Die Legenden von Attolia 1: Der Dieb (German Edition)
nun, da wir die Gabe haben, auf etwas direkterem Weg nach Hause reisen. Je schneller, desto besser«, sagte er.
Die Pferde müssen über die Aussicht auf frische Nahrung so glücklich gewesen sein wie ich. Sie fanden im vertrockneten Gras nur wenig zu fressen. Wir packten und ritten zurück in die Olivenhaine, bis wir zu dem überwucherten Feldweg gelangten, der zur fernen Seperchia führte. Wir kamen an einen breiten, flachen Bach. Als unsere Pferde ins Wasser traten, brach eine Gruppe Berittener aus ihrem Versteck hinter einem Dickicht aus Eichen und Brombeeren hervor. Ich sah, dass sie Schwerter in den Händen trugen. Mehr wollte ich gar nicht wissen.
Der Magus und ich ritten vor den anderen beinahe Knie an Knie. Ich riss die Zügel meines Pferdes zur Seite, und es stolperte gegen das Pferd neben ihm. Ich streifte kurz die Schulter des Magus, ließ das Pferd dann auf der Hinterhand wenden und trieb es mit den Fersen zurück auf die Bäume am Flussufer zu. Als ich unter einem Ast vorbeikam, packte ich ihn mit der freien Hand und zog mich in den Baum hinauf.
Als ich sicher auf einem höheren Ast saß und hinabsehen konnte, hatten Pol und der Magus ihre Schwerter gezogen; einer der berittenen Angreifer lag bereits im Wasser. Ich beobachtete den Magus, der sich als ebenso gefährlicher Schwertkämpfer wie Pol erwies. Die beiden hielten die verbliebenen drei Angreifer in Schach. Sophos befand sich hinter ihnen, im Sattel verdreht, dem Kampf den Rücken zugewandt; er versuchte, sein eigenes Schwert aus der Satteltasche zu bekommen. Ambiades tat es ihm gleich, hatte aber den Verstand gehabt, sein Pferd erst das Ufer hinaufzutreiben, fort von der Gefahr. Sophos, der in die falsche Richtung schaute, hatte keine Vorstellung davon, wie nahe er daran war, durchbohrt zu werden.
Ich rief ihn beim Namen, aber er konnte mich über die anderen Rufe nicht hören, die, wie mir in der Rückschau aufging, vor allem vom Magus und von Pol stammten, die ihm zuschrien, das Schwert zu vergessen und sich zwischen den Bäumen zu verstecken. Pol wurde von einem der Angreifer weiter vorgelockt, so dass der Magus allein gegen zwei Männer kämpfen musste; Sophos war sich der Gefahr noch immer nicht bewusst. Seine Aufmerksamkeit galt seinem Schwertgürtel, der sich an der Schnalle seiner Satteltasche verfangen hatte.
Fluchend stellte ich mich auf meinen Ast und eilte ihn entlang. Ich warf mich auf den Bauch, so dass ich zum Teil auf dem Hauptast, teilweise aber auch auf den davon ausgehenden Zweigen lag, und griff durch die stechenden Blätter. Alles, was ich von Sophos zu fassen bekommen konnte, war sein Haar. Ich packte es und brachte ihn genau in dem Moment aus dem Gleichgewicht, als ein Reiter zwischen dem Magus und Pol hindurchschlüpfte.
Sophos fiel kopfüber vom Pferd und hätte mich beinahe mitgerissen. Er landete so im Schlamm, dass sein Pferd sich zwischen ihm und dem Kampf befand, und wenn er dort unten geblieben wäre, wäre er in Sicherheit gewesen, aber er kämpfte sich, das Schwert in der Hand, auf die Beine, während das verfluchte Pferd weglief. Sophos stand mit offenem Mund da und starrte das erhobene Schwert seines Gegners an.
Ich schloss die Augen, aber im letztmöglichen Moment musste er sein Gewicht verlagert und den auf seinen Kopf gezielten Hieb pariert haben. Seine Rückkehr in die Ausgangsstellung erfolgte langsam, und ich weiß nicht, was er als Nächstes getan hätte, da er viel zu verunsichert war, um sich zu fangen, aber er musste gar nichts tun. Als ich die Augen wieder öffnete, rammte Pol gerade sein Schwert fast bis zum Griff in den Brustkorb des Mannes. Der Mann ächzte und hing einen Moment lang an dem Schwert, bevor er davon herab ins Wasser glitt. Jenseits des Bachs ertönte ein weiteres Aufklatschen, als auch der Magus seinen Gegner niederstreckte. Ich stemmte mich auf meinem Ast hoch und rutschte zum Baumstamm zurück.
Vier reiterlose Pferde trampelten im schlammigen Bach herum. Als ihre Hufe aufhörten, im Kies zu knirschen, und sie mit verwirrten Blicken stillstanden, konnte der Magus Sophos fragen, ob er verletzt sei.
»Nein, es geht mir gut.«
»Hervorragend. Ambiades?«
»Mir auch.«
»Pol?«
»Nichts Ernstes.« Er tupfte sich das Blut aus einer Schnittwunde direkt unterhalb des Ellbogens ab.
»Und Gen? Wie ich sehe, hast du einen sicheren Platz gefunden, um abzuwarten, während wir beschäftigt waren.«
Ich öffnete den Mund, um darauf hinzuweisen, dass ich kein Schwert hatte, um mich
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