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Die leise Stimme des Todes (German Edition)

Die leise Stimme des Todes (German Edition)

Titel: Die leise Stimme des Todes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Kenlock
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fahr so weit weg, wie du kannst, und sag niemandem, wo du bist.“
    „Keine Chance“, sagte Mark. „Ich muss in zwei Tagen wieder arbeiten. Meinen Urlaub für dieses Jahr habe ich aufgebraucht. Wenn ich jetzt unerlaubt fehle, feuern die mich sofort. Mein Abteilungsleiter wartet bloß auf die Gelegenheit, mir die Papiere in die Hand zu drücken.“
    Paul zuckte mit den Schultern. „Dann weiß ich nicht, was du tun kannst.“
    „Wie wäre es, wenn ich für eine Weile bei dir einziehe?“, fragte Mark und beobachtete, wie sein Freund erschrocken zusammenzuckte.
    „Nein, das geht ... nicht.“
    „Ach, und wieso nicht?“
    Paul lehnte sich über den Tisch und flüsterte: „Du erzählst mir, dass jemand versucht, dich umzubringen! Dass du abgehört wirst! Zu den Bullen willst du nicht gehen. Verreisen auch nicht. Aber mich in diese Scheiße mit hineinziehen, das willst du! Vergiss es! Ich hänge an meinem Leben, auch wenn du es erbärmlich findest.“
    „Du bist ein wahrer Freund.“ Marks Stimme troff vor Sarkasmus.
    „Und du ein rücksichtsloses Arschloch, das Detektiv spielen will und dadurch andere in Gefahr bringt.“
    „Dann ist ja alles gesagt!“ Mark rückte mit dem Stuhl zurück und erhob sich. Er nahm das Abhörmikrofon vom Tisch, ließ es in seine Tasche gleiten und ging ohne ein weiteres Wort.
     
     
    10. Kapitel
     
    Die Leiterin der Verwaltungsabteilung nahm Katherine den handgeschriebenen Zettel aus der Hand. Ihr Blick wanderte flüchtig über die elf Namen, die darauf standen. Einen Moment später gab sie Katherine das Papier zurück.
    „Die Akten sind derzeit nicht verfügbar.“
    „Wie bitte?“, fragte Katherine erstaunt. „Sie sehen die Namen und wissen sofort, dass die Akten nicht verfügbar sind? Darf ich fragen, warum nicht?“
    Die hellen Augen der Frau richteten sich auf die Ärztin. „Vor nicht einmal fünfzehn Minuten kam ein Anruf aus Ihrer Abteilung. Man hat die von Ihnen gewünschten Patientenakten angefordert.“
    „Meine Abteilung?“
    „Ja, Ihr Vorgesetzter Professor Reuben hat angeordnet, dass die Akten sofort zu ihm hoch geschickt werden sollen.“
    Die Verblüffung musste Katherine ins Gesicht geschrieben stehen, denn ihr Gegenüber fragte:
    „Ist etwas nicht in Ordnung?“
    „Alles bestens“, versicherte Katherine hastig. Sie verabschiedete sich und verließ die Verwaltung.
    An der nächsten Ecke lehnte sie sich an die Wand. Ihr Herz klopfte wild, und in ihren Beinen breitete sich ein Schwächegefühl aus, das sie nur zu gut kannte. So ging es ihr immer, wenn sie etwas ängstigte oder erschreckte.
    Sie atmete tief ein und aus, versuchte, sich zu beruhigen. Der Gang lag einsam und verlassen da. Niemand war zu sehen. Sie schloss die Augen. Ihre Umgebung ausblenden half immer. Auch diesmal. Ihre Atmung wurde regelmäßig und das taube Gefühl in den Beinen verschwand.
    Bis Katherine ihn auf die merkwürdigen Todesfälle der letzten Zeit ansprach, hatte sich Reuben nicht für die elf verstorbenen Patienten der letzten fünf Jahre interessiert.
    War das ein Versuch, sie bei ihren Nachforschungen auszubremsen?
    Wahrscheinlich hatte er die Akten nun angefordert, um sicherzugehen, dass sie keinen weiteren Ärger verursachte. Reuben kannte sie gut, aber anscheinend kannte er sie nicht gut genug. Jede Schwierigkeit, die sich ihr in den Weg stellte, weckte Katherines Widerstand, verstärkte ihn nur noch. Sie wusste zwar nicht, was sie noch tun konnte, aber irgendetwas würde ihr schon einfallen. So schnell würde sie nicht aufgeben!
     
    Mark war in seine Wohnung zurückgekehrt. Das Gespräch mit Paul hatte ihn aufgewühlt, aber er war nicht mehr wütend auf seinen Freund. Er hatte ihn enttäuscht, aber vielleicht waren seine Erwartungen zu hoch gewesen. Paul lebte von einem Tag in den anderen, ohne Sorgen und ohne Gedanken an die Zukunft zu verschwenden. Vor kurzem war er selbst noch so gewesen.
    Nun musste er die Sache eben allein durchstehen!
    Was hatte Paul gesagt?
    Letztendlich gibt es immer etwas, um das einen jemand beneidet, nur weiß man nichts davon. Neid ist ein Gefühl, das im Stillen blüht.
    Worum könnte man mich beneiden? Mark grübelte eine Weile, aber die Antwort blieb aus. Es gab nichts, das er besaß und das für jemand anderen von Bedeutung oder Wert gewesen wäre. Seine Gedanken wanderten erneut zurück zu seinem Gespräch mit Paul. Wie erstaunt dieser gewesen war, als er erfuhr, dass er einen Organspenderausweis besaß. Paul würde niemals auf die Idee

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