Die Leidenschaft des Cervantes
Gedichten abgeschlossen hatte und die Veröffentlichung von La Galatea greifbar näher rückte, zu angespannt war, um ein neues Projekt zu beginnen. Es kostete mich alle Willenskraft, ein paar mittelmäßige Verse niederzuschreiben.
Catalina lernte mit Feuereifer jede Finesse, die mir zahllose Huren ebenso zahlreicher Nationalitäten im Bett gezeigt hatten. Auch aus Ana de Villafrancas immensem Repertoire hatte ich mir einige Kunstgriffe angeeignet, aber Catalinas jugendlicher, jungfräulicher Körper, ihr Wunsch, mir und sich selbst Lust zu bereiten, waren ein Reiz, dessen ich nie überdrüssig wurde. Spätnachts, wenn die Einwohner von Esquivias im Tiefschlaf lagen, liebten Catalina und ich uns mit einer Hingabe, dass in der Stadt die Hunde und auf dem Land die Wölfe mein Stöhnen und ihr ekstatisches Schreien mit aufgeregtem Bellen und Heulen erwiderten. Ging ich morgens zum Frühstücken in die Küche, errötete Doña Catalina, sobald sie mich ansah oder mit mir sprach. Wenn ich durch die Stadt spazierte, hefteten sich die Kinder an meine Fersen und begafften alles, was ich tat. Sahen eine oder mehrere Frauen mich die Straße entlangkommen, gingen sie schnell auf die andere Straßenseite hinüber und schritten rasch aus, den Blick auf den Boden geheftet. Und die alten Männer, die vor ihrer Haustür saßen, eine Pfeife rauchten und alle Passanten mit einem freundlichen Wort bedachten, sagten lauthals: »Hostias! Hombre! Joder!« und stießen eine große Rauchwolke aus, wenn ich sie grüßte.
Viele Spanierinnen verbargen ihr Gesicht mit einem Schleier, während ihr Mann ihnen beischlief, Catalina hingegen entzündete alle Kerzen in unserer Kammer, damit wir uns vom Kopf bis zu den Zehen bestaunen und erforschen konnten. Während die meisten spanischen Frauen im Liegen liebten, wollte Catalina, nachdem ich ihr einige Variationen gezeigt hatte, auf mir reiten, hüpfte auf meinen Lenden auf und ab, als säße sie auf einem Kamel; oder sie setzte mich auf einen Stuhl mit gerader Rückenlehne, drückte ihre Brüste gegen meine Brust und spießte sich auf mein Gemächt auf, bis ich das Gefühl hatte, tiefer in sie einzudringen als jemals zuvor in eine Frau. Während die Huren, denen ich beigeschlafen hatte, jede der Menschheit bekannte Position ausführten, wirkte ihr Vergnügen gespielt, und sie verlangten nie nach mehr. Bei diesen Frauen fand das Lieben ein Ende, wenn ich zum Höhepunkt gekommen war, bei Catalina jedoch erst, wenn sie ihr Vergnügen gehabt hatte. Während alle Huren, mit denen ich verkehrt hatte, mir gestattet hatten, in sie einzudringen, bereitete es Catalina großen Spaß, auch in mich einzudringen, ob mit Gurken oder Karotten. Bei den Huren hörte die Zärtlichkeit auf, wenn ich befriedigt war, Catalina aber blieb hinterher am liebsten noch wach, flüsterte die mir unbekannten Teile ihrer Geschichte in mein Ohr und unterbrach sich hin und wieder, um meine Brustwarzen zu kneifen, mir das Gesäß zu klapsen oder an meiner Männlichkeit zu saugen. Bei den meisten Frauen, mit denen ich zusammen gewesen war – mit Ausnahme von Ana de Villafranca –, kam der Moment, in dem von mir erwartet wurde, für die Dienstleistungen zu bezahlen und dann zu verschwinden. Catalina und ich jedoch lagen Arm in Arm, bis wir vor Erschöpfung die Augen schließen mussten und sie erst wieder öffneten, um den neuen Tag zu begrüßen. Alles Lieben, das ich bis dahin kannte, hatte mit dem Ausgang der Nacht geendet. In Catalina hatte ich eine Frau gefunden, deren Liebe nicht mit dem Morgenlicht schwand. Nie wieder war ich so glücklich wie in jenem Winter meiner Flitterwochen in Esquivias, als die frostigen Nächte der Mancha durch unser Verlangen nacheinander so warm, betörend und weich wurden wie der Sand der Sahara gleich nach Sonnenuntergang.
Wäre Catalina eine Waise gewesen, hätten wir als Mann und Frau vielleicht immerwährendes Glück gefunden. Doch sie hatte eine Mutter, und nicht bloß irgendeine. Bald nach unserer Hochzeit wurde mir klar, dass Doña Catalina verzweifelt nach einem Mann suchte, der sich um die Liegenschaften und die diffizilen Finanzen der Familie kümmerte. Catalinas Vater, Fernando de Salázar Vozmediano, ein Verschwender und Spieler, hatte bei seinem Tod vor drei Jahren nicht nur hohe Schulden hinterlassen, sondern auch große Unordnung in der materiellen Situation der Familie. Zum Glück hatte Catalina ihren Besitz ererbt, weshalb die vielen Gläubiger Don Fernandos sich nicht daran
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