Die Legenden von Attolia 1: Der Dieb (German Edition)
einmal, diesmal mit warmem Wasser in einem Waschraum am Ende des Flurs. Der Magus und seine beiden Lehrlinge waren schon da, nackt bis zur Hüfte, und spritzten mit Wasser, während sie sich frischmachten. Sie blickten auf, als Pol und ich hereinkamen, und ich konnte allen dreien ansehen, dass sie damit rechneten, dass ich etwas gegen mehr Seife und Wasser haben würde.
»Ich habe mich gestern Abend gewaschen«, erläuterte ich dem Magus. »Seht« – ich hob die Arme – »ich bin sehr sauber. Warum soll ich mich schon wieder waschen?«
Der Magus trat von dem Becken weg, das sein Rasierwasser enthielt, und packte mich am Arm. Er achtete darauf, ihn oberhalb der sauberen, weißen Verbände zu ergreifen, bevor er meine Hand herumdrehte und sie mir vors Gesicht hielt, so dass ich den schwarzen Schmutz sehen konnte, der immer noch in den Falten meiner Haut haftete.
»Wasch dich«, befahl er, und bevor ich noch weiter protestieren konnte, packte Pol mich von hinten und stieß mich zu einer leeren Waschschüssel, die neben den anderen auf einem Regal stand, das hüfthoch an der Wand entlangführte. Er hielt mich mit einer Hand am Genick gepackt, hob mit der anderen eine Kelle und goss dampfendes Wasser in die Waschschüssel.
»Ich kann mich selbst waschen«, erklärte ich ohne Erfolg.
Er fügte einen Waschlappen und Seife hinzu und machte sich in meinem Gesicht an die Arbeit. Als ich den Mund öffnete, um mich zu beschweren, bekam ich Seife hinein. Ich versuchte, ihm zu entschlüpfen, konnte es aber nicht. Pols Hand, die meinen Nacken im Griff hatte, reichte mühelos von einer Seite zur anderen. Er ging unbarmherzig mit meinen Prellungen um, und ich tat mein Bestes, ihm zur Vergeltung auf die Zehen zu treten. Er drückte mein Genick fester zusammen, bis ich aufhörte. Er seifte mir die Schultern ein und beugte mich mit einem weiteren Zudrücken vornüber, um mir auch den Rücken einzuseifen. Gebückt sah ich, dass seine Knie in Reichweite waren. Ich hätte ihn an einem packen und ihn zu Boden reißen können, versuchte es aber nicht. Außerdem hätte ich, wenn ich danebengegriffen hätte, nur albern gewirkt, und davon hatte ich genug.
Pol spülte die Seife mit der Wasserkelle ab. Ich richtete mich auf und versuchte, verächtlich dreinzublicken, aber das Bad war noch nicht überstanden. Pol marschierte mit mir quer durchs Zimmer zu einem Holzzuber voll Wasser und drückte meinen Kopf unter die Oberfläche, während ich noch vor Empörung schrie. Er zog mich heraus, und während ich hustete, rieb er mir Seife ins Haar und tauchte mich wieder ein.
Als der Griff seiner Finger sich endlich lockerte, schleppte ich mich triefend auf die andere Seite des Badezimmers. Ich beäugte ihn argwöhnisch, solange ich mir das Wasser aus der Lunge hustete. Er stand geduldig da, während ich mir das Haar auswrang. Als ich knurrte, dass ich mich einfacher selbst hätte waschen können, warf er mir ein Handtuch zu, hob dann einen Arm und deutete lässig mit einem Finger auf die Tür.
Sein Gesicht war beinahe ausdruckslos, aber seine Mundwinkel zuckten. Ich reckte das Kinn vor, um meinen eigenen Gesichtsausdruck zu verbergen, stolzierte den Flur entlang und holte mir Hemd und Tunika aus dem Zimmer, in dem wir geschlafen hatten.
»Du hast mir die Hosen nassgemacht«, beklagte ich mich, während ich mir das Hemd anzog. Der Bund war durchnässt.
Pol antwortete nicht.
Ich war noch damit beschäftigt, mir die Tunika über den Kopf zu ziehen, als ich die Treppe hinunter in den Schankraum polterte, wo das Frühstück und die anderen warteten. Der Magus und seine Lehrlinge lächelten ihr Essen an. Ich flegelte mich ans Ende der Bank und ignorierte sie.
Nachdem ich eine Schüssel Haferbrei gegessen hatte, fuhr ich mir mit den Fingern durchs Haar, um es bis zu einem gewissen Grad in Ordnung zu bringen. Ich riss dabei ein paar Kletten auseinander und teilte es in drei Stränge, die ich umeinander wand, um einen kurzen Zopf zu flechten. Ich hielt das Ende mit einer Hand fest und sah mich auf der Suche nach einer Idee im Schankraum um. Über die Schulter erspähte ich eine junge Frau an der Theke. Ich lächelte sie an und ließ einen Finger um die Zopfspitze kreisen, um ihr zu zeigen, was ich brauchte. Als sie mein Lächeln erwiderte und mit einer Hand winkte, um anzuzeigen, dass sie verstanden hatte, drehte ich mich wieder zum Tisch um und begegnete der grimmigen Miene von Nichtsnutz dem Älteren, dessen Name, wie ich mich entsann, Ambiades
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