Dort draußen wären sie besonders gefährdet.
    Als sie sich der Kreuzung näherten, schlug Hirads Herz schneller. Immer wieder musste er die Hand vom Schwertgriff lösen und sich die schwitzende Handfläche an der Hose abwischen. Jeder Hufschlag kam ihm wie ein Fanfarenstoß vor, der den Angriff der Dämonen auslösen musste. Jedes nervöse Schnauben oder Wiehern war eine Aufforderung zur Attacke. Immer noch keine Dämonen. Darricks Stirnrunzeln wurde noch finsterer.
    »Wo würde ich es tun?«, murmelte er. »Wo?«
    Seine Worte waren die einzigen, die das gespannte Schweigen durchbrachen. Mehr als dreihundert Elfen und Menschen zogen durch die toten Straßen. Jeder Schritt versetzte Hirads Tollkühnheit einen kleinen Dämpfer.
    »Nur eine einzige günstige Stelle, sagst du?«
    Darrick nickte. »Und dann mit allem, was sie haben.«

    Hirad schluckte trocken. Die Al-Arynaar an der Spitze hatten gerade die Kreuzung erreicht. Auf einmal sprangen an beiden Seiten, fünfzig oder mehr Fuß hoch, tödliche Flammenwände empor. Die Kutscher hatten Mühe, die erschrockenen Pferde zu beruhigen. Rufe flogen auf dem engen Platz hin und her. Hirad fluchte. Er spürte die Hitze im Gesicht.
    »Das hätte mich beinahe zu Tode erschreckt«, sagte er.
    Auf dem benachbarten Wagen rang Sharyr sich ein gequältes Lächeln ab.
    »Sie haben die Schutzsprüche weiter verteilt, als ich dachte. Das ist gut.«
    »Es wäre nur schön gewesen, wenn wir eine Warnung bekommen hätten.«
    »Hm.« Darrick zuckte mit den Achseln, dann sah er sich um, ob alle Kutscher die Pferde wieder unter Kontrolle hatten. »Eng zusammen bleiben. Behaltet die Geschwindigkeit bei und konzentriert euch. Gebt diesen Biestern keine Gelegenheit.«
    Die anderen reagierten sofort auf die Stimme der Autorität. Sie richteten sich auf, ermunternde Rufe machten die Runde. Hände schlossen sich energisch um die Griffe von Schwertern und Äxten, sie waren zum Kampf bereit. Das Trampeln der Füße und Rufe bekam einen militärischen Rhythmus.
    »Das gefällt mir schon besser«, schnaufte Darrick. »Es geht doch nichts über Disziplin und Ordnung.«
    Der Treck bewegte sich weiter in Richtung Kolleg. Unter ihren Füßen knirschte der Abfall, der sich in zwei Jahren der Vernachlässigung gesammelt hatte. Der Gestank des Unrats stieg ihnen in die Nasen. Am Schauspielhaus bogen sie auf Sharyrs Anweisung nach rechts ab, links brannte eine Flammenwand, die sie abschirmte.

    Das Schauspielhaus war ein kreisrundes Gebäude, dessen Eingänge nach den vier Himmelsrichtungen ausgerichtet waren. Umgeben war es von verlassenen Restaurants, Gasthöfen und Geschäften, in denen immer noch bunte Kleider hingen. Über den Geschäften gab es jeweils zwei bis drei Stockwerke mit Wohnungen und Herbergen.
    Laut hallten ihre Schritte und die Hufschläge zwischen den Mauern. Es war ein ernüchternder Kontrast zur Stille in der übrigen Stadt. Gargylen und geschnitzte Neidköpfe starrten von den Häusern auf sie herab. Lachend, weinend, zornig oder spöttisch beobachteten sie den letzten verzweifelten Versuch der Verbündeten, die Feinde zu bezwingen und die Kontrolle über Balaia zurückzugewinnen.
    Hirad biss sich auf die Lippen. Die Stille zehrte an ihren Nerven und dämpfte ihren Mut. Zwischen den Gebäuden, in denen einst so viele Menschen gelebt hatten, gab es keine Sicherheit.
    »Wo sind die Xeteskianer?«, fragte er, und es war kaum mehr als ein Flüstern.
    »Sie haben sich in Sicherheit gebracht«, erklärte Denser.
    Der Treck bog einmal links und einmal rechts ab, um den Platz zu verlassen und auf dem Königsdamm weiterzufahren. Diese Straße, die den Spitznamen »der Strang« trug, führte

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