Die leise Stimme des Todes (German Edition)
telnet 0 die erforderlichen root-Rechte verschaffen. Diese unbegrenzten Rechte wurden ebenfalls durch ein Passwort und ein login gesichert.
„Möchtest Du wissen, was ich jetzt vorhabe?“, fragte er über seine Schulter.
„Wenn es nicht zu kompliziert ist“, erwiderte Katherine.
„Ich versuche jetzt, auf die Benutzerebene vorzudringen, in der ich unbegrenzte Zugriffsrechte habe. Da ich nun im System selbst bin, brauche ich keinen Trojaner mehr. Ich starte jetzt eine brute-force-attack, einen Gewaltangriff.“
Mark schob eine unscheinbare, unbeschriftete CD in das Laufwerk des Laptops.
„Das System fordert mich gerade auf, das entsprechende Passwort und das login einzugeben. Auf dieser CD sind unendliche viele Kombinationen von möglichen Passwörtern und logins. Ab jetzt läuft alles automatisch. Mein Programm startet einen Versuch, der vom System der Bank überprüft wird. Werden meine Eingaben abgelehnt, schiebt das Programm neue Daten nach.“
„Sagtest Du nicht, man habe nur drei Versuche, um die richtige Kombination einzugeben?“
„Richtig, aber auch damit kommt mein Hackerprogramm zurecht. Nach drei fehlgeschlagenen Versuchen wechselt es automatisch auf einen anderen proxy-server und versucht es mit einer neuen ip, einer anderen Adresse erneut.“
„Wie lange dauert es, bis wir wissen, ob es geklappt hat oder nicht?“
„Nicht lange. Im Normalfall ...“ Der Bildschirm des Laptops verändert sich. Der Schriftzug „Zugang erlaubt“ erschien.
„Schon geschehen“, triumphierte Mark.
Die nächsten zwei Stunden beobachtete Katherine fasziniert, wie Mark Bankdaten manipulierte. Als erstes richtete er ein Konto auf seinen Namen ein. Dieser Vorgang war nicht besonders schwierig, Mark musste nur darauf achten, dass die Kontoeröffnung weit genug zurück lag, aber laut Datum noch in diesem Jahr erfolgt war. Er wählte den 16. Januar 2002 als Termin. Anschließend transferierte er Gasters Geld auf dieses Konto. Bei Nummernkonten war es üblich, sie durch ein Kennwort zu sichern. Mark wählte das Wort „Cohen“. So hatte ein berühmter amerikanischer Jazzmusiker geheißen, der in den Sechzigern verstorben war. Das Kennwort würde Mark niemals vergessen, aber er notierte sich die Kontonummer auf einem kleinen Zettel, den er in seinen Geldbeutel steckte.
Nachdem das Geld vor Gasters Zugriff gesichert war, galt es, die Spuren zu verwischen. Mark wechselte mehrfach die Datenebene und löschte alle Verweise auf log-files, die seine illegalen Manipulationen aufdecken konnten.
Schließlich lehnte er sich im Stuhl zurück und blickte Katherine an.
„Der erste Teil unseres Vorhabens ist vollbracht. Gasters Konto ist leergeräumt. Wenn am Montag bei der Abhebung alles klappt, haben wir siebzehn Millionen Euro. Wir sollten uns überlegen, was mit dem Geld geschehen soll?“
„Du willst immer noch nach Liechtenstein?“
„Ja, es gibt keinen anderen Weg. Ich muss das Geld aus der Bank schaffen. Ich halte es zwar für nahezu ausgeschlossen, dass man uns auf die Spur kommt, aber sicher ist sicher. Gaster darf auf keinen Fall von seinen Verbrechen profitieren. Letztendlich ist das Geld sogar eine Lebensversicherung für uns.“
„Ist es nicht!“, widersprach Katherine. „Er wird alles daran setzen, es wieder zu bekommen.“
„Vielleicht ja, vielleicht nein. Möglicherweise hat er noch andere Konten, von denen wir nichts wissen. Aber in einem Punkt hast du recht, hier ist es zu gefährlich. Wir sollten sofort aus deiner Wohnung verschwinden und sag niemandem wohin du gehst.“
Katherine trat an Mark heran. Ihre Arme umschlangen ihn, so als wolle sie ihn für immer festhalten.
„Was wird noch alles geschehen, bis diese Sache vorüber ist?“, flüsterte sie in sein Ohr.
„Ich weiß es nicht“, gab Mark zu. „Du hast meine Nummer. Ruf mich an, wann immer du möchtest. Ansonsten bin ich Montagnachmittag zurück.“
Mark löste sich sanft aus ihrer Umarmung. „Wir müssen gehen!“
„Pass auf dich auf“, sagte Katherine.
„Alles wird gut gehen“, versprach Mark.
23. Kapitel
Katherine bog in die Straße ein, an deren Ende Klaus Reubens Haus stand. Das weitläufige Anwesen wurde von einem hohen Metallzaun umschlossen und zusätzlich durch eine wild wuchernde Hecke vor den Blicken Neugieriger geschützt.
Nachdem Mark gegangen war, hatte Katherine schnell die nötigsten Sachen in eine Reisetasche gestopft und Reuben angerufen.
„Klaus, ich bin es, Katherine. Ich kann dir
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