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Die Legenden von Attolia 1: Der Dieb (German Edition)

Die Legenden von Attolia 1: Der Dieb (German Edition)

Titel: Die Legenden von Attolia 1: Der Dieb (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Whalen Turner
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wie wir nur können.« Er schwang sich aufs Pferd und warf einen letzten Blick auf den Bach. »Ich glaube das einfach nicht«, sagte er.
    Ich musterte ihn, bis sogar ich mich unbehaglich fühlte und den Blick abwandte, wie Pol, Sophos und Ambiades es schon getan hatten. Er hatte den Stein einen Tag lang gehabt und nun verloren; es hätte mich freuen sollen. Noch vor fünf Tagen hätte es mich entzückt, mir auszumalen, wie es ihm am Hofe von Sounis ergehen würde, wenn er zu seinem König zurückkehrte und ihm mitteilte, dass das gewagte Spiel gescheitert war, aber es bereitete mir kein Vergnügen. Ich sagte mir, dass es daran lag, dass ich vom Waten im Bach noch nass war, oder vielleicht auch daran, dass ich Angst vor den Leuten hatte, die möglicherweise bald kommen würden, um herauszufinden, was mit dem Leutnant und seinen drei Männern geschehen war.
    »In Ordnung«, sagte der Magus schließlich. »Gut. Lasst uns aufbrechen.« Aber er lenkte sein Pferd immer noch nicht vom Bach fort. In der Ferne hörten wir einen Ruf. Das weggelaufene Pferd war gefunden worden, aber der Magus saß einfach da, noch nicht willens aufzugeben. Er sah das Bachufer und die Bäume ringsum an, als ob er nach Landmarken suchte, ganz so, als ob es eine Hoffnung gäbe, dass er hierher zurückkehren und noch einmal suchen könnte. Meine Nervosität übertrug sich auf mein Pferd, und es tänzelte und schnaubte unter mir.
    Endlich riss der Magus sich los. Wir lenkten die Pferde auf den Pfad und trieben sie zum Galopp an. Der Magus ritt neben mir; er wirkte immer noch wie betäubt. Ich weiß nicht, was die anderen dachten. Ich konzentrierte mich aufs Reiten. Dies war nicht der rechte Zeitpunkt, um zurückzubleiben oder gar vom Pferd zu fallen.
    Als wir eine gewisse Strecke zurückgelegt hatten, bogen wir zwischen die Bäume ab und ritten noch fast eine Stunde langsamer weiter, bis wir erneut einen offenen Pfad erreichten.
    »Sie werden unserer Spur folgen«, sagte Sophos und warf einen Blick über die Schulter.
    »Wir müssen eben unseren Vorsprung ausbauen«, erwiderte der Magus. Ich wirbelte den Kopf herum, um ihn anzusehen. Er klang beinahe fröhlich. Er sah fröhlich aus.
    »Ein wenig Gefahr verleiht dem Leben Würze, Gen«, sagte er zu mir.
    Ich war wie vor den Kopf geschlagen, dass er sich so schnell erholt hatte, und das muss mir anzusehen gewesen sein. »Ich habe etwas Zeit zum Nachdenken gehabt, Gen. Der Stein selbst ist nicht wichtig. Jetzt, da wir ihn selbst gesehen haben, über die Beschreibung verfügen und wissen, dass niemand sonst das Original vorlegen kann, können wir eine Kopie anfertigen.«
    Wie jemand diesen Stein in der Hand gehalten haben und ihn dann für unbedeutend erklären konnte, wusste ich nicht. Ich rechnete fast damit, dass ein Blitzschlag den Magus niederstrecken würde.
    »Was ist damit, dass der Stein über eigene Autorität verfügen soll?«, blaffte ich. »Man soll ihn ansehen und wissen, dass es sich um Hamiathes’ Gabe handelt.« Das hatten wir, wie ich glaubte, an den Ufern des Aracthus alle gespürt.
    Aber der Magus wusste eine Antwort darauf. »Das wird man als Aberglaube abtun«, sagte er zuversichtlich. »Wir werden schon zurechtkommen.«
    All meine Arbeit mochte vergebens gewesen sein. Er würde zurechtkommen . Ich knirschte mit den Zähnen.
    Der Magus wandte sich zu Pol um. »Wir folgen diesem Pfad bis in die bewirtschafteten Haine und reiten dann quer hindurch bis zur Hauptstraße. Wenn man uns noch nicht gesehen hat, können wir vielleicht im Gedränge untertauchen; wenn doch, kehren wir zwischen die Olivenbäume zurück und nutzen so viel wie möglich die Feldwege.«
    »Was ist mit dem Proviant?«, fragte ich. Mein Tonfall missfiel ihm.
    »Ich nehme an, wir werden heute Abend in Pirrhea etwas zu bekommen versuchen«, sagte er unverbindlich.
    »Heute Abend?« Mein Unmut ließ die Blase geheuchelter Heiterkeit zerplatzen.
    »Tut mir leid«, knurrte er, »aber ich kann für dich kein Essen vom Himmel holen.«
    »Ihr werdet es auch nicht aus Pirrhea holen«, entgegnete ich. »Was habt Ihr vor? An eine Tür zu klopfen und zu sagen: ›Entschuldigt, vier Gardisten der Königin sind tot, Soldaten suchen jede Straße nach uns ab, und ich möchte bitte ein paar Brotlaibe und etwas gedörrtes Rindfleisch kaufen‹?«
    »Und was schlägst du vor, oh Gossenorakel?«
    »Ich hätte Euch vorgeschlagen, nebst Eurem erbärmlichen Wanderzirkus auch Essen für fünf Personen mitzunehmen. Oder aber Ihr hättet

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