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Die Legenden von Attolia 1: Der Dieb (German Edition)

Die Legenden von Attolia 1: Der Dieb (German Edition)

Titel: Die Legenden von Attolia 1: Der Dieb (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Whalen Turner
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hinausgehen, aber die kleinen Glasscheiben spiegelten nur das Licht der Lampen wider, die drinnen brannten. Ich sah mir die Stühle noch einmal an, suchte mir den schönsten aus und setzte mich hinein. Der Magus versteifte sich. Seine Augenbrauen zogen sich ruckartig zu einer einzigen Linie zusammen, die quer über sein Gesicht verlief. Sie waren dunkel, obwohl ein Großteil seines Haars schon ergraut war.
    »Steh auf!«, befahl er.
    Ich ließ mich tiefer in die Daunenkissen auf dem Sitz und an der Rückenlehne sinken. Das war fast so gut wie saubere Kleider, und ich hätte nicht einmal dann aufstehen können, wenn ich es versucht hätte. Meine Knie waren schwach, und mein Magen zog in Erwägung, das Wenige, was ich zuletzt gegessen hatte, wieder hochkommen zu lassen. Die Rückenlehne des Stuhls endete auf Höhe meiner Ohren, und so lehnte ich den Kopf an und sah zu dem Magus hoch, der immer noch neben seinem Schreibtisch stand.
    Der Magus ließ mir ein paar Augenblicke Zeit, über meine Lage nachzudenken, bevor er sich vor dem Stuhl aufbaute. Er beugte sich vor, bis seine Nase sich nur wenige Zoll von meiner entfernt befand. Ich hatte sein Gesicht bisher noch nicht aus solcher Nähe gesehen. Er hatte einen hohen Nasenrücken wie die meisten Leute in der Stadt, aber seine Augen waren hellgrau statt braun. Seine Stirn war von Falten durchzogen, die von viel Sonne und zu häufigem Stirnrunzeln herrührten. Mir kam der Gedanke, dass er irgendeiner Art von Arbeit im Freien nachgegangen sein musste, bevor er begonnen hatte, Bücher zu lesen. Dann sprach er. Ich hörte auf, über sein Äußeres nachzusinnen, und richtete den Blick wieder auf seine Augen.
    »Früher oder später entwickeln wir vielleicht ein Verhältnis gegenseitigen Respekts«, sagte er leise. Bevor das geschieht, werde ich Götter auf Erden wandeln sehen , dachte ich. Er fuhr fort: »Für den Augenblick aber wirst du mir gehorchen.«
    Es war beachtlich, dass es ihm gelang, in so wenigen Worten eine gewaltige Drohung durchklingen zu lassen. Ich schluckte, und meine Hände auf den Armlehnen des Stuhls zitterten ein wenig. Ein Kettenglied klirrte gegen ein anderes, aber ich machte immer noch keine Anstalten aufzustehen. Meine Beine hätten mich nicht getragen. Das erkannte wohl auch der Magus, und er wusste außerdem, dass er sich deutlich ausgedrückt hatte, denn er trat zurück, um sich an den Schreibtisch zu lehnen, und winkte mit einer Hand angeekelt ab.
    »Sei’s drum, bleib erst einmal dort. Ich werde die Sitzfläche reinigen lassen müssen.«
    Ich spürte, wie ich rot wurde. Es war nicht meine Schuld, dass ich stank. Sollte er doch ein paar Monate im Gefängnis des Königs verbringen – dann würden wir schon sehen, ob er noch nach alten Büchern und parfümierter Seife riechen würde! Er musterte mich einige Augenblicke lang und wirkte nicht beeindruckt.
    »Ich habe dich bei deinem Prozess gesehen«, sagte er schließlich.
    Ich verriet nicht, dass auch ich ihn dort bemerkt hatte.
    »Du bist dünner geworden.«
    Ich zuckte mit den Schultern.
    »Sag mir eines«, verlangte der Magus, »bist du zu dem Schluss gelangt, dass es dich nicht drängt, unserer Gastfreundschaft den Rücken zu kehren? Du hast bei deiner Verhandlung behauptet, dass nicht einmal das Gefängnis des Königs dich halten könnte, und ich hatte eigentlich damit gerechnet, dich nicht mehr anzutreffen.« Er amüsierte sich.
    Ich schlug die Beine übereinander und lehnte mich tiefer in den Sessel zurück. Er zuckte zusammen.
    Ich sagte: »Manches braucht seine Zeit.«
    »Wie wahr«, erwiderte der Magus. »Wie viel Zeit wird es denn deiner Ansicht nach brauchen?«
    Noch eine halbe Stunde , dachte ich, aber auch das sprach ich nicht aus.
    »Ich glaube, es wird lange dauern«, sagte der Magus. »Ja, es könnte den Rest deines Lebens dauern. Schließlich wirst du kaum noch im Gefängnis des Königs sitzen, wenn du erst tot bist, nicht wahr?«, scherzte er.
    »Wohl kaum.« Ich fand das nicht lustig.
    »Du hast bei deiner Gerichtsverhandlung mit vielem geprahlt. Das war wohl leere Großsprecherei?«
    »Ich kann alles stehlen.«
    »Das hast du behauptet. Eine Wette dieses Inhalts hat dich ja ins Gefängnis gebracht.« Er hob eine Schreibfeder vom Tisch neben sich auf und spielte einen Moment lang damit herum. »Es ist Pech für dich, dass mit Gaben wie den deinen nicht immer Intelligenz einhergeht – und ein Glück für mich, dass ich nicht an deiner Intelligenz, sondern an deinen

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