Die leise Stimme des Todes (German Edition)
Fehler zu zögern, bevor sie „Nein“ sagte. Über Reubens Gesicht glitt ein Lächeln.
„Gib mir die Nummer, Katherine.“
Seine Stimme hatte sich um eine Nuance gesenkt. Reuben war nicht minder skrupellos, wie sein Partner und Gaster schien nur darauf zu lauern, sie misshandeln zu dürfen. Katherine spürte, dass sie keine Wahl hatte.
Marks Handy klingelte, kurz nachdem er die Autobahn verlassen hatte. Er schaltete den Blinker an und fuhr an den Seitenstreifen.
„Mark Keller?“, fragte eine Stimme aus dem Hörer, die ihm bekannt vorkam, ohne dass er sie einordnen konnte.
„Ja“, antwortete er vorsichtig.
„Sie erinnern sich vielleicht an mich. Wir sind uns letzte Nacht begegnet.“
„Wir sind uns ...?“ Plötzlich begriff Mark, wer da am Telefon war. Gaster! Wie zum Teufel hatte er diese Nummer herausbekommen? Seine Handynummer war nicht im Telefonbuch eingetragen, um sie zu erfahren musste Gaster jemand gefunden haben, der sie kannte. Katherine!, zuckte es durch seinen Kopf. Gaster hatte sich also doch nicht aus dem Staub gemacht, sondern nach ihnen gesucht. Und nun befand sich Katherine in seiner Gewalt!
„Was wollen Sie?“
„Sie haben mein Geld gestohlen. Ich will es zurück!“
Entweder war Gaster dahinter gekommen, dass er das Geld transferiert hatte oder Katherine hatte es ihm gesagt. Freiwillig hatte sie es bestimmt nicht getan. Was sollte er jetzt tun?
„Sind Sie noch da?“, fragte Gaster.
„Ja.“
„Was ist jetzt?“
„Geben Sie mir mein Geld!“, forderte Gaster. „Oder möchten Sie Ihre Freundin schreien hören?“
„Wenn Sie ihr etwas antun, werde ich ...“ Mark wurde im gleichen Moment die Ohnmacht seiner Situation bewusst. Drohungen würden ihm nicht weiterhelfen. Alle Trümpfe lagen in Gasters Hand. Ihm musste etwas einfallen! Dringend! Aber seine Gedanken waren durch die Furcht um Katherine blockiert. Erst einmal Zeit gewinnen.
„Lassen Sie Katherine frei. Ich überweise das Geld zurück, aber es kann eine Weile dauern“, schlug Mark vor.
„Sie stellen mir keine Bedingungen“, fauchte Gaster. „Und mit den Computertricks ist auch Schluss. Ich sage Ihnen, was Sie machen! Wenn Sie nicht genau das tun oder auf die Idee kommen, die Polizei einzuschalten, ruf ich noch mal an und sage Ihnen die Stelle, an der Sie nach Katherine Tallet graben können. Habe ich mich deutlich ausgedrückt?“
„Ja, ich habe verstanden“, resignierte Mark.
„Sie fahren wie geplant am Montag nach Vaduz und heben das Geld ab. Lassen Sie sich einen Barscheck aushändigen. Diesen Scheck legen Sie in einen Umschlag, den Sie wiederum in einen Aktenkoffer legen. Anschließend fahren Sie auf der Autobahn nach Rosenheim. Kurz vor Rosenheim werden Sie auf den ausgeschilderten Rastplatz fahren. Er liegt etwas versteckt, also fahren Sie nicht daran vorbei. Auf diesem Rastplatz gibt es eine öffentliche Toilette. Sie gehen in das Männerklo, in die letzte Kabine und schieben den Aktenkoffer unter der Trennwand in die nächste Kabine. Danach bleiben Sie eine Stunde lang sitzen! Haben Sie das verstanden? Sie verlassen Ihre Kabine nicht! Sollte irgendetwas bei der Geldübergabe schief gehen, wird Ihre Freundin dafür bezahlen.“
„Was ist mit Katherine? Wann lassen Sie ...“
Mark sprach ins Nichts. Gaster hatte aufgelegt.
Der Regen prasselte unaufhörlich gegen die Windschutzscheibe, verschleierte die Welt außerhalb des Fahrzeugs zu einem sinnlosen Muster aus blassen Farben. Mark saß mit geschlossenen Augen, den Kopf gegen die Nackenlehne gelegt und zermarterte sich das Gehirn, was er jetzt noch tun konnte.
Natürlich war ihm klar, dass Gaster nicht zu trauen war. Hatte er erst einmal das Geld, würde er Katherine töten, daran zweifelte Mark keinen Augenblick. Über seine eigene Situation machte er sich ebenfalls keine Illusionen. Wenn er nicht Vorbereitungen traf, würde er den Rastplatz nicht lebend verlassen. Gaster musste bloß warten, bis der Rastplatz unbesucht war und durch die Toilettentür schießen, während er selbst die Minuten zählte, bis die ominöse Stunde abgelaufen war.
Mark grübelte und grübelte, und langsam schälte sich in seinen Gedanken ein Plan heraus. Ein Plan, bei dem ihm Peter Hofmann helfen musste.
Peter und seine Freunde waren Jäger, das bedeutete, sie verfügten über Waffen. Vielleicht gelang es ihnen, Gaster zu überrumpeln. Noch wusste Mark nicht, wie er es anstellen sollte, seine Verbündeten unerkannt auf den Parkplatz zu schmuggeln,
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