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Die Leiche am Fluß

Die Leiche am Fluß

Titel: Die Leiche am Fluß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Dexter
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sich denken, warum?»
    «Ich muß mich erst mal auf meinen Orangensaft konzentrieren.»
    «Wegen seines lateinischen Namens aedes archiepiscopi, Haus des Bischofs. Eine weitere Besonderheit von Wolsey ist, daß man die Professoren, Dozenten und Tutoren, die in den anderen Colleges Fellows heißen, in Wolsey nennt.»
    «Und wie nennen sie dort die Studenten?»
    «Das braucht uns zunächst nicht zu interessieren. Lassen Sie mich mal zusammenfassen. Wir haben in diesem Fall zwei mögliche Bindeglieder aufgespürt, McClures und Mrs. Rodway, die Mutter eines seiner früheren Schüler. Daß beide für den Mord nicht in Frage kommen, ist mir klar, aber beide können uns helfen, mehr über McClure zu erfahren. Er war ein angesehener Wissenschaftler, ein gewissenhafter Lehrer...»
    «Student, Sir.»
    «Ein gewissenhafter Student, der viel Verständnis für seine Stu...»
    Lewis verzog keine Miene.
    «...der viel Verständnis für die ihm anvertrauten jungen Leute hatte und Gründungsmitglied einer Organisation war, die Drogensüchtigen Hilfe bietet. Er kannte Matthews Mutter und war vermutlich mit ihr im Heu...»
    Lewis schüttelte mißbilligend den Kopf. «Wie können Sie so was sagen?»
    «Wie sollen wir diesem Fall auf den Grund gehen, wenn wir uns nicht auf die eine oder andere Spekulation einlassen? Wir müssen alles aufs Korn nehmen, was unwahrscheinlich ist. Das Naheliegende kann jeder Idiot herausbekommen.»
    «Wenn Sie meinen, Sir...»
    «Ja, das meine ich», blaffte Morse. «Wobei das, was ich eben gesagt habe, gar nicht so unwahrscheinlich ist. Die beiden haben sich offenbar gut verstanden. Sieht man schon an der Begrüßungs- und Schlußformel.»
    Lewis sah ihn fragend an.
    «Die Vornamen, Lewis, der vertrauliche Ton... Ihr Mann habe sie verlassen, hat sie uns erzählt. Sie erinnern sich, daß ich da noch mal nachgehakt habe. Angeblich war das im November, einen Monat nachdem ihr geliebter Matthew sein Studium in Oxford aufgenommen hatte. Und da drängt sich doch der Gedanke auf, ob es nicht vielleicht umgekehrt war: daß sie ihn verlassen und er sich erst hinterher mit seiner neuen Sekretärin getröstet hat.»
    «Wir können uns ja mal ansehen, wie die Scheidung gelaufen ist.»
    «Woher wissen Sie eigentlich, daß die beiden geschieden sind?»
    Lewis gab sich geschlagen und hielt sich an seinen Orangensaft.
    «Aber im Grunde hat das überhaupt nichts mit dem Mord an McClure zu tun, darauf können Sie Ihr ganzes Geld verwetten. Kein Risiko.»
    Lewis tastete nach seiner restlichen Barschaft — drei Pfund — und dachte sich, daß er damit auch bei den günstigsten Chancen kaum ein reicher Mann werden würde. Aber eine Sache mußte er nun doch loswerden.
    «An der Wand von Mrs. Rodways Wohnzimmer war ein heller Fleck, Sir...»
    «Freut mich, daß Sie das bemerkt haben. Ich wette fünf Pfund gegen einen kaputten Nachttopf, daß es ein Bild von McClure war, Lewis. Deshalb hat sie es abgehängt. Aber irgendwelche Spuren bleiben eben immer zurück...»
    «Sie hätte ja notfalls was drüberhängen können...»
    Morse ging großzügig über diesen Einwand hinweg. «Ein Bild von ihrem Sohn hätte sie wohl kaum abgenommen. Sehr unwahrscheinlich!»
    «Vorhin haben Sie aber gerade gesagt, daß wir das Unwahrscheinliche aufs Korn nehmen müssen.»
    Die Frau des Gastwirts, eine hübsche, schlanke Brünette, ersparte es Morse, auf diese treffende Bemerkung eine Antwort zu geben. Sie begrüßte Morse mit einem Kuß auf die Wange.
    «Wir haben uns lange nicht mehr gesehen, Inspector. Noch ein Bier?»
    «Wenn’s denn sein muß...»
    «Das zwar nicht, aber...»
    «Na gut. Ein Pint Best Bitter.»
    «Und Sie, Sergeant?»
    «Er muß fahren», sagte Morse.
    Der Wirt setzte sich zu der kleinen Runde, und Morse erzählte, daß in einer Randbemerkung in einem von McClures Büchern das Wort «Turf» aufgetaucht war, und fragte, ob Biff oder seine Frau den Ermordeten als Gast gekannt hätten («Nein.»), ob ihnen irgendwann mal der junge Mann aus Wolsey aufgefallen wäre, der Selbstmord begangen hatte («Nicht daß ich wüßte...»), ob sich hier im Pub eine junge Frau mit Nasenringen und roten Strähnen im Haar habe blicken lassen («Eine? Hunderte!»).
    Aber dann fiel der Wirtin doch etwas ein. «Einer der Hausdiener von Wolsey kam öfter her, er arbeitete auf dem Aufgang, wo der junge Mann... Ich hab gehört, wie er einem anderen Gast davon erzählt hat.»
    Ihr Mann nickte. «Richtig, jetzt erinnere ich mich auch

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