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Die Legenden von Attolia 1: Der Dieb (German Edition)

Die Legenden von Attolia 1: Der Dieb (German Edition)

Titel: Die Legenden von Attolia 1: Der Dieb (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Whalen Turner
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hatte, und hatte Mitleid mit ihnen. Sie froren und hatten Hunger. So gab sie ihnen Feuer, um sie zu wärmen, und Saatgut, das sie auf dem Boden ausstreuen konnten. Sie schuf Tiere, die sie essen konnten, aber ganz gleich, welche Gaben sie ihnen schenkte: Die Menschen waren undankbar. Sie dankten nur dem Himmel dafür, dass er sie geschaffen hatte. Die Erde wurde zornig und erbebte vor Wut, und die Häuser, die die Menschen sich gebaut hatten, stürzten ein, und die Tiere, die sie zusammengetrieben hatten, liefen davon, und die Menschen begriffen, dass sie einen schrecklichen Fehler begangen hatten. Von da an gab es immer einige Menschen, die der Erde für ihre Gaben dankten, und einige, die dem Himmel für ihre Erschaffung dankten.
     
    Als der Magus geendet hatte, schwiegen alle, die um das Feuer saßen. Dann fragte Sophos: »Glauben die Leute in Eddis das wirklich?«
    Ich brüllte vor Lachen, und alle sahen mich an. »Glauben sie in der Stadt Sounis wirklich, dass die Neun Götter die Erde den Giganten in einer Schlacht abgerungen haben? Dass der Erste Gott rechts und links kleine Göttlein zeugt und seine Frau ein zänkisches Weib ist, das immer überlistet wird?« Ich hob den Hinterkopf vom Boden und verschränkte die Arme darunter. »Nein, das glauben sie nicht, Sophos. Es ist nur Religion. Sie gehen an Festtagen gern zum Tempel hinauf und tun so, als ob dort ein Gott sei, der den wertlosen Opferanteil an einer Kuh will, während die Menschen den Rest zu essen bekommen. Es ist nur ein Vorwand, um eine Kuh zu schlachten.«
    »Du klingst sehr gut unterrichtet, Gen. Was weißt du dar über?«, fragte der Magus.
    Ich setzte mich auf und rückte ans Feuer heran, bevor ich ihm antwortete. »Meine Mutter stammte aus dem Bergland. Dort ist es auch nicht anders: Alle gehen in den Tempel und lauschen nach dem Essen gern den alten Geschichten, aber niemand rechnet damit, dass plötzlich ein Gott vor der Tür steht.«
    »Ach so?«
    »Ja«, sagte ich und hielt meine Zunge nicht länger in Zaum. »Und Ihr habt viele Fehler gemacht. Die Menschen im Gebirge sagen Iddis, nicht Eddis. Und Ihr habt die Stelle ausgelassen, an der die Erde weint, als der Himmelsgott sie nicht beachtet, und die Ozeane salzig macht.«
    »Tatsächlich?«
    »Ja, wie ich schon sagte. Meine Mutter hat mir die Geschichten erzählt, als ich klein war. Ich kenne sie alle, und ich weiß, dass man das Land Iddis nennt.«
    »Was das betrifft, Gen, kann ich dir sagen, dass Iddis die alte Aussprache ist, die in Gebrauch war, bevor die Eroberer kamen. Die Aussprache vieler unserer Wörter hat sich seit der Zeit der Eroberer gewandelt, während die eddisische Aussprache sich seit Jahrhunderten nicht verändert hat. Eddis wird nun anders ausgesprochen, ganz gleich, was das Volk dieses Landes sagt.«
    »Es ist ihr Land«, knurrte ich. »Sie sollten doch wohl den richtigen Namen dafür kennen.«
    »Es ist ja nicht so, dass Iddis der falsche Name ist, Gen. Es ist nur eine alte Art, dasselbe Wort auszusprechen. Der Rest der zivilisierten Welt ist weiter fortgeschritten. Sag mir, was für Fehler ich noch gemacht habe.«
    Ich zählte ihm alle auf, die ich bemerkt hatte. Die meisten bestanden aus Stellen der Geschichte, die er ausgelassen hatte.
    Als ich fertig war, sagte er: »Es ist immer interessant, verschiedene Versionen von Sagen zu hören, die sich die Leute erzählen, Gen, aber du solltest nicht glauben, dass die Geschichten deiner Mutter dem Original entsprechen. Ich habe diese Erzählungen viele Jahre lang studiert und bin sicher, dass ich über die zutreffendsten Fassungen verfüge. Es kommt oft vor, dass Auswanderer wie deine Mutter sich an einige Teile des Originals nicht erinnern können, so dass sie etwas erfinden und dann vergessen, dass die Geschichte je anders war. Viele dieser Mythen wurden vor Jahrhunderten von großen Geschichtenerzählern erschaffen, und in den Händen des gemeinen Volks werden sie unweigerlich besudelt.«
    »Meine Mutter hat in ihrem ganzen Leben nichts besudelt«, sagte ich hitzig.
    »Oh, nun sei doch nicht gekränkt«, erwiderte der Magus. »Ich bin sicher, dass sie nie die Absicht hatte, aber deine Mutter war nicht gebildet. Ungebildete Leute wissen selten viel über die Dinge, über die sie tagtäglich reden. Sie wusste wahrscheinlich nicht einmal, dass dein Name, Gen, eine Kurzform des längeren Namens Eugenides ist.«
    »Oh doch, das wusste sie«, widersprach ich. »Ihr seid derjenige, der nichts weiß. Ihr kanntet meine Mutter

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