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Die Legenden von Attolia 1: Der Dieb (German Edition)

Die Legenden von Attolia 1: Der Dieb (German Edition)

Titel: Die Legenden von Attolia 1: Der Dieb (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Whalen Turner
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vornüber und wippte dann zurück. Der Magus hatte anscheinend Augen wie ein Dieb, denn er wies Pol an, stehen zu bleiben und abzusteigen, um neben mir herzugehen, eine Hand unmittelbar oberhalb meines Knies, bereit, mich zu schütteln, wenn ich einschlief. Er schüttelte kräftig und ging dann und wann sogar so weit, mich zu kneifen.
    Endlich erreichten wir Matinaea. Es war nicht größer als Methana, aber hier liefen mehr Straßen zusammen. Das Gasthaus war zwei Stockwerke hoch; neben dem Gebäude gab es ein Tor, durch das man auf einen ummauerten Hof gelangte. Als wir angeritten kamen, erschien ein Stallknecht, um uns die Pferde abzunehmen. Wir alle glitten zu Boden, und Pol stand sofort neben mir, eine Hand fest auf meine Schulter gelegt. Das fiel ihm nicht schwer: Meine Schulter reichte nur bis zu seiner Brust. Manchmal stört es mich, dass ich so klein bin. Damals störte es mich auf jeden Fall, und ich zuckte gereizt mit den Schultern, aber seine Hand rührte sich nicht.
    Der Magus stellte sich dem Wirt als Landbesitzer auf Reisen vor und sagte, dass er einen Boten vorausgeschickt hätte, um Zimmer zu bestellen. Der Wirt war erfreut, ihn zu sehen, und wir gingen alle gemeinsam zur Tür. Als ich an der Frau des Wirts vorbeikam, rümpfte sie die Nase, und als ich die Tür erreichte, protestierte sie.
    »Der da!«, sagte sie anklagend und wies auf mich. »Es ist der da, der so abscheulich stinkt! Er kommt mir nicht in die Schankstube, und ich werde nicht zulassen, dass er in einem meiner sauberen Betten schläft!«
    Die beschwichtigenden Handbewegungen ihres Mannes blieben wirkungslos.
    »Nein, da mache ich nicht mit! Nicht einmal, wenn er Euer Sohn ist, gnädiger Herr«, sagte sie zum Magus. »Allerdings hoffe ich, dass er das nicht ist.«
    Ich spürte, wie mein Gesicht heiß wurde, als mir das Blut bis in die Ohren schoss. Der Magus und die Frau verhandelten über die Einwände des Mannes hinweg. Der Magus sagte, nein, ich könnte nicht in der Scheune schlafen, wohl aber auf dem Fußboden. Er gab ihr eine Silbermünze mehr und versprach, dass ich mich sofort waschen würde. Sie beschrieb uns den Weg zur Pumpe auf dem Hof, und Pol führte mich hin.
    Die Pumpe befand sich in der Mitte des Hofs hinter dem Gasthaus. Auf zwei Seiten lagen Stallungen, auf der dritten eine Mauer; die Rückseite des Gasthauses schloss den Hof ab. Es war kein sehr geschützter Ort, um ein Bad zu nehmen. Als wir die Pumpe erreichten, packte Pol meine Tunika an der Taille und zerrte sie nach oben. Ich senkte rasch die Arme, um zu verhindern, dass er sie mir über den Kopf zog. Der Stoff riss in seinen Händen. Er griff wieder nach mir, aber ich wich zurück; meine Benommenheit war verflogen.
    »Das hier«, blaffte ich, »kann ich allein erledigen!«
    »Aber gefälligst gründlich«, sagte er, bevor er zu pumpen begann. Das Wasser schoss aus einem Rohr auf Höhe meiner Hüften hervor, während ich die Tunika abstreifte und sie auf das Kopfsteinpflaster fallen ließ. Ich zog mir die Schuhe aus; da ich keine Strümpfe hatte, folgte dann gleich die Hose. Als das Wasser vom Pflaster zu meinen nackten Beinen hochspritzte, bildete sich unter dem Schmutz eine Gänsehaut. Ich zitterte und fluchte, als ich mich in den Wasserstrahl beugte.
    Während ich mich unter der Pumpe wusch, traf der jüngere Nichtsnutz ein. Er hielt sich weit von dem spritzenden Wasser fern.
    »Leg die Kleidung an einen trockenen Platz«, sagte Pol, »und hol ein paar Säcke aus dem Stall.«
    Als Nichtsnutz zurückkam, nahm Pol einen der Säcke, die er mitgebracht hatte, und reichte ihn mir zusammen mit einem quadratischen Seifenstück. Ich hockte mich neben das Wasser, durchtränkte den Sack damit und rieb die Seife darüber. Es entstanden Massen von Schaum, und ich hielt überrascht inne, um daran zu schnuppern. Ich lachte. Es war die parfümierte Seife des Magus. Nichtsnutz der Jüngere musste sie aus einer der Satteltaschen hervorgeklaubt haben.
    Ich schrubbte mich mit dem Sackleinen und wusch ab, was sich nach dem Schmutz von Jahren anfühlte. Ich rieb kräftig, spülte mich ab und seifte mich dann noch einmal ein, bevor Pol aufhören konnte, Wasser zu pumpen. Ich rubbelte mit dem Sack über meinen Hals und so viel von meinen Schultern, wie ich erreichen konnte, und schrubbte mein Gesicht wieder und wieder; ich dachte bei mir, dass meine Nase dabei zwar schrumpfen, aber wenigstens sauber werden würde.
    Der jüngere Nichtsnutz stand da und sah zu; ich fragte mich, was er

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