Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Leidenschaft des Cervantes

Die Leidenschaft des Cervantes

Titel: Die Leidenschaft des Cervantes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaime Manrique
Vom Netzwerk:
Auskunft: Sancho hatte die Wüste überlebt! Aber wo war er jetzt? »Sagte der Mönch Genaueres darüber, wo er Sancho traf? Wie lange ist das her?«
    »Don Miguel, ich komme aus einer Familie von Zwiebelfressern. Mit Jahren und Daten und Ländern kenn ich mich nicht aus. Fray Nepomuceno sagte, er habe meinem Mann Lebwohl gesagt, als er auf einem Kamel zum Königreich des Königs Micomicón aufbrach, wo er ein reicher Mann werden und dann zurückkommen wolle, um mich zu einer Dame zu machen. Als ich die Kette bekam«, fuhr sie fort, »war Sanchica noch zu klein, um Doña Juanas Schweine zu hüten, ich hatte Angst, die könnten sie auffressen. Aber Gott ist groß: Er hat mir meinen Sancho genommen, aber erst, nachdem ich Sanchica bekommen hatte. Und es stimmt, was die Leute sagen, Hochwohlgeboren: Geteiltes Leid ist halbes Leid. Einstweilen«, sie seufzte, »glaube ich, dass keine Nachricht eine gute Nachricht ist. Die Leute sagen ja, Hoffnung ist ein gutes Frühstück, aber ein schlechtes Abendessen. Für solche wie uns, die manchmal nur einen Becher Wasser zum Abendessen kriegen, ist Hoffnung allemal genug.«
    Eine Weile tauschten wir noch weiter Erinnerungen aus. Als es schließlich dämmerte, stand ich auf und verabschiedete mich.
    »Aber Signor , ich darf Euch nicht gehen lassen, ohne meiner Herrin Juana ein paar Eier mitzugeben, die meine Hühner heute gelegt haben, die sind noch warm, so frisch sind sie. Sagt meiner Herrin, dass ich ihr die Hände küsse. Sie ist nicht wie die anderen hochnäsigen Damen in Esquivias, die vergessen, dass wir in den Augen unseres guten Herrgotts alle gleich sind, dass Er uns, wenn wir sterben, nicht nach der Qualität unserer Kleider oder dem Geld, das wir hinterlassen, beurteilt. Doña Juana beurteilt die Menschen nach der Qualität der Arbeit, die sie tun. Aber da, mit Verlaub, Wörter keine Butter aufs Brot schmieren, möchte ich, dass Ihr ihr ein paar Eicheln mitbringt. Ich weiß doch, wie gern sie sie isst; richtet meiner Herrin aus, dass es die ersten in diesem Herbst sind. Sanchica und ich kennen einen geheimen Platz an den Hängen von Santa Barbara, der nach Toledo hin abfällt und wo’s die besten Eicheln gibt, die pflücken wir, bevor sie runterfallen und die Wildschweine sie verschmatzen. Ich finde nicht, dass Wildschweine besser essen sollen als wir, obwohl sie ja nach einer guten Eichelernte am besten schmecken. Aber passt auf, Don Miguel, geht nicht allein zum Eichelnsammeln dorthin. Am Nachmittag sind die Wildschweine im Wald, und nachts die Wölfe.«
    »Aber wir haben keine Angst vor ihnen«, sagte Sanchica. »Ich nehm als Waffe immer einen spitzen Ast mit und drohe den Wildschweinen damit. Wenn sie sehen, dass ich den Arm hebe, laufen sie vor Schreck davon.« Sanchica unterstrich ihre Worte, indem sie auf den Boden spuckte. Dann spannte sie den rechten Arm an, um mir ihre Muskeln zu zeigen.
    Teresa Panza lachte. »Es stimmt, Don Miguel. Ich glaube, meine Sanchica könnte einem Löwen Angst einjagen.«
    Als ich aus dem rombo trat, war der Abend schon hereingebrochen. Teresa Panza reichte mir einen kleinen Korb voll Eicheln. »Wenn Ihr Unsere Liebe Frau der Milch noch nicht in der Kirche besucht habt, müsst Ihr das unbedingt tun. Sie ist die Schutzpatronin unserer Stadt und sehr wundertätig. Wenn ich sie besuche, bringe ich ihr immer einen Becher Milch mit, obwohl ich weiß, dass der Pfarrer sie trinkt. Aber sie freut sich auch über Käse und Butter. Betet zu ihr, Don Miguel, dann erfüllt sie Euch Eure Wünsche. Sanchica und ich beten immer, dass Unsere Liebe Frau der Milch meinen Mann zu uns zurückbringt.« Dann fügte sie hinzu: »Euer Gnaden, Euer Besuch war eine große Freude für uns. Jeder, der ein Freund meines Sancho ist, ist auch unser Freund. Um Euch meine Wertschätzung zu zeigen, Don Miguel, lasst mich Eure Kleider waschen und bügeln, und Ihr zahlt, was immer Euch möglich ist.«
    Ich dankte ihr für das großzügige Angebot und ging zu Doña Juanas Haus zurück, in der Hand den Korb, den Teresa Panza mir gegeben hatte. Ich war froh, dass er die berühmten Eicheln von Esquivias enthielt und nicht die angekündigten Eier.
    Doña Catalina Salázar und Doña Juana stammten beide aus alteingesessenen Familien von Esquivias. Wie Doña Juana war auch Doña Catalina eine Witwe, Catalina war ihre einzige Tochter. Sie hatte aber noch zwei jüngere Söhne, wie meine Gastgeberin mir mitteilte. Als Doña Catalina und ihre Tochter eines Abends zum Essen

Weitere Kostenlose Bücher