Die leise Stimme des Todes (German Edition)
Yacht zu leben und die Mittelmeerküsten abzusegeln. Hier im Wohnzimmer war seine Passion besonders zu spüren. In einer Ecke des Raumes stand der überdimensionale, historische Anker eines englischen Schoners aus dem 19. Jahrhundert. Der Schreibtisch, den Reuben benutzte, entstammte der Kapitänskajüte des gleichen Schiffes. Reuben hatte die Antiquitäten auf einer Auktion in Rotterdam erstanden. Was die Sachen wert waren, mochte sich Katherine nicht einmal vorstellen.
Neben allerlei Krimskrams, der offensichtlich auch mit dem Segelsport zu tun hatte, stand ein alter Messingsextant auf der Schreibtischplatte. Katherine hatte ihn schon einmal in der Hand gehalten und sich darüber gewundert, wie man mit einem derartig schweren Gerät den Kurs bestimmen konnte, ohne zu zittern.
„So, hier ist Kaffee und Toast“, sagte Reuben, der ein vollbeladenes Tablett ins Wohnzimmer balancierte. Er stellte die Sachen vor Katherine ab und setzte sich ihr gegenüber in einen Sessel. „Während du frühstückst, kannst du mir ja erzählen, warum du hier einziehen möchtest.“
Katherine nahm die Tasse vom Tablett und schenkte sich aus einer alten, friesischen Kaffeekanne ein. Der Geruch des Kaffees kitzelte in ihrer Nase. Es war ein herrlicher Duft. Der Toast war noch warm und die Butter zerlief, als sie die beiden Scheiben bestrich. Aus einer winzigen Schale kleckste sie Brombeermarmelade drauf und verteilte sie gleichmäßig.
„Seit wir uns das letzte Mal gesehen haben, ist viel geschehen“, sagte sie und biss vom Toast ab.
„Wolltest Du nicht zu diesem Kongress?“, fragte Reuben.
„Ich war auf diesem Kongress“, erwiderte Katherine. „Dort bin ich einem Mann begegnet und damit fing alles an.“
In der nächsten Viertelstunde fasste Katherine die Ereignisse an der Klinik zusammen.
„Du siehst also, mein Verdacht hat sich bestätigt, dass etwas beim Tod von Michelle Saranger und Manfred Weber nicht mit rechten Dingen zugegangen ist. ORGANIC tötet Menschen, um an ihre Organe heranzukommen und sie töten die Menschen, für die diese Organe bestimmt waren“, sagte Katherine abschließend.
„Ja“, gab Klaus Reuben zu. „Es ist unfassbar. Aber, was kann man dagegen tun? Du sagst, du hast keine Beweise. Nichts hieb- und stichfestes.“
„Richtig, aber wir haben das Geld, das Gaster mit seinen Verbrechen verdient hat.“
„Dazu hätte ich auch eine Frage“, erklang eine Stimme aus der Küche. Kurz darauf betrat Thomas Gaster den Raum. In seiner Hand eine Waffe und die Mündung dieser Waffe zielte auf einen Punkt zwischen Katherines Augen.
24. Kapitel
Katherine blickte Gaster verständnislos an. Ihr Kopf war leer, so leer, dass sich kein einzelner Gedanke mehr darin befand. Ihr Körper hingegen reagierte mit Fluchtsymptomen. Katherine brach der Schweiß aus allen Poren, ihr Magen zog sich zusammen und ihre Muskeln begannen zu zittern. Schließlich erfasste auch ihr Gehirn, was ihre Augen sahen.
Katherine wirbelte auf dem Sofa herum. „Dann hast du also die ganze Zeit mit Gaster gemeinsame Sache gemacht!“, zischte sie Reuben an.
Ihre Wut steigerte sich, als sie begriff, dass ihre Patienten gestorben waren, weil Reuben einen Lebensstandard pflegte, der sich selbst mit seinem großzügig bemessenen Gehalt als Klinikchef nicht finanzieren ließ. Sein Haus mit der kostbaren Einrichtung. Die Yacht in Malta. Seine Vorliebe für schnelle Autos. Alles mit Blut und Tod bezahlt. Diesem gewissenlosen Schwein hatte sie vertraut, ihn als Freund gesehen. Er hatte seine Hand auf die Krankenakten gelegt, als sie Nachforschungen über die mysteriösen Todesfälle angestellt hatte, und wahrscheinlich war er es auch gewesen, der Gaster auf sie aufmerksam gemacht hatte.
„Am liebsten würde ich dir die Augen auskratzen!“, fauchte sie.
„Katherine“, sagte Reuben ruhig. „Du hättest dich nicht einmischen sollen.“
„Du bist ein Mörder. Menschlicher Abschaum. Jemand, der aus Profitgier Menschen tötet.“
„Ich habe niemanden getötet.“ Eine Feststellung. Reuben versuchte nicht, sich zu verteidigen.
„Aber du hast den Tod vieler Menschen angeordnet, und mit dem verdienten Geld ein Leben in Luxus geführt.“
„Ich habe nicht vor mich zu rechtfertigen. Ich ...“
Gaster war unbemerkt herangetreten. Der Schlag kam derartig schnell, dass Katherine keine Zeit zum Ausweichen blieb. Gasters Faust krachte in ihr Gesicht, warf Katherine in das Sofa zurück.
„Genug geplaudert!“, knurrte er. „Wo
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