Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Legenden von Attolia 1: Der Dieb (German Edition)

Die Legenden von Attolia 1: Der Dieb (German Edition)

Titel: Die Legenden von Attolia 1: Der Dieb (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Whalen Turner
Vom Netzwerk:
wir wieder ins Binnenland abbiegen; so sollten wir ihnen entwischen können.«
    »Ich denke, der Hauptpass wäre besser«, sagte Ambiades zögernd und gab dem Magus eine letzte Chance.
    »Es ist nicht deine Aufgabe zu denken«, entgegnete der Magus.
    Ambiades warf den Kopf herum, und ich glaubte, dass er etwas sagen würde, aber er tat es nicht.
    »Was die Pferde angeht…«, begann ich.
    »Du wirst dein Bestes tun, Gen«, sagte der Magus, »und wenn dein Bestes nicht gut genug ist, dann …«
    »… landen wir allesamt auf dem Richtblock«, knurrte ich. »Das habt Ihr schon gesagt.«
    Niemand sprach mehr, bis wir unmittelbar vor Kahlia an der Landstraße Halt machten. Der Magus war so optimistisch wie stets. Pol schien mit allem bestens zurechtzukommen, und Sophos wusste nicht genug, um Angst zu haben. Nur Ambiades war so nervös wie eine Katze zu nahe am Feuer. Sophos hatte vergessen, dass er Abstand von seinem Idol halten wollte, und versuchte mit Ambiades zu plaudern, während sie den Pferden die Sättel abnahmen, aber Ambiades antwortete nicht.
    Pol entfachte in einer Feuerstelle für Reisende ein Feuer und zerlegte die Hühner, um sie zu garen. Die Feuerstelle bestand nur aus einem Kreis mit Mörtel zusammengefügter Steine. An den Straßen außerhalb großer Städte lag etwa alle fünfzig Schritt eine. Sie waren für die Kaufleute gedacht, die mit ihren Wagentrecks vor den Städten Halt machten, um zu übernachten. In unserer Nähe lagerten in jener Nacht mehrere Wagenzüge und auch kleinere Gruppen von Reisenden mit nur einem oder gar keinem Wagen. Es war so warm, dass ein Zelt oder Bettzeug ausreichte. Es waren ein paar Wachen aufgestellt, aber sie hielten nicht nach uns Ausschau.
    Wir schliefen alle, bis auf Pol. Der Magus weckte mich vor den anderen und beschrieb mir sorgfältig den Weg durch die Stadt zum Mietstall beim gegenüberliegenden Tor.
    »Bring die Pferde hier heraus. Pol wird dich in Empfang nehmen. Wir anderen werden mit den Sätteln ein Stück weiter die Straße hinauf warten.« Er wirkte so sorglos wie Sophos, hatte dafür aber nicht die gleiche Entschuldigung.
    »Habt Ihr auch nur die leiseste Ahnung, wie unmöglich das ist?«, fragte ich ihn.
    Er lachte. »Ich dachte, du hättest gesagt, du könntest alles stehlen.« Er versetzte mir einen Stoß gegen die Schulter, um mich die Straße entlangzuscheuchen.
    »Gegenstände«, zischte ich im Gehen an mich selbst gerichtet, »machen keinen Lärm.«
    Der Mond stand noch am Himmel und spendete genug Licht, um die Straße vor mir zu erkennen. Als ich mich den Stadtmauern näherte, kam noch der Schein der Laternen hinzu, die neben den Stadttoren brannten. Sie standen offen. Wahrscheinlich waren sie seit Jahren nicht mehr geschlossen gewesen, aber im Tordurchgang war ein Wachposten aufgestellt.
    Er sollte nach verdächtigen Gestalten wie mir Ausschau halten. Mir fiel keine glaubwürdige Ausrede dafür ein, zu derart später Stunde die Stadt zu betreten, und so umging ich das gesamte Problem, indem ich einen Bogen vom Tor weg schlug und außer Sichtweite der Wache über die Mauer kletterte. Ich ließ mich in irgendeinen Hinterhof fallen und arbeitete mich dann zwischen Gebäuden hindurch, bis ich eine breite Straße fand, von der ich hoffte, dass es die war, die der Magus in seiner Wegbeschreibung erwähnt hatte.
    Ich eilte über vollkommen verlassene Kreuzungen, lauschte an jeder Ecke auf die Schritte der Wachen, begegnete aber niemandem. Ich war auf der richtigen Straße und fand den Mietstall und das Gasthaus daneben mühelos. Natürlich waren beide nachts nicht geöffnet. Hölzerne Läden waren vor die Fenster des Gasthauses gelegt, und die Tore zum Hof waren geschlossen. Ich horchte noch einmal nach der Wache und stieß, als ich nichts hörte, einen Torflügel auf, nachdem ich die Verriegelungsstange vom Boden hochgehoben hatte, so dass sie nicht darüber schleifen würde. Die Stange passte in ein Loch zwischen den Pflastersteinen, so dass das Tor nicht wieder zuschwingen würde.
    Als ich einen Blick in den Stall warf, sah ich an einem Ende den Stallknecht auf einem Stuhl schlafen. Da hatte ich Glück, denn er schlief nicht nur: Ich erriet angesichts der leeren Flasche zu seiner Linken, dass er auch noch betrunken war. Ich nahm fünf Führleinen von einem Pflock über seinem Kopf und schlich an der Reihe von Ständen entlang; in jedem sah ich ein schlafendes Pferd. Ich suchte mir fünf aus, die ich für Stuten hielt, und weckte sie mit einem

Weitere Kostenlose Bücher