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Die Leiche im rosa Nachthemd

Die Leiche im rosa Nachthemd

Titel: Die Leiche im rosa Nachthemd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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Fingerzeige?«
fragte ich.
    »Was willst du denn noch?«
fragte Bertha zurück.
    »Alles, was mir bei den
Ermittlungen helfen könnte«, sagte ich. Dabei sah ich Smith an.
    Er schüttelte den Kopf.
    »Wissen Sie Näheres über sie?
Zum Beispiel: Hat sie vor ihrer Ehe eine Handelsschule besucht, oder hatte sie
andere Kenntnisse und Fähigkeiten, mit denen sie sich hätte ernähren können?
Wer waren ihre Freunde? Hatte sie Geld? Wie sah sie aus — dick, dünn, groß,
klein, blond, brünett?«
    »Bedaure«, sagte Smith.
»Darüber kann ich Ihnen gar nichts sagen.«
    »Und was geschieht, wenn ich
sie gefunden habe?« fragte ich.
    »Dann sagst du mir Bescheid«,
erklärte Bertha.
    Ich verstaute meine fünfzig
Dollar, schob den Stuhl zurück, verabschiedete mich von Smith und machte mich
davon.
    Als ich durch das Vorzimmer
ging, sah Elsie Brand nicht einmal auf.
    Die Firmenkutsche war eine Dame
von ehrwürdigem Alter. Kein Wunder, daß sie an Senkfüßen, Herzasthma und
rheumatischen Anfällen litt, sobald man so rücksichtslos war, das Tempo über
sechzig zu steigern. Es war ein heißer Tag, und ich mußte ihr sehr gut zureden,
um sie übers Gebirge zu bringen. Drüben im Tal war es noch heißer. Zu einem
vernünftigen Essen fehlten mir Energie und Appetit. Ich begnügte mich damit,
mir im Vorbeifahren ein Schinkensandwich zu erstehen, das ich während der Fahrt
in mich hineinstopfte. Um zehn Uhr dreißig rollte ich in Oakview ein.
    Dort war es kühler, dafür aber
feucht und voller Moskitos. Oakview: Eine Kleinstadt, an der das Leben
vorbeigegangen war. Um neun Uhr ging der Ort schlafen. Die Häuser waren so alt
wie die Bäume an der Straße — ein sicheres Zeichen dafür, daß die Stadtväter
keine Notwendigkeit für bauliche Veränderungen sahen, denen die Bäume hätten
zum Opfer fallen müssen.
    Das Palace Hotel war
geöffnet. Ich nahm mir ein Zimmer und ging zu Bett.
    Die Morgensonne, die mir auf
die Nasenspitze schien, weckte mich. Ich rasierte mich, zog mich an und genoß
die Aussicht aus meinem Hotelfenster: das Rathaus, der Fluß, von alten Bäumen
eingerahmt, und einen Hinterhof mit leeren Kisten und Mülltonnen.
    Auf der Suche nach einem
Restaurant, in dem man frühstücken konnte, geriet ich an ein Etablissement, das
von außen einen anständigen Eindruck machte, aber innen nach wochenaltem Fett
roch. Das Frühstück war entsprechend. Nach dieser Stärkung ließ ich mich auf
den Rathausstufen nieder und wartete auf den Dienstbeginn um neun Uhr.
    Die Beamten trudelten
allmählich und ohne große Eile ein. Es waren alles ältere Semester mit
abgeklärten Gesichtern, die auf der Straße schnell noch den neuesten Klatsch
austauschten, ehe sie die Treppe hinaufkamen und mich mit unverhohlenem
Befremden musterten. Ortsfremde waren hier offenbar nicht gern gesehen.
    Im Büro des Standesbeamten
geriet ich an eine eckige Person mit stechenden schwarzen Augen, die sich mein
Begehr anhörte und mir dann wortlos das Einwohnermeldeverzeichnis von 1947 in
die Hand drückte — einen dicken Wälzer mit schon vergilbtem Papier.
    Unter den L’s fand ich: Lintig,
James Collitt, prakt. Arzt, 419 Chestnut Street, 33 Jahre alt, und Lintig,
Amelia Rosa, Hausfrau, 419 Chestnut Street. Mrs. Lintig hatte es nicht für
nötig gehalten, ihr Alter anzugeben.
    Ich ließ mir das Verzeichnis
von 1948 geben. Weder Mr, noch Mrs. Lintig waren darin aufgeführt. Als ich
hinausging, spürte ich, wie der Blick der Eckigen mir folgte.
    In der Stadt gab es eine
Zeitung, Die Stimme, die einmal
wöchentlich erschien, wie ein Schild am Fenster der Redaktion verkündete. Ich
betrat den verwaisten Empfangsraum und klopfte auf den Tisch.
    Das Geklapper einer
Schreibmaschine verstummte; ein Mädchen mit kastanienfarbenem Haar und blitzendweißen
Zähnen kam hinter einer spanischen Wand hervor und fragte, was ich wollte.
    »Zweierlei. Erstens Ihre
Archivexemplare von 1947 und zweitens einen Tip, wo man hier gut ißt.«
    »Waren Sie schon im Elite ?«
fragte sie.
    »Da hab’ ich heute
gefrühstückt.«
    »Ach so — ja, dann bleibt nur
noch die Grotte oder das Restaurant vom Palace Hotel. Den
Archivband 1947 sagten Sie...«
    Ich nickte. Sie lächelte jetzt
nicht mehr, sondern hatte die Lippen fest zusammengepreßt, und ihre braunen
Augen waren wachsam. Ich dachte, sie würde noch etwas sagen. Aber
offensichtlich hatte sie es sich anders überlegt. Sie machte ziemlich abrupt
kehrt und verschwand in einem der hinteren Räume. Nach einer Weile kam sie

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