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Die Leiche am Fluß

Die Leiche am Fluß

Titel: Die Leiche am Fluß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Dexter
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wieder. Normalerweise ginge er in den Bulldog, hat er gesagt, oder war es Old Tom, Pam?»
    «Das weiß ich nicht mehr.»
    «Und er war Hausdiener in Wolsey?» vergewisserte sich Morse.
    «Ja. Zu uns kam er erst, nachdem er seine neue Stelle angetreten hatte. Im Pitt Rivers, soviel ich weiß. Ist ja nicht weit.»
    «Kommt er immer noch her?»
    Biff überlegte. «Ich hab ihn schon eine ganze Weile nicht mehr gesehen. Du, Schatz?»
    Pam schüttelte den Kopf.
    «Wissen Sie, wie er heißt?» fragte Lewis.
    «Brooks. Ted Brooks.»

    «Das will ich aber jetzt genau wissen», sagte Lewis, als er und Morse über St. Helen’s Passage, eine Querstraße der New College Lane, die Turf Tavern verließen. «Sie meinen, Mrs. Rodway hätte das, was McClure über die Studenten gesagt hat, mißverstanden?»
    «Ja. Er hat nämlich nicht den Studenten die Schuld gegeben. Sondern der Hochschule, den im Jargon des Wolsey College, dem System, den zuständigen Stellen. Damit behauptete er nicht, die Herren Professoren hätten selber Dreck am Stecken, aber er meinte wohl, sie hätten wissen müssen, was dort lief, und darum etwas unternehmen.»
    « Wenn dort was lief, Sir.»
    «Eben darum müssen wir uns jetzt als nächstes kümmern.»
    Es war Lewis, der als erster den Strafzettel an der Windschutzscheibe des Jaguar entdeckte.

    Um drei Uhr hatte Mary Rodway das neue Passepartout für den Bilderrahmen fertig. Das alte war, wie alles in diesem Zimmer, etwas angeschmuddelt. Behutsam legte sie das Foto ein, trat wiederholt zurück und rückte es millimetergenau zurecht, bis es zu ihrer Zufriedenheit saß. Es war das Foto, das sie zusammen mit ihrem Sohn zeigte und das Felix ihr wunschgemäß zurückgeschickt hatte.

    An diesem Tag tat sich weiter nichts Bemerkenswertes — außer daß Lewis die größte Überraschung des letzten halben Jahres erlebte.
    «Kommen Sie noch einen Augenblick herein, ich möchte Ihnen die Zigaretten bezahlen», sagte Morse, als der Jaguar vor der Junggesellenwohnung in North Oxford hielt.

16

    Und seitwärts blickt er, fluchtbereit,
    Die Tür zu finden und Gelegenheit.
    (Sir Walter Scott, Rokeby)

    Die «zuständigen Stellen» im Wolsey College (um mit Chief Inspector Morse zu sprechen) erklärten sich zu jeder Unterstützung bereit, und am nächsten Tag um zehn erfuhren Morse und Lewis allerlei über das College, insbesondere über Aufgang G im Drinkwater Quad, wo Dr. McClure neun Jahre seines Hochschullebens verbracht hatte, von 1984 bis zu seiner Pensionierung zum Ende des Sommertrimesters 1993.
    In seinem Büro mit Blick über den weiträumigen Innenhof («Der größte in Oxford, meine Herren, 88 mal 87 Meter!») hatte der Stellvertretende Quästor einen für Morses Geschmack etwas langatmigen Vortrag über die... äh... organisatorischen Details hier im Haus vom Stapel gelassen. Der frühere Vice Marshai der Royal Air Force war offenbar der Meinung, daß man bei Leuten, die nicht aus dem Hochschulbereich kamen, etwas weiter ausholen mußte.
    Soso, über die Hausdiener wollten sie etwas wissen... Hm, ja... Jeder Hausdiener war für einen Aufgang zuständig und hütete seinen Bereich so eifersüchtig wie der Amselmann sein Revier im Garten, es war fast so etwas wie ein mittelalterliches Lehen (Wenn Sie wissen, was ich meine...). Manche Hausdiener waren zwanzig, dreißig Jahre bei ihnen, einer schon neunundvierzig. Was sie zu tun hatten? Nun, am besten wäre es wohl, wenn sie dazu direkt an die Quelle gingen... Nachdem der Quästor sie durch den Großen Hof nach links in den Drinkwater Quad gewiesen hatte (kein verheißungsvoller Name, fand Morse, für den Trinkwasser fast ein Reizwort war), machten sie sich auf den Weg zum Aufgang G.
    Und dort erwartete sie eine Überraschung: Statt eines Hausdieners ein dienstbarer Geist weiblichen Geschlechts!

    Susan Ewers war ebenfalls sehr hilfsbereit. Sie war verheiratet (noch keine Kinder) und heilfroh, ein bißchen was dazuverdienen zu können. Die Arbeit, beteuerte sie, mache ihr Freude. Heutzutage waren am Wolsey College hauptsächlich Frauen beschäftigt, die Zahl der Männer war auf drei oder vier geschrumpft. Sie selbst hatte die Stellung von einem Mann übernommen, der zum Pitt Rivers Museum gegangen war.
    «Mr. Brooks, nicht?» fragte Morse.
    «Ja. Kennen Sie ihn?»
    «Nur dem Namen nach. Bitte fahren Sie fort.»
    Was sie hier zu tun hatte? Also... eigentlich machte sie alles. Den unmittelbaren Außenbereich. Den Eingang. Diele, Treppen, die acht

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