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Die leichten Schritte des Wahnsinns

Die leichten Schritte des Wahnsinns

Titel: Die leichten Schritte des Wahnsinns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Polina Daschkowa
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zum Privatunternehmer geworden. Der sowjetische Dichter
     Studenez hatte eine der zahlreichen nazistisch-kommunistisch orientierten Organisationen gegründet.
    Nur von Wassili Slepak wußte Lena nichts.

Kapitel 22
    Wenja stürzte völlig außer sich ins Zimmer.
    »Du wärst imstande gewesen, auch das Kind zu töten?! Ein zweijähriges Kind! Ist dir eigentlich alles egal? Selbst der mieseste
     Ganove käme nicht auf die Idee, eine Bombe in einen Kinderwagen zu legen!« schrie er.
    »Was ist los, mein Schatz?« fragte Regina und wandte ihm ihr Gesicht zu, das unter der dicken grünen Schicht einer Schönheitsmaske
     verborgen war.
    »Ich habe gerade die Moskauer Polizeinachrichten im Fernsehen gesehen. Bist du dir überhaupt bewußt, was du tust?«
    »Beruhige dich erst mal.« Regina sprach durch die Zähne. Mit einer Schönheitsmaske auf dem Gesicht bewegte man die Lippen
     besser nicht. »Wie kommst du darauf, daß die Rede von der Poljanskaja war?«
    »Spiel nicht die Dumme!« schrie Wenja. »Wieso hast du das alles überhaupt angezettelt?«
    »Angezettelt? Ich? Das ist ja sehr interessant! Weißt du überhaupt, was du redest? Das Kind tut ihm leid! Du hast es nötig,
     mich anzuschreien! Keinen Mucks wirst du machen! Hast du mich verstanden? Alles, was ich tue, tue ich für dich, mein Goldstück.«
    »Für mich? Für mich hättest du bei Sinizyn aufhören können.«
    »Aha«, sagte Regina. »Sinizyn, Asarow, dann die unglückliche Katja. Ende, aus, vorbei. Nein, mein Herzblatt, die Maschine
     ist in Gang gesetzt. Als nächste ist die Poljanskaja dran, egal, ob mit Kind oder ohne. Du weißt selber, wenn auch nur das
     Geringste über deine Jungmädchenaffären bei deinen Mafia-Freunden durchsickert, ist das schlimmer als jeder Prozeß, schlimmer
     als der Tod. Ich kann mich meiner Haut wehren. Aber du … Ich tue das alles nur deinetwegen. Also reiß dich zusammen, und jaul
     mir nicht die Ohren voll.«
    »Du redest wie meine Mutter«, sagte Wenja leise.
    Regina blickte ihm einige Sekunden schweigend in die Augen.
    »Gut«, seufzte sie dann, »ich wasche mir rasch die Maske ab, und dann werden wir daran arbeiten.«
    »Nein.« Er schüttelte den Kopf. »Wir müssen reden. Einfach reden, ohne Hypnose.«
    »Na dann los, rede. Ich höre dir aufmerksam zu.«
    »Regina, ich will nicht, daß du die Poljanskaja tötest«, sagte Wenja mit leiser, brüchiger Stimme.
    »Sie wird die letzte sein.«
    »Laß sie in Ruhe.«
    »Warum?«
    »Darum«, er schluckte nervös, »weil du es nicht schaffen wirst, das vernünftig und sauber zu erledigen. Du hast ohnehin schon
     zu viele Spuren hinterlassen. Und Slepoi wird das nicht übernehmen. Verstehst du denn nicht, ihr Mann ist Hauptmann bei der
     Miliz. Da lassen die schon aus Prinzip nicht locker, aus Bullensolidarität.«
    »Nur deshalb soll ich die Poljanskaja nicht anrühren?« fragte Regina rasch.
    »Ja. Nur deshalb.«
    ***
    »Lena, Kind, wach auf.«
    Mühsam öffnete Lena die Augen und starrte Vera Fjodorowna an, die sich mit dem Telefon in der Hand über sie beugte.
    »Ja … Guten Morgen. Wie spät ist es?« fragte sie und setzte sich auf.
    »Halb zehn. Ein Anruf für dich aus der Redaktion.«
    »Danke.« Lena nahm Vera Fjodorowna den Hörer ab.
    »Schläfst du noch? Steh auf.« Es war Katja, die Sekretärin des Chefredakteurs. »Die Redaktionskonferenz ist auf heute verlegt
     worden. Sei so gegen elf Uhr hier.«
    »Gut, Katja, ich komme. Danke, daß du mich rechtzeitig geweckt hast.«
    Lisa kam in Strumpfhosen und einem dicken Pullover ins Schlafzimmer gelaufen.
    »Mama, guten Morgen! Oma Vera und ich haben schon gefrühstückt, und du schläfst nur und schläfst. Dieser Onkel kann nicht
     so reden wie wir, er ist so komisch. Guck mal, was er mir mitgebracht hat!«
    Lisa rannte in ihr Zimmer und kam mit einem großen Karton Lego-Bausteine zurück.
    »Vera Fjodorowna, wo ist Michael denn?« fragte Lena, während sie aus dem Bett schlüpfte und sich einen Kittel anzog.
    »Ich glaube, er ist zum Joggen gegangen. Als ich aufwachte, stand er in kurzen Hosen und Turnschuhen im Flur. Sicher kommt
     er bald zurück. Soll ich vielleicht mit Lisa inzwischen ein bißchen spazierengehen, damit du dich in Ruhe fertigmachen kannst?
     Dabei können wir dann auchdeinen Amerikaner abfangen und mit nach Hause nehmen. Sonst verläuft er sich womöglich noch.«
    »Nicht nötig, Vera Fjodorowna. Das Wetter ist scheußlich, außerdem bin ich noch nicht dazu gekommen, Lisas Sachen zu packen.
     Ich

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