Die Leiche im rosa Nachthemd
zu handeln.«
»Tut mir leid. Ich werd’s mir
merken.«
Ich warf Bertha Cool einen
Blick zu. Besser, gleich alles in einem Abwaschen zu erledigen. »Ich höre,
gegen mich ist eine Anzeige wegen Fahrerflucht eingegangen.«
»Die Polizei hat dich im Büro
gesucht«, meinte Bertha.
»Die Sache ist erledigt«, sagte
Ellis hastig. »Aus Santa Carlotta ist angerufen worden — der Zeuge hatte sich
in der Zulassungsnummer geirrt.«
»Na, dann können wir ja gehen«,
sagte ich zu Bertha.
»Ich komme mit, Donald«, sagte
Marian.
»Einen Augenblick, Miss Dunton.
Ich möchte Ihnen noch einige Fragen stellen, wenn die anderen fort sind.«
»Wir warten unten in einem Taxi
auf Sie, Marian«, sagte Bertha.
»Hast du den Brief bei dir, den
Flo Danzer dir geschrieben hat?« fragte ich Bertha, als wir draußen waren.
»Wo denkst du hin, Kleiner. Der
Brief ist gut verwahrt. Jetzt könnten wir eigentlich unserem Klienten Bescheid
sagen, meinst du nicht?«
»Zu gefährlich! Es fehlte noch,
daß im letzten Augenblick die Sache platzt. Er kann’s ja in der Zeitung lesen:
>Amelia Lintig aus Oakview gesteht Mord an Animiermädchen und nimmt sich das
Leben.<«
»Die Tante glauben sie dir nie
im Leben, Kleiner. Da nageln sie dich fest.«
»Sollen sie nur. Es war
wirklich meine Tante.«
Bertha starrte mich entgeistert
an.
»Du kennst dich eben in meinem
Stammbaum nicht aus!«
»Will ich auch gar nicht«,
wehrte Bertha hastig ab. »Diese harte Nuß überlasse ich dir.«
»Um so besser!«
Wir warteten ungefähr zehn
Minuten. Dann kam Marian. Sie war sehr vergnügt und hatte rote heiße Wangen.
Sie schlang mir die Arme um den Hals. »Wie ich mich freue, Donald! Ich hatte
schon Angst, du würdest es mit Mr. Ellis verderben. Dabei hatte ich ihn so
schön vorbereitet. Ich hatte ihm erzählt, daß wir befreundet sind und daß du
dir große Sorgen um mich gemacht hast.«
»Wie haben sie dich
aufgespürt?« fragte ich.
»Durch deine Wirtin, glaube
ich. Sie hat in der Zeitung eine Beschreibung der verschwundenen Zeugin
gelesen. Ich glaube, sie traut dir nicht über der Weg, Donald!«
»Du solltest dir ein anderes
Quartier suchen, Donald«, meinte Bertha.
»Das ist sicher auch die
Meinung von Mrs. Eldridge«, bestätigte ich. »Hattest du Schwierigkeiten mit Mr.
Ellis, Marian?«
»Schwierigkeiten?« Sie lachte.
»Aber nein! Weißt du, was er mich vorhin noch gefragt hat?«
»Ob Sie seine Frau werden
wollen«, riet Bertha.
Marian lachte wieder. »Noch
nicht. Dazu ist er zu konservativ. Aber er hat gefragt, ob ich heute abend mit
ihm ausgehen will.«
Es gab eine Pause. Marian sah
mich an, als erwarte sie eine Frage. Bertha nahm sie mir ab. »Was haben Sie ihm
geantwortet?«
»Daß ich mit Donald verabredet
bin.«
Bertha Cool seufzte. »Da brat
mir doch einer ‘nen Riesenstorch!«
15
Die Leichenschau hätte nicht glatter
vonstatten gehen können. Es meldeten sich zwar einige Zeugen, die die Leiche
als Flo Danzer, Empfangsdame in einem Nachtklub, identifizierten, aber ich
erklärte, Tante Amelia hätte diesen Namen angenommen, nachdem sie sich von John
Wilmen getrennt hatte. Sie hätte Oakview als Mrs. Lintig verlassen, unter ihrem
Mädchennamen, Sellar, eine Scheidung auf mexikanisch erreicht und John Wilmen
geheiratet. Dann hätte sie John Wilmen verlassen, den Namen Flo Danzer
angenommen und wäre schließlich reumütig wieder zu ihrem alten Namen, Amelia
Lintig, zurückgekehrt. Ich berichtete von ihrem Besuch in Oakview, und der
Empfangschef und der Hoteldiener des Palace , denen unsere Detektei das
Reisegeld erstattet hatten, identifizierten die Leiche.
Nach der Autopsie ließ ich die
Leiche zur Beerdigung nach Oakview überführen. Es erschienen ziemlich viele
Trauergäste. Das war weniger gut. Ich erklärte, ich hätte Tante Amelia nicht
nach Oakview bringen lassen, um sensationslüsternen Zeitgenossen ein
schaurig-schönes Schauspiel zu bieten. Deshalb, sagte ich, würde ich den
Sargdeckel geschlossen halten. Das wäre auch Tante Amelias Wunsch gewesen.
Es war alles sehr feierlich.
Der Pfarrer legte sich mächtig ins Zeug. Tante Amelia habe ihre Untat bereut,
sagte er, und Gottes Mühlen mahlten langsam, und wer von uns würfe den ersten
Stein...
Bertha Cool hatte einen schönen
Kranz geschickt. Ein großes Gesteck trug die Aufschrift: »Von einem alten
Freund.«
Ich machte keinen Versuch, den
Spender des Gestecks zu ermitteln. Vermutlich hätte sich herausgestellt, daß
Marians Onkel Stephen die
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