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Die Legenden von Attolia 1: Der Dieb (German Edition)

Die Legenden von Attolia 1: Der Dieb (German Edition)

Titel: Die Legenden von Attolia 1: Der Dieb (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Whalen Turner
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von mir hielt. Der eiserne Ring hatte ausgedehnte Prellungen in einem Kreis um meine Taille hinterlassen, und ich war von Flohbissen und wunden Stellen übersät; die an meinen Handgelenken waren die schlimmsten. Dort, wo die Handschellen gescheuert hatten, lagen offene Wunden, die teilweise von Schorf bedeckt waren, der sich schwarz von meiner kerkerbleichen Haut abhob. Nachdem ich mir einen Großteil des Schmutzes abgewaschen und meine Haare gespült hatte, hockte ich mich vor das spritzende Wasser und versuchte, die Stelle zu finden, an der es am sanftesten über meine Handgelenke rinnen würde. Mehrere der Wunden hatten sich entzündet und mussten gereinigt werden, aber das würde schmerzhaft sein. Mein ganzer Körper zitterte vor Kälte, und ich biss die Zähne zusammen, um sie vom Klappern abzuhalten, während ich mich ins Wasser reckte.
    Pol trat um die Pumpe herum und beugte sich über mich, um sich die Wunden anzusehen. Der Wasserstrahl wurde schwächer.
    »Rühr sie nicht an«, sagte er. »Ich kümmere mich drinnen darum.« Er reichte mir noch ein Stück Sackleinen, mit dem ich mich abtrocknen konnte, und als ich damit fertig war, gab er mir einen Stapel Kleider – Hosen, Unterhemd, Tunika und ein Paar derber Arbeitsstiefel. Ich schaute mich nach meinen eigenen Kleidern um und sah den jüngeren Nichtsnutz mit ihnen auf den Armen in den Stall verschwinden.
    »He!«, brüllte ich. »Komm damit zurück!«
    Er drehte sich verunsichert um. »Der Magus hat mir befohlen, sie zu verbrennen«, sagte er.
    »Alles, aber nicht meine Schuhe!«
    Nichtsnutz sah den Stapel in seinen Armen durch und rümpfte die Nase. »Na gut, aber wenn der Magus sagt, dass sie verbrannt werden sollen, musst du sie zurückgeben.«
    »Schon gut, schon gut«, brummte ich, während ich auf nackten Füßen über das nasse Kopfsteinpflaster hüpfte und ihm die Schuhe aus den Armen nahm. Die übrige Kleidung überantwortete ich ohne Bedauern dem Feuer, aber die Schuhe hatte ich extra anfertigen lassen. Es waren Halbstiefel, die nur ein kleines Stück über meine Knöchel reichten, an den Sohlen verstärkt, aber doch so geschmeidig, dass ich mich darin durch die Häuser anderer Leute bewegen konnte, ohne Verdacht zu erregen. Ich trug sie zurück zu Pol und sah mich dann nach einer trockenen Stelle um, an die ich mich stellen konnte, um mich anzuziehen. Die Hose bestand aus schwerem Baumwollstoff und bauschte sich an den Knöcheln, als ich sie in meine Schuhe schob. An der Taille saß sie sogar noch weiter, aber es war ein Gürtel da, um sie oben zu halten. Das Unterhemd war ebenfalls aus Baumwolle. Es hatte etwas Wunderbares, ein sauberes Hemd über saubere Haut streichen zu fühlen. Als ich mir die Tunika über den Kopf zog, lächelte ich bereits. Sie war dunkelblau und kurzärmlig, reichte mir bis zum Oberschenkel und war so viel zu weit, dass sie mich nicht behinderte, wenn ich die Arme über die Brust hinwegbewegte. Ich probierte es aus, um sicherzugehen.
    »Die Götter mögen diesen Magus segnen, er denkt an alles, nicht wahr?«, sagte ich zu Pol. Er knurrte und winkte mich zur Hintertür des Gasthauses.
    Wir gingen in die Schankstube, wo der Magus und die beiden Nichtsnutze auf uns warteten. Es standen tiefe Schalen voller Eintopf auf dem Tisch, aber bevor Pol mich an meine ließ, wollte er sich meine Handgelenke ansehen. Der Magus warf einen Blick über die Schulter und schickte dann den älteren Nichtsnutz nach oben in sein Zimmer, um einen Verbandskasten mit Bandagen und kleinen Salbentöpfchen zu holen.
    Pol nahm eine der Laternen von der Wand ab und stellte sie neben sich auf den Tisch. Die Wirtin schnalzte missbilligend mit der Zunge und holte eine Schüssel mit warmem Wasser, ein Tuch und noch mehr Seife. Pol machte sich erst am rechten Handgelenk an die Arbeit, während ich sehnsüchtig mein Abendessen betrachtete. Nachdem er das Handgelenk mit dem Seifenwasser abgespült hatte, rieb er ein wenig Salbe auf den Schorf der zwei Wunden; über beiden Armknochen befand sich jeweils eine. Dann verband er mir das Handgelenk sorgfältig mit einer sauberen weißen Bandage. Er machte das sehr ordentlich, und ich war beeindruckt. Als er nach meinem linken Handgelenk griff, war ich nicht auf der Hut. Es wies nur eine Wunde auf, aber sie führte quer über mein ganzes Handgelenk. Statt Schorf waren hier wunde Stellen und Flüssigkeitsbläschen unter Hautwülsten. Ohne Vorwarnung schob Pol ein Messer in eine der Blasen und öffnete sie mit

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